Vier Filme von Clemens Klopfenstein

«E nachtlang Füürland»Wie kein anderer Schweizer Filmemacher lotet Clemens Klopfenstein in seinen Spielfilmen die Untiefen der Gesellschaft und speziell der zwischenmenschlichen Beziehungen aus. Dabei weist das verspielt radikale Werk des Bieler Künstlers mindestens zwei Konstanten auf. Die eine ist die Durchmischung von Fiktion und Realität, die andere der Schauspieler Max Rüdlinger.

1981 steht Rüdlinger in «E nachtlang Füürland» zum ersten Mal vor der Kamera. Zuvor arbeitete er noch als Nachrichtensprecher beim Schweizer Radio International, nun irrt er als Reporter Max für eben dieses Radio durch eine Berner Nacht. Der alt 68er ist desillusioniert, für die neue politische Bewegung hat er nur noch müde Sprüche übrig. Bis er auf die junge Chrige (Christine Lauterburg, Rüdlingers damalige Lebenspartnerin) trifft.

Die beiden Figuren Max und Chrige entwickelten ein regelrechtes Eigenleben und tauchen nicht nur in Klopfensteins späteren Filmen immer wieder auf, sondern auch in Hugo Sigrists «Giro», ebenso wie in der Fortsetzung «Füürland 2». Zehn Jahre später ist Max immer noch als Reporter unterwegs, muss sich aber auf der Suche nach dem Gewinner eines Wettbewerbs immer wieder demütigen lassen. Da kann ihn auch der Frauenschwarm Polo Hofer nicht mehr retten. Beide Filme sind auf der DVD von «E nachtlang Füürland» sozusagen als Bonusmaterial enthalten.

Max Rüdlinger in «Macao – Die Rückseite des Meeres»Max bleibt der Prototyp des Schweizers, unzufrieden mit sich selbst und der Lage der Nation. Mit geringem Selbstvertrauen aber einem unerschöpflichen Vorrat an Frustration ausgestattet wandelt er lehrmeisternd durch die Welt. Zu Beginn noch auf die Stadt Bern beschränkt, verliert er sich in «Der Ruf der Sibylla» das erste Mal in den Sibyllinischen Bergen, nahe Klopfensteins Wahlheimat im unbrischen Städtchen Bevagna, in «Macao – Die Rückseite des Meeres» dann im Jenseits des Südchinesischen Meers.

Wer lieber einen konventionelleren Einstieg in das Werk von Klopfenstein wünscht, wird mit «Das vergessene Tal» bedient. In der im Gasterntal im Berner Oberland gedrehten Fernsehproduktion lässt Klopfenstein einen Neat-Ingenieur in ein unbekanntes Tal stürzen, in dem Flüchtlinge aus dem Zweiten Weltkrieg das Kriegsende abwarten. Dabei wird immer behauptet, dass «Marmorera» der erste Schweizer Mysterythriller sei. Max ist übrigens für einmal nicht mit von der Partie.

Das Bonusmaterial ist nicht so üppig ausgefallen wie bei den DVDs von «Das Schweigen der Männer» und «Die Vogelpredigt». Die ungewöhnlichen Drehberichte auf «Macao» und «Das vergessene Tal», in denen Klopfenstein Bezüge zwischen seinen vielfältigen Arbeiten herstellt, sind aber allemal sehenswert. Die Beurteilung der Bildqualität fällt zwiespältig aus. Besonders das Bild von «E nachtlang Füürland» ist sehr matt und weist deutliche Kratzer und sonstige Verschmutzungen auf. Die beiden untenstehenden Bilder sollen als Illustration dienen: verkleinert wirken sie zwar nicht schlecht, beim Anklicken werden aber die Mängel offensichtlich. Die übrigen Filme sind in besserem, wenn auch nicht tadellosen Zustand.

«E nachtlang Füürland»

Filme: 5 Sterne
Bild-/Tonqualität: 3 Sterne
Bonusmaterial: 3 Sterne

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