Der lange Tiefschlaf des Schweizer Films

Ziemlich knapp, aber noch nicht wirklich zu spät weise ich hier auch noch auf «Die lange Nacht des Schweizer Films» hin. Die findet heute in Luzern und auch im Schweizer Fernsehen statt.

In Luzern beginnt um 19 Uhr die Vergabe des Schweizer Filmpreises. Übertragen wird die Zeremonie allerdings nicht live. Stattdessen führt Monika Schärer durch ein Programm mit diversen Schweizer Filmen (19.15: Der Oscar-nominierte Kurzfilm «Auf der Strecke», 20.00: «Grounding», 23.05: «Snow White») und stellt um 22.20 Uhr die frischgebackenen Gewinner des Schweizer Filmpreises 2009 vor. Da weht schon fast ein Hauch von Hollywood durch das Programm des Schweizer Fernsehens.

Selbstverständlich wird diese prestigeträchtige Veranstaltung auf SF1 ausgestrahlt. Ups, stimmt nicht! Der Schweizer Film ist auf SF2 verbannt. Wäre ja noch schöner, wenn der momentan wieder ziemlich kränkelnde Schweizer Film auf die Zuschauerzahlen des Schweizer Fernsehens drücken würden. Wo kämen wir denn da bloss hin? Das wäre ganz klar ein Desservice Public. Wer interessiert sich schon dafür, wer heute Abend einen Quartz in die Höhe stemmen darf?

Die Veranstaltung erwähne ich hier aber vor allem, weil ich am Donnerstag noch einen Auftrag für einen Artikel erhalten habe, der heute in der Mittelland Zeitung erschienen ist. Das Thema: «Kannst du auf Samstag 2000 Zeichen über die vielen Aargauer schreiben, die für den CH-Filmpreis nominiert sind?» Offensichtlich hat die Fachstelle Kulturvermittlung des Kantons Aargau einen Hinweis verschickt, in dem erwähnt wurde, dass für den besten Kurzfilm drei Werke mit Aargauer Beteiligung nominiert worden sind: «Ich träume nicht in Deutsch», «Monsieur Sélavy» und «Gehrig kommt».

Den etwas merkwürdigen Auftrag habe ich angenommen. Ich habe vermutet, dass der Artikel als Rahmentext zu einer grösseren Berichterstattung über den Filmpreis erscheinen würde. Worin besteht denn nun die Aargauer Beteiligung an diesen Kurzfilmen? Eine kurze Recherche hat ergeben, dass Personen in verschiedenen Funktionen an der Herstellung von diesen Filmen beteiligt gewesen sind. Von eigentlichen Aargauer Produktionen kann allerdings kaum die Rede sein. So entstand folgender Artikel:

Wenn heute Abend in  Luzern der Schweizer Filmpreis für den besten Kurzfilm vergeben wird, dann fiebern auch mehrere Aargauer Filmschaffende bei der Entscheidung mit. Gleich an drei Produktionen waren nämlich Talente aus dem Aargau beteiligt.

Die in Lenzburg geborene und aufgewachsene Produzentin Franziska Reck konnte schon 2006 positive Erfahrungen mit dem Schweizer Filmpreis sammeln. Damals wurde der von ihr produzierte Kurzfilm «Terra Incognita» von Regisseur Peter Volkart ausgezeichnet. Dieses Jahr ist das gleiche Gespann mit «Monsieur Sélavy», ein verspielter Experimentalfilm über Raum und Zeit, im Rennen um den Filmpreis Quartz.

Die in Bremgarten beheimatete Lisa Blatter, die letztes Jahr ihre Ausbildung an der Zürcher Hochschule der Künste abgeschlossen hat, ist am Drehbuch von «Ich träume nicht in Deutsch» beteiligt. Der Diplomfilm von Ivana Lalovic konnte schon zahlreiche Vorschusslorbeeren einsammeln: Es wurde mit dem Zürcher Filmpreis und an diversen internationalen Festivals geehrt.

Beim dritten Beitrag mit Aargauer Beteiligung,  «Gehrig kommt» von Marc Schippert, zeichnet sich der aus Aarau stammende Jonas Furrer für die Kamera verantwortlich. Eine beachtliche Festival-Karriere hat auch diese Komödie über Nachbarn und einen geliebten Luftschutzkeller schon hinter sich.

Ob Lisa Blatter tatsächlich einmal in Bremgarten gewohnt hat, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Das malerische Örtchen ist aber auf jeden von der Fachstelle Kulturvermittlung als Heimatort angegeben. Nach Abgabe des Artikels hat sich dann auch noch Christoph Schmid von der Fachstelle Kulturvermittlung auf meine Frage über die Bedeutung dieser Nominationen geantwortet:

Seit über fünf Jahren stellt die Fachstelle Kulturvermittlung in Zusammenarbeit mit den Solothurner Filmtagen eine Übersicht der Aargauerinnen und Aargauer zusammen, welche an Filmen beteiligt sind, die in Solothurn gezeigt werden. 2009 waren an den Solothurner Filmtagen erneut rund 20 Filme mit Aargauer Beteiligung gezeigt worden. Dabei hat der Aarauer Severin Kuhn den Nachwuchspreis SuissImage/SSA für seinen vom Aargauer Kuratorium unterstützten Kurzfilm «Niemand nicht weiss» erhalten.

Nun sind für den Schweizer Filmpreis Quartz 2009 gleich drei Kurzfilme mit Aargauer Beteiligung für den besten Kurzfilm nominiert worden. Dies freut das Aargauer Kuratorium, welches für die Filmförderung zuständig ist, und die Fachstelle Kulturvermittlung sehr. Zwei der nominierten Kurzfilme («Ich träume nicht auf Deutsch» und «Monsieur Selavy») werden auch im ersten Block der Kurzfilmnacht-Tour 2009 zu sehen sein, welche am 25. April im Kino Schloss in Aarau Halt machen wird.

Somit sind wohl alle Fragen zur «Langen Nacht des Schweizer Films» geklärt. Ach ja, heute wurde dann auf der Auftaktseite des Kultur- und Gesellschaftsbundes der Mittelland Zeitung auf folgenden Artikel hingewiesen «Filmgala heute erstmals in Luzern.» Das müsste wohl der grosse Bericht sein. Wieder einmal falsch geraten. Mein doch eher winziger Artikel, der am Fuss einer Seite zu finden ist, wurde so prominent angekündigt. Sonstige Hinweise zur grossen Gala, auf die die ganze Schweiz so stolz ist, liessen sich nicht finden. Fortsetzung folgt… vielleicht.

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