«Revolutionary Road» von Sam Mendes

Früher war alles besser. Da gingen die Männer noch arbeiten, und die Frau sorgten sich fleissig um Haus und Kinder. So sieht auch die Ehe der Wheelers aus, die in den 50er-Jahren in einer Vorstadt von New York leben. Frank (Leonardo DiCaprio) nimmt jeden Morgen den Zug, um in einem Grossraumbüro zu vergammeln, während April (Kate Winslet) in der verstaubten Retortenstadt beinahe wahnsinnig wird. Wie ist es bloss so weit gekommen?

Kurz nach dem Krieg haben sich Frank und April kennen gelernt. Er schwärmte von seinem Aufenthalt in Paris, sie träumte von einer Karriere als Schauspielerin. Nun sind sie mit zwei Kindern in einem Familienhaus an der «Revolutionary Road» gelandet. Die Revolution steht ihnen erst noch bevor. April macht den Vorschlag, nach Paris zu fliehen, wo sie im diplomatischen Dienst Geld verdienen möchte, damit Frank sich persönlich finden kann.

Frank ist von der Idee zwar nicht unbedingt begeistert, willigt aber dennoch ein. Doch dann erhält er plötzlich ein Angebot für eine bessere Stelle. Und dann ist da noch die Affäre mit der jungen Sekretärin Maureen (Zoe Kazan). Derweil sorgen an der Revolutionary Road die Besuche der aufdringlichen Nachbarin Helen Givings (Kathy Bates) und vor allem von ihrem verletzend ehrlichen Sohn John (Michael Shannon) für Unruhe.

Gut zehn Jahre nach «Titanic» treffen Rose und Jack nun also wieder aufeinander. Das durch den Untergang des Luxusdampfers auseinander gerissene Traumpaar sieht sich nun mit ganz anderen Herausforderungen als sozialen Schranken und bedrohlichen Eisbergen konfrontiert. Ausreichend Gesellschaftskritik ist in «Revolutionary Road» natürlich trotzdem enthalten. Hier wird ein bedrückendes Bild von einer unterdrückten Gesellschaft gezeichnet. Ist das noch aktuell?

«Revolutionary Road» handelt natürlich nicht lediglich von den Zwängen einer in das Korsett der Ehe gezwängten Liebe. Vielmehr ist es der unfruchtbare Alltag, der hier die Träume und Wünsche der Hauptfiguren erdrückt. Ist ein Ausbruch aus diesen einengenden Normen heute einfacher möglich als vor 50 Jahren? Diese Frage lässt sich zwar einfach mit Ja beantworten. Aber irgendwie entsteht bei der Betrachtung von «Revolutionary Road» doch der Eindruck, als ob sich in mancher Hinsicht nicht so viel verändert hat.

Welche Aussage auch immer im Film vermittelt werden soll, «Revolutionary Road» ist in erster Linie ein hervorragend gespieltes und ausgezeichnet geschriebenes Drama, das auch nicht an zynischen Kommentaren spart. Die Inszenierung von Regisseur Sam Mendes, dem Ehemann von Winslet, ist hauptsächlich zweckdienlich und drängt sich nicht durch formale Verspieltheiten auf. Dadurch kommen die Leistungen der Darsteller natürlich noch besser zur Geltung.

Einzig der Einstieg in die eigentliche Handlung ist ein wenig abrupt ausgefallen. Das lässt sich vermutlich durch Kürzungen erklären: im Trailer sind nämlich noch zusätzliche Szenen von der Hausbesichtigung enthalten, die in der in Zürich der Presse gezeigten Version fehlten. Es ist wünschenswert, dass auf der DVD eine Fassung enthalten sein wird, in der die entfallenen Szenen wieder eingefügt wurden.

Fazit: «Revolutionary Road» ist ein eindrückliches Drama, das durch exzellente Schauspieler und ein packendes Drehbuch auftrumpft.

Bewertung: 5 Sterne

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