«Du levande» («You, the Living») von Roy Andersson

«You, the Living»

Sechs Jahre nach «Songs from the Second Floor» hat der schwedische Filmemacher Roy Andersson 2007 ein neues, eigenwilliges Filmkunstwerk fertiggestellt. In «Du levande» («You, the Living») wirft er wieder einen nüchternen, aber keinesfalls sterilen Blick auf das Leben seiner Mitbürger. Am Neuchâtel International Fantastic Film Festival wurde er dafür mit dem Preis H.R. Giger «Narcisse» für den besten Film ausgezeichnet.

Der Film von Roy Andersson erzählt keine Geschichte, sondern reiht Episoden aus dem Leben von unterschiedlichsten Menschen aneinander. Das in den Rockmusiker verliebte Mädchen findet darin ebenso Platz wie der desillusionierte Psychiater, der heulende Teppichverkäufer oder die Brass Band.

Andersson lotet in seinem Film über die «Herrlichkeit des Lebens» die Höhen und Tiefen der menschlichen Existenz aus. In diesem Manifest über den Zustand der Menschheit stellt er Niederschlagendes und Erhabenes auf die gleiche Stufe. Aber ganz egal, wie niederschlagend eine Situation sein mag, ein wenig Ragtime meistert den wildesten Sturm.

«You, the Living»

Musik ist ein verbindendes Element der Momentaufnahmen. Der trockene Humor ist ein anderes. Situationskomik und Wortwitz lockern die manchmal düstere Atmosphäre auf. Zusammengehalten wird die Ansammlung von drei Träumen, von denen einer wie eine Klammer das Werk umfasst. Der Betrachter wird zwischendurch immer wieder bewusst als Beobachter, als eingeweihter Voyeur angesprochen.

Das Werk von Andersson zeichnet sich auch durch die stilistische Bescheidenheit aus. Konstruiert ist der Film aus sorgfältig aufgebauten Tableaus. Schnitte innerhalb dieser einzelnen Bilderszenen gibt es nicht, Kamerafahrten werden nur sehr spärlich eingesetzt. Auch die Figuren stehen manchmal wie angefroren in diesen stimmungsvollen Bildkonstruktionen, manchmal fügen sich ihre Bewegungen zu einem Tanz.

Fazit: «Du levande» ist ein schwereloser Traum. Zärtlich und stets leicht entrückt seziert Andersson den Alltag.

Bewertung: 5 Sterne

(Bilder: ©Look Now!)

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