Wer einen Film dreht, den sich in Deutschland mehr als 6 Millionen Besucher ansehen, sollte keine Sorgen kennen. Ganz anders sieht es Til Schweiger. Stolz berichtet er im Bonusmaterial zu seinem Megahit «Keinohrhasen», dass er die Kritiker für die Pressevorführungen sorgfältig ausgewählt hat. Denn die Feuilleton- und Internet-Journalisten haben es sowieso auf ihn und seine Filme abgesehen. Da überlegt er sich doch tatsächlich, beim nächsten Film Fahndungsfotos («wie so Terroristenfotos») von ungeliebten Pressevertretern auszuhängen.
Damit ich Schweiger und seine Vorurteile nicht enttäusche, merke ich hier gleich einmal an, dass «Keinohrhasen» etliche Schwächen hat. Dennoch hat mir die Komödie zwischendurch sehr gut gefallen. Schweiger spielt den überheblichen Journalisten Ludo, der nach einem Betriebsunfall von einer Richterin zu Sozialarbeit verurteilt wird. Die Strafe muss er in einem Kinderhort leisten. Dort trifft er auf die Erzieherin Anna (Nora Tschirner), die in ihrer Jugend von Ludo gequält wurde. Nun könnte sie sich rächen, verliebt sich aber stattdessen in ihn.
Den Einstieg in die Geschichte hat Drehbuchautor Schweiger zusammen mit seiner Schreibpartnerin Anika Decker ziemlich schwerfällig gestaltet. Bis endlich Anna und vor allem ihre von Alwara Höfels gespielte Kollegin Miriam auftauchen, kommt die Komödie nicht so richtig in Schwung. Vielleicht liegt das aber auch nur daran, dass ich Stinkefinger zeigen und «Arschloch» schreien nicht besonders witzig finde. Danach wird die Komödie zwar noch obszöner, aber auch schwungvoller.
Tschirner ist zuckerüss, und Höfels erhält charmant trockene Dialoge: «Er hat sie in den Schlaf geleckt.» So schleimig die von Schweiger gespielte Figur ist, so sympathisch führt der Regisseur auf der Blu-ray-Disc durch den Film. Als Regisseur ist zwar nicht übermässig talentiert, trotzdem gelingt ihm eine kurzweilige und phasenweise höchst amüsante Komödie. Bleibt zu hoffen, dass er irgendwann seine Paranoia gegenüber Journalisten ablegt.
Auf der Blu-ray-Disc kann der reguläre Audiokommentar ruhig übersprungen werden. Da zeigt sich Schweiger wenig mitteilsam: «Jetzt muss ich mal überlegen, ob ich was wichtiges vergessen habe.» Auf einer zweiten Blu-ray-Disc wird der Audiokommentar mit einer halben Stunde zusätzlichem Material ergänzt, wie etwa misslungenen Aufnahmen oder zusätzlichen Erklärungen. Im langweiligen Drehbericht (20 Minuten) werden zuerst die Figuren erklärt, dann wird zehn Minuten von Schweiger geschwärmt.
Neben verpatzten (10 Minuten) sind auch entfallene Szenen (39 Minuten) und Aufnahmen von den Vorsprechen enthalten. Sehenswert ist aber vor allem das Interview (37 Minuten), das ein Jahr nach dem Filmstart aufgenommen wurde. Darin erklärt Schweiger nicht nur seine eingangs erwähnte Abneigung gegenüber gewissen Journalisten, sondern erläutert auch noch seine Verschwörungstheorien bezüglich dem deutschen Filmpreis. Da sich Schweiger zudem die Frage stellt, wie man eine DVD vollkriegt, stellt er noch Plakatentwürfe und Trailer vor.
Die Bildqualität der Blu-ray-Disc ist einwandfrei. Und da kann ich noch einmal den Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller mit einem Zitat vom Audiokommentar zu Wort kommen lassen: «Ja, das sind einfach tolle Bilder. Wenn ich das so sagen darf.» Darf er also. Der Film ist nicht nur witzig, sondern sieht auch noch gut aus.
Film:
Bildqualität (Blu-ray):
Tonqualität (Blu-ray):
Bonusmaterial (Blu-ray):
(Bild: ©Warner Bros.)