«The Illusionist» von Neil Burger (Blu-ray)

Jessica Biel und Edward Norton in «The Illusionist»

Ich war hingerissen, als ich «The Illusionist» am Zurich Film Festival 2006 gesehen habe. Nun habe ich lange darauf gewartet, den Film für mein Heimkino zu besorgen. In den USA ist zwar schon vor zwei Jahren eine DVD erschienen, aber aus zwei Gründen wollte ich diesen Film unbedingt auf Blu-ray-Disc (damals noch HD-DVD) besitzen: 1. die wunderbare, Oscar-nominierte Kameraarbeit von Dick Pope. 2. Jessica Biel! Dieses Jahr ging mein Wunsch nun endlich in Erfüllung.

Ein wenig habe ich natürlich befürchtet, dass sich die Verliebtheit in den Film wie eine Illusion in Luft auflösen könnte. Hat sie sich aber überhaupt nicht. Im Gegenteil. Die tadellose Bild- und Tonqualität der Blu-ray-Disc hat die Verzückung sogar noch verstärkt. Und Jessica Biel sehe ich mir ganz bestimmt nur noch hochauflösend an.

Edward Norton in «The Illusionist»Der magische Film erzählt die Geschichte eines Wiener Magiers im 19. Jahrhundert, der sich wegen seiner Jugendliebe mit dem Kronprinzen anlegt. Gleich zu Beginn wird der Magier Eisenheim (Edward Norton) von Inspektor Uhl (Paul Giamatti) verhaftet. Danach erzählt Uhl die Geschichte von der Kindheit Eisenheims bis in die Gegenwart. Zuerst stellt er fest, «we know all about him», um diese Behauptung dann später doch noch zu relativieren: Wer weiss schon, was alles geschehen ist.

Als Junge begegnet Eisenheim, der Sohn eines Tischlers, der Herzogin Sophie von Teschen (Biel), in die er sich unsterblich verliebt. Doch durch die Klassenunterschiede ist die Beziehung zum Scheitern verurteilt. Der Junge geht auf Wanderschaft und kehrt fünfzehn Jahre später als mysteriöser Zauberkünstler Eisenheim wieder in Wien auf, wo er die Massen in seinen Bann zieht.

Auch Kronprinz Leopold (Rufus Sewell), ein fiktiver Sohn von Kaiser Franz Joseph I., lässt sich die Schau, in Begleitung von Sophie, nicht entgehen. Eisenheim erkennt seine grosse Liebe wieder. Doch da sich der aufbrausende Kronprinz in den Kopf gesetzt hat, die Herzogin zu heiraten, sind die Schwierigkeiten nur noch grösser geworden. Dennoch gibt Eisenheim nicht so schnell auf.

Regisseur und Drehbuchautor Neil Burger erzählt die wunderbare Geschichte (basierend auf die Kurzgeschichte «Eisenheim the Illusionist» von Steven Millhauser) mit viel Liebe fürs Detail und lässt das Wien des späten 19. Jahrhunderts in Perfektion wiederauferstehen. Im besten Sinn altmodisch lässt Burger auch filmtechnisch unzählige Anspielungen an historische Techniken einfliessen.

Durch die Auftritte von Eisenheim schneidet der Film immer wieder augenzwinkernd philosophische Themen über die Vergänglichkeit der Zeit, der Seele und der Macht an. Dadurch wird der Zweikampf zwischen dem aus den unteren Sozialschichten stammenden Eisenheim und dem über dem Gesetz stehenden Kronprinz vorangetrieben. Wie die Hauptfigur spielt dabei auch der Film mit der Ungewissheit, ob nun einfach Tricks oder doch übernatürliche Kräfte im Spiel sind. Diese Spannung wird auch am Schluss nicht aufgelöst, da die Erzählung aus der Perspektive von Uhl erfolgt.

Jessica Biel in «The Illusionist»Im Zentrum steht neben der Aufklärung eines Verbrechens aber vor allem die Liebe zwischen Eisenheim und der Herzogin: «The only mystery I never solved was why my heart could’nt let go of you.» Wie Burger im Audiokommentar verrät, basiert das Motto der Geschichte auf einen Satz aus der Vorlage: «Stories, like conjuring tricks, are invented because history is inadequate to our dreams.» Geschichten werden wie Zaubertricks erfunden, weil die Historie für unsere Träume nicht ausreicht. Ein wunderbarer Traum ist «The Illusionist».

Überwältigend sind auch die Schauspieler, allen voran wieder einmal Norton, der einen Wandel vom selbstbewussten Illusionisten zum düsteren, innerlich zerrissenen schwarzen Magier durchlebt. Aber auch Giamatti und Sewell sind durch ihre intensive Darstellung gewohnt betörend. Biel darf für einmal unter Beweis stellen, dass sie nicht nur bestechend schön aussieht.

Entzückend sind auch die Bild- und Tonqualität der Blu-ray-Disc. Der äusserst positive Eindruck wird durch das ganz leichte Flimmern in den vielen dunklen Szenen nur unwesentlich gestört. Wirkungsvoll sind auf der Tonspur in DTS-HD Master Audio 5.1 die Effekte auf die Kanäle verteilt, und die treibende Filmmusik von Philip Glass kommt hervorragend zur Geltung.

Das Bonusmaterial besteht hauptsächlich aus dem Material vom Electronic Press Kit, dem der Presse für die Verwendung in Beiträgen zur Verfügung gestellten Videomaterial. Das besteht aus einer guten halben Stunde Interviews mit allen Haupt- und auch einigen Nebenbeteilgten, die zudem zu zwei sehr kurzen Beiträgen zusammengefügt wurden, und den üblichen Aufnahmen von den Dreharbeiten (9 Minuten).

Gerettet werden die ansonsten lediglich mittelmässigen Extras durch den Audiokommentar von Burger. Er beschränkt sich zwar zu häufig auf die Erklärung der Geschichte, liefert aber auch ausreichend Informationen zu der Umsetzung der Kurzgeschichte und den Bedingungen während den Dreharbeiten in Tschechien. Interessant auch seine Erklärung, weshalb die Schauspieler mit einem künstlichen Wiener Akzent sprechen: Burger wollte dadurch vermeiden, dass British English gesprochen wird, dem Standardakzent für Nazis und Römer.

Film: 6 Sterne
Bild-/Tonqualität (Blu-ray): 5 Sterne
Bonusmaterial (Blu-ray): 4 Sterne

(Bilder: ©Ascot Elite)

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