Pink Apple 09: «El niño pez» von Lucía Penzo

Inés Efron und Mariela Vitale in «El niño pez»"

Die Schauspielerin, die ich im letzten Jahr am häufigsten in einem Film im Kino gesehen habe, ist vermutlich die Argentinierin Inés Efron. Dabei habe ich gerade einmal drei argentinische Filme gesehen. Im Regiedebüt «XXY» von Lucía Penzo verblüffte sie als Mädchen, das sowohl weibliche als auch männliche Geschlechtsteile vorweist. Danach verzauberte sie als hypochondrische Neurotikerin in «Amorosa Soledad». Zur Eröffnung des 12. Pink Apple war sie in «El niño pez» von Lucía Penzo zu sehen.

Efron spielt Lala, die Tochter in einer wohlhabenden Familie. Sie ist in das aus Paraguay stammende Hausmädchen Guayí (Mariela Vitale) verliebt. Doch auch der Vater, ein Richter, der gerade seine Memoiren schreibt, hat mehr als ein Auge auf die verführerische Schönheit von Guayí geworfen. Da wird der Vater eines Tages tot an seinem Schreibtisch aufgefunden. Von diesem Punkt aus erzählt die argentinische Regisseurin und Drehbuchautorin Penzo eine Weile lang die tragische Liebesgeschichte von Lala und Guayí in Vor- und Rückblenden.

Obschon Guayí immer wieder mit Männern schläft, sind sie und Lala glücklich miteinander und planen ein idyllisches Leben am Ypoà-See, wo Guayí aufgewachsen ist. Nach der Hälfte (oder vielleicht auch erst im letzten Drittel) wird die Handlung plötzlich linear vorangetrieben. Guayí wurde des Mordes verdächtigt und landete im Gefängnis. Die zuvor nach Paraguay in den Heimatort von Guayí geflüchtete Lala fühlt sich schuldig und möchte sich der Polizei stellen. Dann überstürzen sich die Ereignisse.

Inés Efron und Mariela Vitale in «El niño pez»

Im zweiten Spielfilm von Penzo, der auf ihren eigenen Roman basiert, lassen sich einige Fortschritte und auch Konstanten erkennen. Der Stil ist in der ersten Hälfte, vielleicht einfach dem Thema angepasst, verträumter als in «XXY». Elegant fliessend verschachtelt Penzo in diesem Teil die Zeitebenen ineinander und schildert zärtlich und einfühlsam die Handlung zwischen Märchen und Realismus. Eingebettet ist nämlich auch noch die Erzählung vom «Fischkind» aus dem Titel.

In der zweiten Hälfte stürzt die Geschichte von Penzo dann allerdings in plumpe melodramatische Strukturen mit Anleihen aus «Thelma & Louise» ab. Das Hin und Her zwischen Lala und Guayí ist wahrscheinlich vor allem wegen den aus anderen Filmen vertrauten Szenen wenig glaubwürdig oder zumindest wenig originell. Da der Roman aus der Perspektive eines Hundes erzählt wird, erscheinen diese Passagen im Buch bestimmt unverkrampfter als im Film, in dem die Ereignisse aus neutraler Sicht geschildert werden.

Vor allem der Bruch zwischen den beiden Hälften wirkt also störend. Sehenswert ist der Film mit Vorbehalten aber trotzdem – nicht zuletzt wegen Efron. Aber auch die in Argentinien als Sängerin Emme bekannte Mariela Vitale verfügt über eine magische Ausstrahlung.

Fazit: «El niño pez» ist ein leicht unausgeglichenes Drama.

Bewertung: 4 Sterne

(Fotos: ©Xenix Films)

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