Seit dieser Woche ist «The Day The Earth Stood Still» mit Keanu Reeves auf Blu-ray-Disc und DVD erhältlich. Da ich vom Science-Fiction-Film nicht sonderlich begeistert war, werde ich ihn mir vermutlich nicht auf Scheibe besorgen. Hier aber noch einmal meine Gedanken zu diesem Remake.
Über 50 Jahre sind vergangen, seit 1951 die Erde im Science-Fiction-Film «The Day the Earth Stood Still» im Angesicht des Kalten Kriegs durch einen Ausserirdischen vor den verheerenden Folgen einer Gewalteskalation gewarnt wurde. Die Warnung bestand notabene darin, dass die Menschheit durch den ausserirdischen Ordnungsdienst ausgelöscht würde, wenn sie sich nicht zum Weltfrieden bekennt. 2008 ist es nun höchste Zeit für den neuerlichen Besuch einer höheren Intelligenz – und somit für ein Remake.
Nicht mehr der atomare Krieg dient dem Besucher als Grund für seinen dringenden Abstecher auf die Erde. Im neuen Jahrhundert droht die Umweltzerstörung das Leben auf einem der wenigen Planeten mit einer lebenserhaltenden Atmosphäre zu vernichten. Die Regierung der USA ist jedoch durch die Ankunft einer bedrohlich wirkenden Sphäre im Central Park von New York überhaupt nicht erfreut. Sie versammelt sofort das Militär und eine Gruppe von Spitzenwissenschaftlern, darunter auch die Astrobiologin Helen Benson (Jennifer Connelly).
Als die Wissenschaftler bei der Sphäre ankommen, entsteigt ihr ein seltsam strahlendes Wesen, das durch einen unachtsamen Schuss verletzt wird. In der Obhut von Medizinern streift das Wesen seine Schutzhülle ab und wird in Menschenform geboren. Der Mann stellt sich als Klaatu (Keanu Reeves) vor. Die Regierungsabgeordnete Regina Jackson (Kathy Bates) befiehlt sofort ein Verhör (eine köstliche Szene), doch Klaatu kann durch Hilfe von Benson flüchten. Er erklärt ihr, dass die Menschheit ausgelöscht werden muss, weil sie die Existenz der Erde bedrohen.
Die Drohung von Klaatu beruht auf einfacher und einleuchtender Logik: Stirbt die Erde, sterben auch die Menschen. Stirbt hingegen der Mensch, stirbt deswegen die Erde nicht. Nicht nur die Bedrohung der Menschheit hat sich in den vergangenen 50 Jahren gewandelt, auch die technischen Mittel könnten unterschiedlicher nicht sein. Von der Inszenierung her ist die moderne Version von «The Day the Earth Stood Still» tadellos. Besonders eindrücklich ist der vom Design her immer noch identische Roboter Gort, der nun aber vollständig digital erzeugt wurde und noch bedeutend bedrohlicher ans Werk geht.
Der Eindruck vom höchst unterhaltsamen ersten Teil wird leider von einer grausam unlogischen zweiten Hälfte wesentlich getrübt. Und das liegt nicht einzig daran, dass die Botschaft von und gleichzeitige Warnung vor der Zerstörung der Erde äusserst schwerfällig vorgetragen wird. Die Schwächen der Neuauflage zeigen sich allzu deutlich im Vergleich zum Original. War 1951 der Stillstand der Erde ein zentraler Bestandteil der Handlung (die eigentliche Machtdemonstration von Klaatu), wirkt der gleiche Effekt 2008 aufgesetzt und im Grunde völlig überflüssig.
Der Titel wäre daher treffender «The Day the Earth Was Almost Destroyed» – der Tag, an dem die Erde beinahe zerstört wurde. Gort tritt hier nämlich nicht mehr lediglich als Beschützer des Schreiners auf. Durch die Möglichkeiten der digitalen Effekte beginnt dieses Mal vielmehr mit der 1951 nur ansgedrohten Weltzerstörung. Auch die ist höchst fragwürdig inszeniert, denn anstatt einfach nur die Menschheit auszulöschen, werden alle Lebewesen, Pflanzen und Gebäude sozusagen pulverisiert. Das widerspricht dem formulierten Sinn und Zweck. Doch selbst diese Zerstörung ist höchst inkosistent umgesetzt.
Auch die Umstimmung von Klaatu wird mehr suggeriert als nachvollziehbar geschildert. Das liegt vielleicht auch an den mangelnden schauspielerischen Fähigkeiten von Keanu Reeves. Er verkörpert zwar durch seine Emotionslosigkeit den idealen Besucher von einer fremden Welt, ist aber genau in den entscheidenden Momenten überfordert und wenig glaubwürdig. Da ist er allerdings nicht alleine. Auch der junge Jaden Smith ist selten in der Lage, die geforderten Gefühle glaubwürdig darzustellen.
Bleibt noch zu erwähnen, dass mehre Szenen an «The Matrix» erinnern, nicht zuletzt wegen den Regierungsbeamten, die wie Agent Smith aussehen, oder dem Treffen mit einem chinesischen Ausserirdischen (James Hong). Zudem trat Reeves ja schon in «The Matrix» als Heilsbringer auf. Hier nun läuft er über Wasser, erweckt Tote zum Leben und benutzt eine Arche Klaatu. Die Parallelen zu Jesus sind also auch im Remake unübersehbar.
Fazit: «The Day the Earth Stood Still» ist ein zunächst mitreissender Science-Fiction-Film mit ausreichend Ironie, der aber zuletzt an fehlender Kohärenz und seiner eigenen Botschaft erstickt.
Bewertung:
(Bilder: ©2008 Twentieth Century Fox Film Corporation. All Rights Reserved.)