«Eclipse» von David Slade

Kristen Stewart und Robert Pattinson in «Eclipse»

It’s not my virtue I’m concerned about.

Ich bin eindeutig zu neugierig. Sonst hätte ich mir «Eclipse» erspart. Irgendwo habe ich aber gelesen, dass die Verfilmung des dritten Teils der «Twilight Saga» ein Höhepunkt der Serie sein soll. Was für eine Lüge! Das Gegenteil ist der Fall. Die Inszenierung ist zwar nicht schlechter als in «Twilight» oder «New Moon», doch der Inhalt ist ein qualvolle Demonstration repetitiver Belanglosigkeit.

Bella (Kristen Stewart) und der glitzernde Vampir Edward Cullen (Robert Pattinson) sind nach der Trennung in «New Moon» wieder mehr oder weniger glücklich vereint. Sie wünscht sich einfach noch, dass sie von ihm bald in eine Blutsaugerin verwandelt wird. Sein Standardsatz als Reaktion auf diese Forderung lautet einfach «Marry me». Sie einigen sich darauf, dass sie nach dem Schulabschluss die gegenseitige Verbindung in alle Ewigkeit eingehen werden. Dann wird Edward mit seinen spitzen Zähnen in den zarten Nacken von Bella eindringen, und Bella darf sich vielleicht endlich einmal die Kleider vom Leib reissen dürfen. Wie romantisch. Doch da lauern auch noch Konkurrenten und Gefahren.

Einerseits weigert sich der indianische Werwolf-Freund Jacob (Taylor Lautner), Bella einfach so aufzugeben. Obschon er sich zuerst überhaupt nicht mehr bei ihr meldet. Aber Jacob ist eben überzeugt, dass sie in ihn verliebt ist und er die vernünftige Alternative zu Edward darstellt. Immerhin fliesst durch seinen Körper wärmendes Blut. Andererseits ist der Cullen-Clan auch durch eine sich in Seattle entwickelnde Gefahr beunruhigt. Dort beisst ein junger Vampir eine Armee zusammen, die vermutlich zum Angriff auf die Cullens eingesetzt werden soll. Steckt etwa die weiterhin auf Rache sinnende Victoria (Bryce Dallas Howard) dahinter?

Taylor Lautner und Kristen Stewart in «Eclipse»

Wie schon «New Moon» wird auch «Eclipse» durch ein literarisches Zitat eingeleitet. Anstatt Ausschnitte aus Shakespeare wird jetzt das Gedicht «Fire and Ice» von Robert Frost verwendet. Feuer und Eis als Gegensatz zwischen den heissen Werwölfen und den kalten Vampiren ist dann auch ein dominantes Thema im Film. Das reicht nicht wirklich aus, um zwei Stunden zu füllen. Doch da das Zielpublikum sowieso hauptsächlich mit Bella mitschmachten möchte, beginnt schon früh eine sich wiederholende Schlaufe mit den endlosen Liebeserklärungen zwischen Bella und Edward und den finsteren Beteuerungen von Jacob, dass Bella ganz bestimmt auch in ihn verliebt ist. Dazu passende Grossaufnahmen von Pattinson, Stewart und Lautner. Gähn! Fehlt nur noch, dass Edward und Jacob eine Selbsthilfegruppe für verlassene Kreaturen gründen.

Als 18-Jähriger war ich begeistert vom hinreissend leidenschaftlich inszenierten Drama «Bram Stoker’s Dracula». Knapp zwei Jahre später faszinierten mich die feurig leidenden Hauptfiguren in «Interview with the Vampire». Wieso sich Jugendliche für die eindimensionalen Handlungen und blassen Figuren von «New Moon» oder «Eclipse» erwärmen können, kann ich daher überhaupt nicht nachvollziehen. Bella, Edward und Jacob werfen sich lediglich banalste Phrasen an den Kopf und schwelgen in heuchlerischer Nostalgie. So stilisiert Edward in einem Monolog seine Keuschheit zu einer altertümlichen Tugend empor. Er sei aus einer anderen Zeit und hätte seiner Angebeteten höchstens zwei Küsse gestohlen. Aber auch das nur, nachdem er den Vater um Erlaubnis gebeten hätte.

Dieses für einen Vampirfilm völlig unpassende antiquierte Sittenbild wird in «Eclipse» noch deutlicher propagiert als in den ersten beiden Teilen. Dabei wird eigentlich auch gezeigt, dass in vergangenen Zeiten nicht alles besser war. Die Rückblende auf die Vampirwerdung von Rosalie Hale erläutert, wie sie 1933 von ihrem Verlobten und seinen Freunden vergewaltigt und beinahe zu Tode geprügelt wurde. Auch die Geschichte von Jasper Hale aus dem Sezessionskrieg deutet darauf hin, dass die Moral in früheren Jahrhunderten keineswegs intakter war. Doch diese relativierenden Episoden rücken durch die enthaltsamen Versprechungen von Edward, der sogar die intensivsten Annäherungen von Bella abzuwehren vermag, in den kaum wahrnehmbaren Hintergrund.

Regisseur David Slade verliert sich  wie sein Vorgänger in den biederen und unerträglich von Kitsch triefenden Dialogen von Melissa Rosenberg («You’ll always be my Bella»). Die meisten Fragen sind so überflüssig, dass bereits die Figuren erkennen, dass sie nur als Stilmittel dienen. «If I ask you to stay in the car, will you?» erkundigt sich Edward bei Bella, obschon er schon selbst weiss: «Of course not.» Später erwähnt Jacob etwas von «imprinting» und Bella sorgt mit der Frage «Do I wanna know what that is?» dafür, dass auch das Publikum erfährt, wie Werwölfe unfreiwillig ihre Seelenverwandten finden.

Wenigstens ist zwischendurch auch absichtlich ein wenig Ironie enthalten, etwa wenn Bella von ihrem Vater darauf angesprochen wird, ob sie und Edward schon unzüchtig gewesen sind oder wenn wegen dem nackten Oberkörper von Jacob endlich die Frage gestellt wird: «Doesn’t he own a shirt?» Trotzdem bietet auch Slade nicht viel mehr als solides Handwerk. Immer noch recht bescheiden sind die Spezialeffekte. Schnelle Schnitte und Nahaufnahmen sollen davon ablenken. Ein Problem stellen offenbar auch die überdimensionierten Wölfe dar, die in jeder Einstellung ein wenig die Grösse ändern.

Fazit: «Eclipse» ist ein langweiliger Fantasy-Streifen über Vampire und Werwölfe mit biederem Liebeskummer.

Bewertung: 1 Stern

(Bilder: © Ascot-Elite)

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