Das Märchen «I Was a Swiss Banker» zähle ich zu den 10 besten Filmen von 2007. Es ist eine verführerisch verspielte Reise durch die Vielfalt der Schweiz. Wer eine dokumentarische Aufarbeitung eines Schweizer Bankenskandals erwartet, täuscht sich also gewaltig. Filmemacher Thomas Imbach lässt seine Hauptfigur in gefahrvolle Fantasiewelten abtauchen: In seinem Porsche schmuggelt der Banker Roger Caviezel (Beat Marti) für seine Kunden Geld über die Grenze. Als er bei einer Kontrolle hängenbleibt, flüchtet er sich in den Bodensee.
Unter Wasser rettet ihm eine Meerjungfrau (Laura Drasbæk) das Leben. Wieder an Land, schliesst eine Hexe (Anne-Grethe Bjarup Riis) eine Wette mit ihm ab: Wenn es Roger nicht gelingen sollte, in drei Versuchen eine Frau zu finden, die ihn wirklich liebt, soll er der Hexe gehören. Eine verwunschene Tour de Suisse nimmt so ihren Anfang, die durch die vielfältigen Gewässer der Schweiz, vom Zürichsee durch den Vierwaldstättersee, über den Brienzersee bis hin zum Neuenburgersee führt und schliesslich im und beim Genfersee endet.
Nicht nur die landschaftliche Vielfalt der Schweiz wird in «I Was a Swiss Banker» betont, auch der kulturelle und soziale Reichtum dieser Nation mit verschiedensten Staatsangehörigkeiten ist Thema. So wird im Film neben Schweizerdeutsch auch noch Rätoromanisch, Türkisch, Englisch, Dänisch, Schwedisch und Französisch gesprochen. Den Ausflügen in die schwerelose Unterwasserwelt werden immer wieder mühevolle Kontaktversuche an Land gegenübergestellt, bei denen es nicht nur ums Abbauen der (scheinbar unüberwindbaren) Barriere zwischen den Geschlechtern geht, sondern eben auch ums Überwinden von Sprachgrenzen. Die zwischenmenschlichen Annäherungen enden ebenfalls im Fantastischen, und die Frage steht im Raum, ob der Banker in diesem Traumland je die wahre Liebe finden wird.
Wahre Liebe war schon das Thema von Imbachs «Lenz» (2006). Wie das Büchnersche Matterhorn-Drama reichert Imbach auch das Schwarzgeldmärchen «I Was a Swiss Banker» mit etlichen Naturelementen an. Landschaft und Tierwelt dienen dabei nicht nur als Kulisse. Aus der verstohlenen Elster wird irgendwann ein weisser Schwan; die lebensrettende Meerjungfrau bietet schliesslich der Hauptfigur die Erlösung aus der Fabelwelt.
Für Imbach war es von Anfang an klar, dass sein neuer Film im Gegensatz zum schweren, literarischen Stoff «Lenz» eine eher unbeschwerte Geschichte sein sollte: «Ein zarter, poetischer Film, der sich anfühlt, als ob einem ein Schmetterling über die Wange streicht.» Neben der inhaltlichen Verspieltheit stechen auch die formalen Experimente ins Auge und flüstern verführerisch ins Ohr. Dabei finden in den Gesängen der Sirenen unter anderem Liedtexte von Mani Matter und Taxi sehr verschmitzte Verwendung. Eine Augenweide sind nicht nur die zahlreichen Tauchgänge, sondern auch die Titelsequenz und der Abspann.
Die DVD bringt die Vorzüge, aber auch die Schwächen von Handycams klar zum Vorschein. Manche Szenen wirken wie auf Film gedreht, andere zeigen aber Unschärfen und ausblutende und ausgewaschene Konturen. Das dürfte auch ein Grund sein, weshalb Imbach erklärt hat: «Die Geschichte mit den Handycams zum Beispiel hat sich für mich erledigt. Diese Arbeitsweise habe ich für mich persönlich ausgereizt. Den nächsten Film möchte ich nur noch auf 35 mm drehen.» Das magere Bonusmaterial besteht aus einigen Aufnahmen von den Dreharbeiten (16 Minuten), entfallenen Szenen (7 Minuten) und einem Interview mit Imbach und Marti (6 Minuten).
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Bild-/Tonqualität:
Bonusmaterial:
(Bilder: ©2006 Bachim Film)