Rachsucht ist ansteckend. Zumindest in «The Brave One» von Regisseur Neil Jordan. Als nämlich die Hauptfigur am Ende des Films die Waffe auf ihren Peiniger richtet und von einem Polizisten, der sie stoppen will, angebrüllt wird «You do not have the right!», habe ich beinahe mit ihr geantwortet «Yes, I do!» Schon eine ziemlich zwiespältige Angelegenheit, so ein Rachethriller, der alle Mittel der Manipulation ausschöpft.
Jodie Foster spielt die erfolgreiche Radiomoderatorin Erica Bain, die kurz vor ihrer Hochzeit mit David (Naveen Andrews, «Lost») steht. Da werden sie bei einem Abendspaziergang von drei jungen Männern angepöbelt. David lässt sich provozieren. Das Resultat: Das Pärchen wird brutal zusammengeschlagen. Als Erica einige Wochen später im Spital aus einem Koma aufwacht, wird ihr mitgeteilt, dass David bereits beerdigt worden ist.
Erica zieht sich in der Folge in ihre Wohnung zurück. Sie wird von Ängsten geplagt. Selbst die kürzesten Ausflüge vor die eigene Wohnungstüre sorgen für Panik. Aus Furcht kauft sie sich illegal eine Handfeuerwaffe, eine Pistole. Viel sicherer fühlt sie sich damit zwar nicht, aber als ein Partnerschaftsstreit in einem Laden für die Frau tödlich endet, erschiesst Erica in Notwehr den aufgebrachten Mann. So kommt sie auf den Geschmack der schnellen Justizausübung.
Die nächste Säuberungsaktion findet in der U-Bahn statt. Zwei junge Männer belästigen einen Fahrgast, stehlen seinen iPod und bedrängen weitere Fahrgäste, die daraufhin bei der nächsten Haltestelle den Zug verlassen. Erica sitzt nun alleine im Wagen mit den aufgeputschten Männern, die sich an sie heranmachen. Als einer der beiden ein Messer zückt, erschiesst sie beide kaltblütig. In den Medien wird der neue «Ordnungshüter» als Held gefeiert. Derweil versucht Detective Mercer (Terrence Howard, «Iron Man») die seltsamen Mordfälle aufzuklären.
So wird die Handlung von einer Tat zur nächsten vorangetrieben, bis schliesslich Erica die Mörder von ihrem ermordeten Verlobten aufstöbert. Zwischendurch kreuzen sich auch die Wege der Selbstjustiz ausübenden Frau und des pflichtbewusst seinem Beruf nachgehenden Polizisten. Aufrichtigere Gesetzeshüter als Detective Mercer gibt es in der Filmgeschichte wohl nur im Western. Regisseur Neil Jordan spielt bewusst mit solchen Schwarzweiss-Elementen, die er aber immer wieder aufbricht. Obschon «The Brave One» kein gängiger Selbstjustiz-Thriller ist, bietet nicht nur das Ende reichlich Stoff für kontroverse Diskussionen. Inhaltlich spricht der Film niedere Instinkte an, handwerklich bietet er vorzügliches Kino.
Auf der Blu-ray-Disc ist als Bonusmaterial ein gut 20-minütiger Drehbericht in Standardauflösung enthalten, in dem Foster mehrmals betont, dass das Verhalten der von ihr gespielten Hauptfigur nicht zu rechtfertigen ist. Jordan verweist hingegen hauptsächlich darauf, dass er von der Thematik und dem Genre fasziniert war. Das erklärt dann vermutlich auch, weshalb das Ende so ausgefallen ist, wie es nun vorliegt. Ein paar zusätzliche Szenen sind in High Definition vorhanden. Die Bildqualität der Blu-ray-Disc bringt die Vorzüge der Kameraarbeit von Philippe Rousselot («Big Fish») voll zur Geltung.
Film:
Bild-/Tonqualität (Blu-ray):
Bonusmaterial (Blu-ray):
(Bilder: ©Warner Home Video)