«Star Trek»: 20 Minuten mit Eric Bana

Eric Bana in «Star Trek»

In «Star Trek» spielt Eric Bana den furchteinflössenden Romulaner Nero. An der Pressekonferenz und den anschliessenden Gruppeninterviews in Berlin war er allerdings überaus freundlich und wohlgelaunt. Um ganz ehrlich zu sein, verrate ich hier noch, dass nur zwei Fragen von mir stammen. Und nach dem Haarwuchs von Bana habe ich mich also nicht erkundigt. Aber die ersten Fragen stellte sowieso Bana an uns.

Eric Bana: Also, meine erste Frage: Was hat euch dazu verführt, an dieses «Star Trek»-Junket zu kommen? Was war eure Motivation? Wart ihr nervös, die Rolle von Journalisten zu spielen?

Wir sind hier, weil wir bezahlt werden.
Wir sind also alle aus dem gleichen Grund hier.

Wie fühlt es sich an, wieder in Berlin zu sein? Du kennst das Land ziemlich gut.
Nein, ich habe genau genommen nicht viel Zeit hier verbracht. Ich war schon einige Male hier, an Junkets und Filmfestivals. Aber das erlaubt nicht wirklich Zeit, um sich etwas anzusehen. Das letzte Mal war das möglich, aber dieses Mal überhaupt nicht. Ich bin hier im Hotel und dann leider gleich wieder am Flughafen.

Aber du sprichst ein wenig Deutsch?
Ein wenig. Meine Mutter ist aus Deutschland. Die Familie meines Vaters stammt aus Kroatien. Aber ich wurde in Australien geboren und aufgezogen und spreche daher leider keine der beiden Sprachen.

Es gibt viele hässliche Bösewichte in «Star Trek». Du hattest also ziemlich Glück, dass du einen Romulaner spielst, der nur eine kleine Maske verlangt?
Ich war von der Idee begeistert, hinter einer Figur zu verschwinden. Das war eine einzigartige Möglichkeit, weil sie in Hollywood sonst immer möchten, dass du so gut wie möglich aussiehst. Mich hat die Vorstellung gereizt, möglichst viel aufgeklebtes Make-up zu tragen und wirklich unerkennbar zu sein. Ein grosser Vorteil war auch, eine Rolle zu verkörpern, die es zuvor noch nicht gab.

Siehst du deine Figur als Bösewicht? Er ist ein eher ungewöhnlicher Bösewicht, der für seine Familie kämpft.
Ja, das stimmt. In Bezug auf die Handlung und den dramaturgischen Bogen ist er unbezweifelbar der Bösewicht. Aber was mir beim Lesen des Drehbuchs an der Figur gefallen hat, war seine Motivation. Das war mir wichtig. Ich habe mit J.J. schon früh darüber gesprochen, damit wir die Figur verstehen. Das war natürlich schwierig, weil es im Grunde ein Heldenfilm ist. Es geht darum, diese Figuren des Raumschiffs Enterprise einzuführen. Wir mussten sicherstellen, dass gerade genügend Material für Nebendarsteller wie Nero vorhanden ist, damit klar wird, was und wieso er so handelt. Für das Publikum ist es spannender, wenn es wenigstens die Gedanken der Figuren versteht.

Aber ist es für dich von Bedeutung, seine Herkunft zu kennen?
Nun ja. Als Kinogänger bin ich nicht zufrieden, wenn ein Bösewicht auftaucht und mir einfach gesagt wird, er ist der Bösewicht. Das reicht mir nicht. Ich möchte wissen, wieso? Wieso versucht er, diese Person zu ermorden?

War es ein wenig enttäuschend, dass Nero im Vergleich zu früheren «Star Trek»-Bösewichten, wie etwa Khan, nicht ganz so bombastisch auftritt?
Ich habe bisher keinen einzigen «Star Trek»-Film gesehen.

Du hast noch überhaupt nichts von «Star Trek» gesehen?
Als Kind habe ich die Fernsehsendung geschaut. Die Kinofilme hatte ich nicht gesehen und wollte sie auch nicht sehen. Wenn ich mich auf eine Rolle vorbereite, möchte ich nichts sehen. Wenn du ein Drehbuch liest und du dich für etwas entscheidest, möchtest du es machen, weil du gewisse Ideen hast, wie die Figur aussehen, sich anhören und sein wird. Dann versucht du zu verhindern, dass diese Vorstellung beeinflusst wird. Es existiert eine schmaler Grat zwischen Vorbereitung und Recherche. Manchmal hilft Recherche nicht. In diesem Fall hatte ich eine Vorstellung, wie ich die Rolle spielen möchte. Da hätte es mir nicht geholfen, wenn ich andere Bösewichte und Darstellungen angeschaut hätte. Aber nun bin ich auf die Filme gespannt, denn «Wrath of Khan» wurde immer wieder erwähnt.

Hast du trotzdem gewisse Aspekte erforscht, etwa die Mythologie der Romulaner?
Nein, es war für mich nicht wirklich eine Rolle, die viel Recherche erforderte. Da es eine neue Figur ist, drehte es sich mehr um meine Vorstellungen als um Dinge, die ich lesen würde. Das habe ich genossen, den ich spiele häufig Rollen, die viel Nachforschung verlangen. Nicht so in diesem Fall. Hier ging es darum, meine Vorstellungen und die Ergebnisse aus den Diskussionen mit J.J. vor die Kamera zu bringen. Das war mir wichtiger, als zu wissen, woher die Romulaner stammen. Das hilft meiner Darbietung in diesem Fall nicht wirklich.

Wie hat es sich angefühlt, als du dich erstmals in einem Spiegel gesehen hast? Ohne Haare und mit den Tattoos?
Es ist aufregend. Es war zu Beginn seltsam. Ich trage nämlich mehr Make-up, als es den Eindruck macht. Ich war kahlrasiert, damit auf meinem Kopf Latex verwendet werden konnte. Von der Nasenspitze bis zum Hinterteil meines Schädels wurde eine Prothese aufgeklebt. Als ich dann das erste Mal in den Spiegel geschaut habe, stellte ich fest, dass sich mein Gesicht nicht mehr auf Bewegungen reagiert. Wie das Gesicht einer Frau aus Beverly Hills mit zu viel Botox. Ich musste also meine Mimik anpassen, um durch das Make-up zu spielen. Du verlierst deine Augenbrauen, ein Teil deiner Augen, deine Stirn, ein Teil der Nase. Das sind alles wertvolle Werkzeuge um sehr kleine Emotionen zu kommunizieren. Wir haben also die Maske und den Leim ein wenig verändert, und ich habe vor dem Spiegel geübt, wie unterschiedliche Gebärden gelesen werden. Für gewöhnlich sehe ich mir nach einer Aufnahme nicht gerne den Monitor an. Bei diesem Film habe ich mich aber darauf verlassen, um sicher zu sein, dass auch wirklich die von mir beabsichtigten Emotionen vermittelt wurden.

Wie hat es dich ohne Haare angefühlt?
Es spart viel Zeit. Ich habe mich schon ein paar Mal rasieren müssen. Es stört mich also nicht. Es ist ehrlich gesagt ziemlich angenehm. Ich verstehe, wieso einige Religionen den Kopf rasieren. Du musst nie in den Spiegel schauen, du musst dich nie darum kümmern, wie es aussieht, und es ist hygienisch.

Eric Bana an der Premiere von «Star Trek» in BerlinWie lange dauerte es, bis sie wieder nachgewachsen waren?
Meine Haare wachsen ziemlich schnell. Innerhalb von wenigen Wochen hatte ich wieder kurzes Haar.

Haben die Tattoos eine Bedeutung?
Nein. Wir entwickelten verschiedene Muster und spielten damit. Einige sahen als Zeichnung gut aus, aber wenn sie aufgetragen und mit der Kamera getestet wurden, sahen sie seltsam aus, manchmal wie ein Symbol. Wenn man ein gewisses Muster für eine Weile anschauten, sah es plötzlich wie ein «W» aus. Dann fragt sich das Publikum, wieso hat er ein «W» auf dem Kopf. Wir haben also ein Muster im Einklang mit dem Aussehen gewählt, das nicht zu dominant wirken würde.

Wieso hast du den Romulaner mit einem amerikanischen Akzent gespielt?
Ein Australier wäre nie zugelassen worden. Das hätte ich sehr gerne gemacht, aber es war immer klar, dass der Akzent amerikanisch ist.

Fühlt es sich ein wenig seltsam an, nach dem sehr privaten Dokumentarfilm «Love the Beast» an einer solch riesigen Hollywood-Produktion zu arbeiten?
Wir hatten gerade die Dreharbeiten für «Love the Beast» beendet und waren am Schneiden, als ich das Drehbuch erhalten habe. Daher habe ich zuerst absagen wollen. Aber mein Agent erklärte mir, dass ich zuerst das Drehbuch lesen soll. Das habe ich dann auch gemacht, und es hat mir sehr gut gefallen. Es war für mich auch nicht eine sehr lange Drehzeit, nur etwa vier Wochen. Daher musste ich nur ein wenig den Zeitplan der Postproduktion ein wenig ändern. Aber ja, die Filme sind an entgegengesetzten Ende des Spektrums. Ein sehr, sehr grosses und ein sehr, sehr winziges Budget. Aber ich liebe es, zwischen den beiden hin- und her zu springen. Das ist gesund. Es ist auch die Realität des Geschäfts: Wenn Drehbücher auf dem Tisch liegen, sind sie alle gleich gross, ob es sich nun um einen australischen Film mit einem Budget von 3 Millionen Dollar oder einen amerikanischen Film mit einem Budget von 200 Millionen Dollar handelt. Wenn du in deinem Büro den Stapel von Drehbüchern anschaust, sehen sie alle gleich aus. Ich lese sie alle und entscheide danach, welches Projekt mir am besten gefällt.

Was für ein Film ist «Love the Beast»?
Es ist ein Dokumentarfilm über ein Auto, das ich schon immer besessen habe. Seit 25 Jahren. Eines Tages habe ich festgestellt, dass das Auto viele der Beziehungen in meinem Leben zusammenhält. Daher wollte ich einen Film darüber machen, wie unsere Hobbys und Interessen bestimmen, wer wir sind und nicht unsere Arbeit., und wie Objekte eine neue Bedeutung annehmen können. Dieses Auto hat das in meinem Leben gemacht. An der Oberfläche ist es ein Autofilm, der viel Autorennen enthält, aber das weitere Thema ist der Lauf der Zeit und die Bedeutung von diesen Objekten.

Hast du dir jemals überlegt, Rennfahrer zu werden?
Wenn das möglich gewesen wäre, hätte ich es sicher gemacht. Das habe ich als Kind unbedingt machen wollen. Ich hatte aber kein Geld, und so war es nicht wirklich eine Option. Sobald ich es mir leisten konnte, habe ich dann mit Rennfahren angefangen. Wenn ich nicht arbeite, fahre ich Rennen. Es hält mich geistig gesund. Der Dokumentarfilm war ein wenig eine Vermählung der beiden.

Es stellt auch eine Verbindung zu «Mad Max» her.
«Mad Max» übte einen grossen Einfluss auf mich aus. Ich war 9 oder 10 Jahre alt, als der Film in die Kinos kam. In diesem Alter sahen wir uns amerikanische Filme und Schauspieler an. Plötzlich kommt dieser Film, der nicht weit von unserem Haus gedreht wurde. Mit Autos. Ich fühlte mich damit durch die Erde verbunden. Und dann war da dieser australische Schauspieler. Das hatte eine grosse Wirkung auf mich. Ich hatte schon davon geträumt, in Filmen zu sein, die ich mir als Kind angeschaut habe, wie «Dog Day Afternoon» oder «The Deer Hunter».

Was für ein Auto würde Nero fahren?
Die Narada ist ein wenig ein Lamborghini. Schwarz.

Wie waren bisher deine Begegnungen mit «Star Trek»-Fans?
Ich bin sehr enttäuscht! Es wird immer von diesem verrückten, durchgedrehten Trekkies gesprochen, und ich habe noch keinen einigen verrückten, durchgedrehten Trekkie getroffen. Sie waren alle sehr ruhig, sehr normal. Es war wunderbar. Ich stelle fest, dass viele meiner Freunde «Star Trek»-Fans sind. Plötzlich sagen mir langjährige Freunde, dass sie sich noch auf keinen meiner Film so sehr gefreut haben wie auf «Star Trek». Wieso? «Weil ich ein Trekkie bin.» Ich hätte nie geahnt, dass die Person ein Trekkie ist. Ich habe überall Trekkies gefunden: Piloten, Lastwagenfahrer, Buchhalter, Kellnerinnen. Sie sind überall und lassen sich nicht einordnen.

Wie fühlt es sich denn nun an, ein Teil des «Star Trek»-Universums zu sein?
Man denkt nicht allzu viel darüber nach. Als Schauspieler konzentrierst du dich auf die Figur und die Handlung. Ich bin immer sehr vorsichtig, nicht zu stark auf das Rundherum einzulassen, denn das lenkt immer ab und ist gefährlich.

Du kannst aber die Begeisterung der Fans verstehen?
Ja selbstverständlich. Meine grosse Leidenschaft ist das Rennfahren, Autos und Motorräder. Ich verstehe als vollkommen, was es bedeutet eine Obsession und ein Hobby zu haben. Ich unterscheide mich nicht.

Warst du als Kind ein Fan von «Star Trek»?
Ich war nicht wirklich ein grosser Fan. Die Fernsehserie war sehr populär, daher bin ich damit aufgewachsen.

Was hast du dir denn angeschaut?
Ich habe viele Sendungen für Erwachsene angeschaut, die ich mir nicht hätte anschauen dürfen. Meine Eltern waren sehr liberal. «The Twilight Zone», «The Night Stalker», «Hawaii Five-0», «Starsky & Hutch», «Lost in Space», «Star Trek», einige der Sendungen für Erwachsene… Ja, ich habe vermutlich zu viel Fernsehen geschaut.

Welche Filme gefallen dir heute?
Immer noch die gleichen. Ich liebe dramatische Rollen, die durch die Figuren vorangetrieben werden. Nicht unbedingt viel Action. «Michael Clayton» ist ein wirklich gutes Beispiel für einen Film, den ich liebe. Die Handlung wird von den Figuren vorangetrieben, spannend, gut geschrieben. Das ist meine bevorzugte Art von Film. Filme wie «Star Trek» gefallen mir ab und zu, wenn sie gut gemacht sind, und ich hasse sie, wenn sie schlecht gemacht sind.

(Fotos: ©Paramount Pictures/Norbert Kesten)

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1 comment

  1. “Ich habe bisher keinen einzigen «Star Trek»-Film gesehen.” WAS?

    Wahrscheinlich hat JJ auch noch keinen gesehen.

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