Why did we send 150,000 troops to a country that did not attack us, and one-tenth that number to the one that did?
1993 gründete Tom Cruise zusammen mit Paula Wagner die Produktionsfirma Cruise/Wagner Productions. Bis 2006 haben sie vierzehn Filme in die Kinos gebracht, etwa die «Mission: Impossible»-Serie, «The Others» oder «War of the Worlds». Am 2. November 2006 haben die beiden dann auch die Leitung des dahinserbelnden Filmstudios United Artists übernommen, das 1919 von Mary Pickford, Charles Chaplin, Douglas Fairbanks und D. W. Griffith zur Förderung von unabhängigen und künstlerisch anspruchsvollen Filmen gegründet worden ist. Das politisch brisante Drama «Lions for Lambs» war der erste Film, der unter der neuen Leitung enststanden ist.
Cruise spielte gleich selbst eine Hauptrolle. Als aalglatter republikanischer Senator versucht er eine kritische Journalistin (Meryl Streep, «Mamma Mia») in einem exklusiven Interview von seinen neuen Kriegsplänen für Afghanistan zu überzeugen. Während der machtgierige Politiker mit der Journalistin spricht, wird in Afghanistan die neue Strategie bereits in die Tat umgesetzt. Kleine Einheiten sollen die Anhöhen gegen die Kämpfer der Taliban sichern.
Zu den Elitesoldaten gehören auch die dicken Freunde Arian (Derek Luke) und Ernest (Michael Peña, «The Lucky Ones»). Als ihr Helikopter unter Beschuss gerät, verliert Ernest das Gleichgewicht und fällt in die Tiefe. Arian stürzt sich ihm hinterher. In eisiger Kälte versuchen sie die anrückenden Taliban abzuwehren, bis Rettung kommt. Die beiden Soldaten waren bis vor kurzem noch fleissige Studenten von Professor Malley (Robert Redford, «The Natural»). Im Büro des Professors einer kalifornischen Universität sitzt gerade ein desillusionierter Student (Andrew Garfield, «The Imaginarium of Doctor Parnassus»), der im Studium von Politikwissenschaft keinen Sinn mehr erkennen mag.
Diese drei Paare stehen im Zentrum von «Lions for Lambs». Sie sollen die grösste Fehlentscheidung der Regierung von George W. Bush veranschaulichen. Durch den Einmarsch im Irak müssen die USA nun an zwei Fronten ihren «Krieg gegen Terrorismus» führen und haben durch die schlecht geplante Invasion die Rekrutierung und Ausbildung von neuen Kämpfern gegen die imperialistische Nation sogar noch beschleunigt. Bis November 2007 (dem Kinostart von «Lions for Lambs») sind seit Beginn des Kriegs im Irak mehr als 3800 US-Soldaten gefallen (diese Zahl hat sich seither um weitere 500 erhöht), über 28’000 sind verwundet worden.
Ein schneller Sieg ist in weiter Ferne, einfach zurückziehen können sich die USA aber auch nicht. Taliban und Al-Qaida planen die Vernichtung der westlichen Welt. Der Irak bleibt vielleicht trotz eines Rückzugs der US-Truppen stabil, Afghanistan würde aber bestimmt wieder von den Religionsfanatikern zurückerobert werden. Ob sie von dort aus ihr Ziel wirklich erreichen können, sei einmal dahingestellt, die Bevölkerung würde aber noch stärker leiden als unter der letzten Taliban-Herrschaft.
Vor dieser ausweglosen Situation werden in «Lions for Lambs» messerscharfe Wortgefechte in Washington und Kalifornien ausgetragen. Kugeln fliegen derweil den Soldaten in Afghanistan um die Ohren. Der Senator versucht der Journalistin eine Geschichte zu verkaufen, die sie auch sofort weitererzählen sollte. Sie arbeitet nämlich schon lange nicht mehr für ein auf Qualität und Analyse bedachtes Medienunternehmen, sondern für eine profitorientierte Firma, die ihre Kanäle mit möglichst exklusiven und bei Bedarf ungefilterten Nachrichten füllen muss.
Auch der Professur und der Student führen ein Streitgesräch zwischen Ideologismus und Realismus. Was kann ein einzelner Bürger überhaupt gegen die verlogenen Politiker ausrichten? Lohnt sich der Einsatz überhaupt noch? Für den engagierten Professor ist es klar, dass die vom Studenten verinnerlichte, vorsätzliche Ignoranz keine Lösung ist. «Rome is burning,» erklärt er und nur durch aktives Gegenwirken kann der Staat gerettet werden.
Ist der Filmemacher Robert Redford von der Botschaft des von ihm gespielten Professors überzeugt? Das lässt sich nicht genau sagen. Das Drama über Journalismus, Politik und Philosophie lässt die Prinzipen von Regisseur Redford und von Drehbuchautor Matthew Michael Carnahan zwar klar erkennen, bleibt dann aber am Ende erstaunlich offen. Die Niederlage der Journalistin gegen das Medienkonglomerat wird zwar kommuniziert, wie aber die Entscheidung des Studenten ausfallen wird, bleibt unklar.
Ist der Film nun mutiges Plädoyer für mehr politisches Engagement oder doch nur ein hasenfüssiges Dokument der Unentschlossenheit der künstlerischen Elite? So entschlossen, wie in «Lions for Lambs» die Argumente von Kriegsbefürwortern und Kriegsgegnern einander gegenüber gestellt und seziert werden, wird vor allem eines klar: Mit Prinzipien ist noch kein Krieg gerechtfertigt und schon gar nicht gewonnen worden, vor allem wenn aus begangenen Fehlern keine Lehren gezogen werden. Zu heftigen Diskussionen dürfte dieser Film daher anregen. Damit hat er seine Aufgabe mehr als erfüllt.
«Lions for Lambs» war allemal ein würdiges Werk für den Neuanfang von United Artists. Nachdem sich jedoch Paula Wagner 2008 wieder für den Alleingang entschieden hat, ist die Zukunft des Studios, das anschliessend mit «Valkyrie», «Fame» und «Hot Tub Time Machine» nur noch drei weitere Projekte realisiert hat, mehr als ungewiss.
Fazit: «Lions for Lambs» ist ein intelligentes Drama, das längst fällige Fragen aufwirft und zum Mitdenken anregt.
Bewertung:
(Bilder: © Fox)
Ok, wenn es zum Gespräch/Nachdenken anregt, dann werde ich mir das vielleicht dochmal geben und meine Cruise-Abneigung überwinden. Andererseits ist Redford ein Pluspunkt 😉
Sehe gerade, dass die DVD knackige 4 Pfund kostet, Sind aber anscheinend keine Extras drauf. Hm, da werde ich mal nachforschen.