Natalie Maines ist an sich eine durchschnittliche junge Frau aus dem Süden der USA: blond, hübsch, verheiratet, zwei Kinder. Dann ist sie aber eben auch die Sängerin der erfolgreichsten weiblichen Musikgruppe. Über 30 Millionen CDs haben die Dixie Chicks verkauft, und sie sind mit dreizehn Grammys ausgezeichnet worden. Bis sie den Hass ihrer Fans auf sich gezogen haben.
Mit Konzertticket-Verkäufen von über 100 Millionen Dollar gehören die Dixie Chicks zu den populärsten Musikgruppen der Geschichte. Doch Als Maines 2003 bei einem Konzert in London zehn Tage vor dem völkerrechtswidrigen Einmarsch der USA in den Irak nach dem Antikriegslied «Travelin’ Soldier» erklärte, «we’re ashamed that the President of the United States is from Texas», löste sie damit ein kleineres Erdbeben aus, das die Gruppe zu zerstören drohte. Die drei jungen Frauen wurden allerdings durch die Kontroverse nur noch stärker und meldeten sich 2006 mit dem perfekten Rock-Country-Album «Taking the Long Way» zurück.
Der Dokumentarfilm «Shut Up & Sing» zeigt die Geschichte der Dixie Chicks ausgehend vom Höhepunkt ihrer Popularität, als sie 2003 die Nationalhymne bei der Super Bowl singen durften. Hauptbestandteil ist dann der Fall der Countryband nach der Äusserung der Leadsängerin in London. Aus den Lieblingen der Countryfans wurde ein Hassobjekt. Sie wurden als Verräterinnen und Landesfeindinnen abgestempelt, erhielten Morddrohungen und Radiosender boykottierten ihre Lieder.
«Shut Up & Sing» ist somit auch ein Dokument über die primitive Diskussionskultur von manchen Kreisen in den USA. Wer es wagt, die Regierung zu kritisieren, ist für diese Pseudo-Patrioten gleich ein Staatsfeind. Der Dokumentarfilm von Barbara Kopple und Cecilia Peck zeigt, wie die Dixie Chicks mit der neuen Situation umgehen, wie sie ihr Leben weiterhin meistern, sich um Familie und Kinder kümmern und ihre Karriere zwischen kommerziellen und persönlichen Überlegungen zielstrebig und den neuen Gegebenheiten angepasst vorantreiben.
«Shut Up & Sing» lässt die Sängerinnen in ihren verschiedenen Rolle zu Wort kommen: als bewundernswerte Frauen, Personen der Öffentlichkeit und als Musikerinnen, die unbeirrt durch barbarische Kritik eine Meinung vertreten und wagen, sich gegen die Kriegspolitik ihrer lügenden Regierung öffentlich aufzulehnen. In diesem Zusammenhang sind auch die eingefügten Behauptungen von Colin Powell, Donald Rumsfeld, Dick Cheney und George W. Bush über die ganz bestimmt vorhandenen «Weapons of Mass Destruction» aussagekräftig.
Weniger überzeugend als der Film ist das Bonusmaterial auf der DVD, das lediglich aus zu Promotionszwecken zusammengeschnittenen Interview-Fetzen besteht, in denen die Botschaft des Films mühsam ausformuliert wird.
Film:
Bild-/Tonqualität:
Bonusmaterial:
(Bilder: ©Ascot Elite)