«I Am Legend» mit Will Smith (Blu-ray)

Will Smith in «I Am Legend»

1954 ist von Richard Matheson die packende Novelle «I Am Legend» über eine von Vampiren verseuchte Zukunft erschienen. Hielt sich die erste Verfilmung, «The Last Man on Earth», noch weitgehend an die Handlung der Novelle, wich die Inszenierung «The Omega Man» mit Charlton Heston sehr weit von der Vorlage ab. Der Film «I Am Legend», die Version mit Will Smith, ist leider viel näher an «The Omega Man» als an der Geschichte von Matheson.

Zu Beginn des Films «I Am Legend» erklärt eine Wissenschaftlerin (von einer bekannten britischen Schauspielerin gespielt), dass ein Virus entwickelt wurde, das an Krebs erkrankte Menschen heilt. Das Jahr ist 2009. Drei Jahre später ist Manhattan menschenverlassen. Autos stehen kreuz und quer in den teilweise von Pflanzen überwachsenen Strassen umher. Dann taucht plötzlich ein Auto auf. Darin sitzt Robert Neville (Smith), der mit seinem treuen Schäferhund Sam auf Rentierjagd ist.

Robert Neville scheint der letzte Überlebende einer durch das Virus ausgelösten Seuche zu sein. Das Heilmittel gegen Krebs mutierte nämlich nach den ersten Tests in ein vernichtendes Virus, dass 90 Prozent der Weltbevölkerung tötete. Gerade einmal 1 Prozent zeigte sich immun dagegen. Doch diese resistenten Menschen wurden von den übrigen 9 Prozent ausgelöscht, die sich in blutrünstige, lichtscheue Monster verwandelten. Nun versucht Neville, der früher als Virologe für die Armee arbeitete, nicht einfach zu überleben, sondern im Labor seines verschanzten Hauses ein Gegenmittel zu finden. Zudem hofft er auf weitere Überlebende.

Will Smith in «I Am Legend»Der Film hat nur sehr wenig mit der Vorlage von Matheson gemein. In der Geschichte von Matheson wird die Krankheit durch Bakterien übertragen, und die infizierten Menschen verwandeln sich in Vampire. Neville möchte in erster Linie herausfinden, wie die Kreaturen getötet werden können. Der Wunsch nach Heilung von erkrankten Lebewesen taucht nur im Hintergrund auf. Vielmehr ist die Novelle eine bis ins letzte Detail brillant konzipierte, eindringliche Charakterstudie eines vereinsamten Menschen.

An den Details zerbricht nun die Verfilmung von Francis Lawrence. Schon die Einführung sorgt unfreiwillig für Erheiterung. Die digitalen, wie Gummibälle herumhüpfenden Rentiere sind Vollkommen lächerlich, und auch die hervorstürzenden Löwen sind nicht viel besser gelungen. Die digital aufgebesserten Monster sind zwar schrecklich (von der Gestaltung her), aber auch nicht wirklich erschreckend (bezüglich Wirkung). Die teilweise lausigen visuellen Effekte sind aber nur halb so störend wie das löchrige Drehbuch.

So haben sich die Filmemacher bei der Verlegung der Handlung von Los Angeles nach Manhattan ganz offensichtlich nicht besonders viel überlegt. In der Novelle von Matheson hat Neville alle um sein Gebäude stehenden Häuser abgebrannt, damit die Vampire nicht von den Dächern auf sein Haus springen können. In Manhattan ist das nur schlecht möglich. Trotzdem bewegt sich Neville mit Vorliebe in der Gegend der Wolkenkratzer. Da auch die Monster in der Verfilmung ausschliesslich auf UV-Strahlen negativ reagieren, würden die schattigen Häuserschluchten Neville nur wenig Schutz vor Angriffen bieten. Im Gegensatz zu den tagsüber komatösen Vampiren aus der Novelle sind die Kreaturen im Film nämlich rund um die Uhr äusserst aktiv und stellen Neville sogar Fallen.

Faszinierend ist die Ausgangslage allemal, die Handlung wird meist flüssig voran getrieben, und Will Smith spielt gewohnt solide. Die Verwendung des Titels «I Am Legend» ist aber schlicht unverschämt und ist Hauptursache für die niedrige Bewertung. Mit Ausnahme der Grundidee hat nämlich auch dieser Film nur sehr wenige Berührungspunkte mit der Vorlage. Stattdessen orientierten sich die Drehbuchautoren Mark Protosevich und Akiva Goldsman vielmehr an «The Omega Man». Während die beiden bisherigen Verfilmungen den ehrenhaften Ausweg gewählt und den Titel abgeändert haben, täuscht «I Am Legend» skrupellos eine Verwandschaft mit der Novelle von Matheson vor.

Der Film ist aber ganz bestimmt kein direkter Nachkomme der Novelle, sondern eher ein weit entfernter Cousin. Im Gegensatz zu Matheson haben die Filmemacher nur wenig Wert auf die Atmosphäre und die Charakterisierung ihres Protagonisten gelegt. So schleppt sich der Film «I Am Legend» zwischendurch ziemlich schwerfällig von einer Szene zur nächsten. Das Ende, in dem völlig unnötig Gott ins Spiel gebracht wird, ist dann auch noch erbärmlich kitschig. Bleibt zu hoffen, dass die Geschichte von Matheson in ein paar Jahren vielleicht doch einmal verfilmt werden wird.

Auf der Blu-ray-Disc (BD) ist nun eine alternative, um etwa vier Minuten längere Version enthalten. Die Fassungen unterscheiden sich vor allem durch den Schluss. Das scheinheilige Ende der Kinofassung wird aber einfach durch einen ebenso unbefriedigenden, beinahe noch kitschigeren Ausgang ersetzt. Die BD überzeugt aber durch fantastische Bildqualität mit hoher Detailschärfe, welche die Einsamkeit in den leeren Strassen von New York spürbar macht, und die anständige Tonspur in Dolby TrueHD 5.1.

«I Am Legend: Isolation»Das Bonusmaterial auf der BD ist nicht zu verachten. Da sind einerseits vier hochaufgelöste animierte Kurzfilme. «I Am Legend: Sacrificing the Few for the Many» zeigt den Ausbruch der Infektion in einem Camp. Der 6-minütige Streifen «I Am Legend: Isolation» (Bild 3) erzählt von einem Gefangenen in einem Hochsicherheitsgefängnis in Colorado, das wegen dem Virus geräumt wird. Nur dieser Schwerverbrecher wird ohne Nahrung in seiner Zelle zurückgelassen. «I Am Legend: Shelter» entführt zudem nach Indien und «I Am Legend: Death As A Gift» nach Japan (oder vielleicht Korea). Ebenfalls in HD ist ein 20-minütiger Bericht über die reale Bedrohung durch mutierte Viren enthalten.

Interessante Einblicke bietet der 52-minütige Drehbericht (in Standard-Auflösung), in dem auch Matheson drei Mal ganz kurz etwas sagen darf. Ob ihm die neue Umsetzung gefallen hat, lässt sich daraus aber nicht entnehmen. Dafür erklärt Lawrence, dass die Auseinandersetzung mit geistlichen Fragen beabsichtigt gewesen sei und das Ende eine katharsische Wirkung entfalten soll. Die hat sie bei mir ganz bestimmt verfehlt. Die Kurzfilme sind auch auf der regulären DVD enthalten, die beiden Dokumentationen nur auf der «Special Edition».

Film: 2 Sterne
Bildqualität (Blu-ray): 6 Sterne
Tonqualität (Blu-ray): 5 Sterne
Bonusmaterial (Blu-ray):
4 Sterne

(Bilder: ©Warner Home Video)

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