Als ich «Der weisse Planet» im Kino gesehen hatte, habe ich mich vor allem über den belanglosen und unergiebigen Originalkommentar von Polarforscher Jean-Louis Étienne geärgert. Bei der Betrachtung der DVD habe ich feststellen müssen, dass die deutsche Fassung, gesprochen vom Sänger Ben, keinen Deut besser ist. Davon aber später mehr. Visuell ist der Dokumentarfilm nämlich eine Augenweide.
«Der weisse Planet» hält in wunderschönen Bildern die stille Schönheit der Arktis fest. Eine Eisbärenmutter zieht zwei Junge auf, ein Polarfuchs ist auf Nahrungssuche bei den Lummen, die Karibus begeben sich auf ihre seltene Wanderschaft und die Meerestiere kämpfen sich durch das Eis. Ganze drei Jahre sollen die Dreharbeiten gedauert haben: Fünf Kamerateams trugen im hohen Norden Kanadas, in den Eiswüsten Grönlands, in der Tundra Sibiriens, auf und unter dem Packeis über 1000 Stunden Filmmaterial zusammen.
Die Informationen über die Dreharbeiten stammen aus den Presseunterlagen, denn im Film wird auf den enormen Aufwand, der betrieben worden ist, und auf die Einzigartigkeit einiger Aufnahmen praktisch überhaupt nicht hingewiesen. Schon für «Die Reise der Pinguine» haben die französischen Filmemacher quälende, esoterische Kommentare und Musik mit den Bildern der Natur verknüpft. In «Der weisse Planet» sind die Kommentare nun einfach belanglos, die Musik schwankt zwischen wunderschönen orchestralen Werken bis hin zu einigen schmerzhaften Jaulgesängen des Björk-Klons Jorane. Dabei sind die Aufnahmen von den Tieren tatsächlich zauberhaft. Der Dokumentarfilm erhält daher zwar die Höchstwertung für die Bilder, Abzüge gibt es allerdings für Kommentar und Musik.
Die vom Erzähler gelieferten Auskünfte über die Tierwelt in der Arktis sind sehr spärlich – sowohl in der französischen als auch in der deutschen Fassung. Der Text wurde eben doch fast wortwörtlich übernommen. Das führt dann auch dazu, dass der Sänger Ben mit knabenhafter Stimme erzählt: «Es wurden lange Monate, als ich mich in den hohen Norden bis ans äusserste Ende der Welt wagte.» Mutig, mutig, kleiner Ben! Wenn er dann noch hinzufügt, «ich kämpfte mit Schneestürmen und mit der Polarnacht auf den Wanderungen durch die Eiswüste,» atmen wir beruhigt auf, dass er diesen harten Kampf überlebt hat. Obschon…
Wer also etwas über die Tierwelt in der Arktis erfahren möchte, muss entweder auf einen anderen Dokumentarfilm oder Bücher ausweichen oder kann sich auf der offiziellen Schweizer Website von «Der weisse Planet» weiterbilden, etwa durch das Dossier für Lehrkräfte. Auch die DVD hält ein paar zusätzliche Informationen bereit. Ein halbstündiger Drehbericht begleitet die Crew zu den Dreharbeiten in der Arktis und schildert den enormen Aufwand, der wegen den widrigen Umständen betrieben werden musste, entweder im Kampf mit den Elementen oder wegen der Wendigkeit der Tiere. Gegen das Ende spricht Co-Regisseur Thierry Ragobert auch noch über die Manipulation der Emotionen. Anders als auf der DVD-Hülle angegeben ist auch die französische Tonspur enthalten.
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(Bilder: ©Filmcoopi)