Deutsche Komödie verdrängt die Konkurrenz

«Paul Blart: Mall Cop»

Das ist zum Schreien. Es sieht tatsächlich fast so aus, als ob in den Deutschschweizer Kinos bald nur noch synchronisierte Filme zu sehen sein werden. Die Komödie auf dem Spitzenplatz der Besucherrangliste des vergangenen Wochenendes stammt zwar nicht direkt aus Deutschland, US-Komödiant Kevin James ist allerdings nirgendwo in der Deutschschweiz mit seiner Originalstimme zu hören. Wirkliche Filmliebhaber können das verschmerzen, denn das Niveau von «Paul Blart: Mall Cop» (oder eben «Der Kaufhaus Cop», schön neudeutsch ohne Bindestrich) erhebt sich wohl kaum über die Gürtelschnalle von James. Aber wer kein Englisch versteht und zu faul zum Lesen ist, kann sich doch gleich eine deutsche Komödie ansehen.

Andere Filme widersetzen sich allerdings dem Trend zur Verdummung. Da ist zunächst einmal der unermüdliche «Slumdog Millionaire», der gegenüber der Vorwoche wieder ordentlich zulegen konnte und nur in den hinterletzten Landkinos in der kulturlosen Variante läuft. Paradebeispiel ist aber «Gran Torino», der am vierten Wochenende nur leicht Besucher verloren hat. Vor einigen Wochen waren in Aarau eine englische und eine synchronisierte Version im Einsatz. Letzte Woche wurde dann der auf deutsch fluchende Clint Eastwood aus dem Programm genommen. Wer sich «Gran Torino» nicht in der Originalfassung ansieht, hat ja wirklich einen gehörigen Dachschaden. Wann sehen bloss die Verleiher endlich ein, dass langfristig der Verzicht auf Synchronisationen sowieso die günstigere Variante ist?

Ein weiterer Beweis gegen die These, dass Synchronisationen auf dem Vormarsch sind, liefert «Beverly Hills Chihuahua», die schon am ersten Wochenende elende Zahlen vorweist. Trotz Einsatz in 41 Kinos debütiert die Hundekomödie mit einem mageren Kopienschnitt nur gerade auf dem 5. Platz. Besser ergeht es da der Schweizer Komödie «Die Standesbeamtin», die noch ein wenig an Besuchern zulegen konnte und dadurch nur einen Platz einbüsste. «Die Standesbeamtin» ist übrigens in der ganzen Deutschschweiz unsynchronisiert zu sehen. Bleibt noch die Meldung, dass «Che: The Argentine» von Steven Soderbergh und der Animationsfilm «The Tale of Despereaux» auch noch neu in den Top Ten auftauchen.

Ein verregnetes Wochenende sorgt für eine leichte Erholung der Besucherzahlen in den Deutschschweizer Kinos. Nach dem niederen Wert der Vorwoche ist die Gesamtbesucherzahl der zehn meistbesuchten Filme um 41,3 Prozent auf beruhigende 111’732 geklettert. Der Wert vom vergangenen Wochenende liegt vor allem auch erfrischende 49 Prozent über den 74’993 Eintritten, die vor einem Jahr am 13. Wochenende des Jahres gezählt wurden. Damals sackte der Tanzfilm «Step Up 2 the Streets» am dritten Wochenende deutlich ein. Die 103’582 von 2007, als «Mr. Bean’s Holiday» der Konkurrenz davonradelte, wird immerhin um 7,9 Prozent überboten. «The Pink Panther 2», «Yes Man», «Watchmen» und «The Unborn» haben sich aus den Top Ten verabschiedet.

Besucherrangliste vom Wochenende, 26. bis 29. März 2009

Rang. (Vorwoche.) Filmtitel (Verleiher)
Besucher | ± | Bes. Total | Wochen | Leinwände | Bes. pro Leinwand

1. (neu) Paul Blart: Mall Cop (WDSMP)
32’062 | – | 32’062 | 1 | 29 | 1105

2. (1.) Slumdog Millionaire (Pathé)
19’561 | +22,2% | 211’886 | 10 | 32 | 611

3. (2.) The Reader (Elite)
12’110 | -0,7% | 76’763 | 4 | 23 | 526

4. (3.) Die Standesbeamtin (WDSMP)
10’579 | +0,6% | 26’772 | 2 | 31 | 341

5. (neu) Beverly Hills Chihuahua (WDSMP)
8404 | – | 8404 | 1 | 41 | 204

6. (5.) Gran Torino (WB)
7572 | -3% | 52’778 | 4 | 29 | 261

7. (4.) Marley & Me (Fox)
7162 | -27,3% | 70’765 | 4 | 38 | 188

8. (6.) Confessions of a Shopaholic (WDSMP)
5767 | -25% | 28’172 | 3 | 25 | 230

9. (neu) Che: The Argentine (Elite)
4859 | – | 4859 | 1 | 11 | 441

10. (neu) The Tale of Despereaux (Universal)
3656 | – | 7921 | 2 | 26 | 140

(Quelle: SFV)

1 comment

  1. Verzicht auf Synchronisationen? Schön wärs, aber leider reines Wunschdenken, denn das Publikum in Deutschland ist an synchronisierte Filme gewöhnt und wird sich kaum umerziehen lassen. Und da ist es für Schweizer Verleiher halt billiger, diese einfach zu übernehmen, statt Untertitel produzieren zu lassen. Ihr lautstarkes Bekenntnis zur Schweizer Kinokultur, wie letzte Woche im «Tages-Anzeiger» zu lesen, halte ich für wenig glaubwürdig. Aber vielleicht bin ich zu pessimistisch.

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