Vom Workshop der Brüder Guillaume bis nach Indien

Frédéric und Samuel Guillaume am Monstra

Wenn jedes Festival in einer so schönen Stadt wie Lissabon stattfinden würde, käme ich wohl nur selten dazu, über die Filme zu schreiben. Stimmt natürlich nicht ganz. Gestern habe ich mich nach einem Stadtrundgang auch noch einige Veranstaltungen des Monstra angeschaut. Da stand zunächst ein Workshop mit den Zwillingen Frédéric und Samuel Guillaume auf dem Programm, den Regisseuren von «Max & Co», die gerne über Journalisten lästern.

Auf dem Bild oben erklärt Samuel gerade die Funktionsweise einer Puppe. Zuhörer sind Fernando Galrito (l.), der künstlerische Leiter des Festivals, und der Schweizer Animationsfilmer George Schwizgebel (r.), der hier in der Jury der Langfilme sitzt. Anschliessend erzählten die Brüder, wie sie ihr Projekt entwickelt haben und besonders welche Techniken sie bei der Umsetzung angewendet haben.

«Max & Co»

Vor allem über die Finanzierung gibt es einige haarsträubende Anekdoten. So wollte etwa ein potentieller Geldgeber gleich einmal zwei Drehbuchautoren mit «passenden» Ideen vorbeischicken. In ihrer Fassung hätte Max unbedingt auf einem Skateboard durch die Gegend rasen müssen. Zudem haben sie erzählt, dass sie ursprünglich die ganze Geschichte ohne Dialoge erzählen wollten. Ihr Produzent hat sie dann aber davon abgebracht, weil das nicht funktioniere. «WALL•E» hat erst später das Gegenteil bewiesen.

Am Abend zuvor haben sich Sam und Fred beim gemeinsamen Abendessen auch noch über Jornalisten ausgelassen, die beim Filmstart von «Max & Co» höchst seltsame Artikel verfassten. Nachdem Fred an einem Presseanlass in Zürich war und Sam gleichzeitig an einem Festival den Film promotete, wurde beispielsweise in einem Artikel behauptet, dass Sam in Wahrheit in seiner Wohnung in Fribourg sei. Vor einem Jahr hätten sie darüber fast Weinen müssen, jetzt können sie nur noch lachen und müssen zugeben: «Alles ist wahr.» Auch wenn es nicht wirklich wahr ist.

Nach dem Workshop schaute ich mir zunächst noch das letzte Programm des Wettbewerbs der Studentenfilme an. Handwerklich waren die meisten Werke von sehr hohem Niveau, inhaltlich teilweise ein wenig zu orientierungslos. Ausgerechnet beim zauberhaftesten Beitrag, der Fabel «Second Wind» von Ian Worrel, wurde durch ein Abspielfehler alle paar Sekunden das Bild verschoben. Amüsant war die Verwechslungskomödie «Whoops Mistake» von Aneta Kýrová, und dann gab es auch noch die Schweizer Beiträge «Grosse Pläne» von Irmgard Walthert und «In Limbo» von Michèle Ettlin zu bewundern.

Den Abschluss des Tages bildete der Langfilm «Sita Sings the Blues». Regisseurin Nina Paley verarbeitete darin das schmerzhafte Ende einer Beziehung und stellt ihr Schicksal der indischen Legende von Sita gegenüber. Eine zusätzliche Erzählebene entsteht durch die Lieder der Jazzsängerin Annette Hanshaw, durch die Sita ihr Liebesleid klagt. Das Resultat ist ein betörendes Werk, dass man sich besser nicht erst kurz vor Mitternacht ansieht. Die Sinne werden nämlich recht gefordert – auch durch zahlreiche sich wiederholende Elemente.

So. Jetzt habe ich doch noch ein paar Zeilen über das Festival schreiben können. Heute folgt noch die Abschlusszeremonie, und Morgen geht es dann schon wieder zurück in die Schweiz. Dort ist unterdessen hoffentlich zumindest der Frühling langsam angekommen.

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