Manche Filme entführen auf eine Zeitreise in die Zukunft oder in die Vergangenheit – oder gleich beides. Wie etwa der japanische Animationsfilm «Nausicaä aus dem Tal der Winde» («Kaze no tani ni Naushika») von Hayao Miyazaki. Das futuristische Endzeitdrama ist bereits 1984 entstanden, fand aber erst 2006 seinen Weg in die Deutschschweizer Kinos.
Eintausend Jahre, nachdem ein Krieg grosse Teile der Erde zerstört hat, klammert sich die Menschheit am Rand eines riesigen, verseuchten Waldes, der von monströsen Insekten bevölkert wird, an ihre Existenz. Lediglich Nausicäa, die Prinzessin aus dem Tal des Windes, erkennt die ökologische Bedeutung des Waldes. Sie sieht in der Überwindung von Kleinkriegen und nationalen Rivalitäten die einzig gangbare Zukunft für den Planeten.
Wie aus den Presseunterlagen zu entnehmen ist, ermöglichte der Erfolg von «Nausicaä» die Gründung des mittlerweile legendären Studios Ghibli. Ebenfalls ansatzweise erklärt wird, weshalb es so lange dauerte, bis der Film in die hiesigen Kinos gelangte. In Frankreich ist «Nausicaä» nur in einer um 30 Minuten gekürzten Fassung auf Video erschienen, woraufhin Miyazaki erbost alle ausländischen Aufführungen für zehn Jahre verboten hat. Die Verstümmelung von Filmen ist ein seltsames Phänomen. Wie die Franzosen «Nausicaä» um eine halbe Stunde beschneiden konnten, ist besonders verwunderlich.
«Nausicaä» ist zwar nicht auf die selbe Stufe zu stellen wie die Meisterwerke «Prinzessin Mononoke» («Mononoke Hime») und «Chihiros Reise ins Zauberland» («Sen to Chihiro no kamikakushi»), aber die Reise in die umweltzerstörte Zukunft hat mehr als nur filmhistorische Bedeutung. Die Handlung mag für westliche Augen, die nicht mit den japanischen Mythologien und Märchen vertraut sind, ein wenig fremd wirken; dafür entschädigt die atemlose, berauschende Tricktechnik von Miyazaki. In einer Zeit, in der die klassische Zellanimation fast gänzlich von der Leinwand verdrängt wurde, ermöglicht «Nausicaä aus dem Tal der Winde» eine erfrischende Zeitreise.
Fazit: Das apokalyptische Märchen «Nausicaä aus dem Tal der Winde» lebt von der mystischen Stimmung und wunderbaren Bildern und vermag durch die unbekümmerte Heldin zu verzaubern.
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(Bilder: ©Frenetic)