2006 wurde die Sexdramödie «Shortbus» am Zurich Film Festival mit dem Preis für den besten Nachwuchsfilm ausgezeichnet. Der Film beschäftigt sich mit Sex und vor allem der Suche nach (emotionaler) Befriedigung. Für einen amerikanischen Spielfilm ist das daher aussergewöhnlich, weil die Zensurbehörde Motion Picture Association of America Filme mit mehr als drei Hüftstössen gleich als nicht jugendfrei einstuft. Noch anzüglicher sind nur weibliche Orgasmen. Von beidem hat es in «Shortbus» reichlich. Daher wurde der Film in den USA ohne Altersfreigabe in die Kinos gebracht.
«Shortbus» ist der erste Film von John Cameron Mitchell seit seinem fantastischen Musicalfilm «Hedwig and the Angry Inch» von 2001. Dieses Mal dreht sich wie gesagt scheinbar alles um Sex. Genauer betrachtet wird hingegen vielmehr die Zerbrechlichkeit von Beziehungen seziert. Oder wie es die junge Frau vom Verleih ausdrückte: «Shortbus» ist eine Porno-Soap.
Die Beziehungsberaterin Sofia (Sook-Yin Lee) hatte noch nie einen Orgasmus. Das schwule Paar Jamie und Jamie will Pep in seine langjährige Beziehung bringen und bittet Sofia um fachkundige Absolution für die freie Liebe. Der auserwählte Dritte ist Hobbysänger und -model Ceth (sprich Seth). Dann wäre da noch Caleb mit seinem Fernrohr. Und während sich die Jungs einander hingeben und eine vereinsamte Domina der verzweifelten Sofia bei der Suche nach dem ersten Höhepunkt hilft, fällt in der Stadt, die niemals schläft, mal wieder der Strom aus.
«Shortbus» ist eine augenzwinkernde Komödie über die Bedürfnisse der Menschen. Ungeschminkt blickt John Cameron Mitchell durch die Schlafzimmerfenster und in die Räume eines Sex-Clubs. Voyeuristisch ist der Film aber mehr hinsichtlich der Gefühle seiner Protagonisten als auf der sexuellen Ebene. Nicht ganz so verführerisch wie «Hedwig and the Angry Inch», aber durchwegs eine überraschende Verlockung.
Die DVD ist mit knapp 30 Minuten entfallenen Szenen ausgestattet. Wer nun von diesen entfernten Szenen noch schärfere Kopulationen erwartet, wird enttäuscht werden. Hauptsächlich wird noch ein wenig mehr geredet, über den G-Punkt, Orgasmen und das Leben ganz allgemein.
Bedeutend freizügiger und ganz bestimmt nicht jugendfrei ist hingegen der 9-minütige Beitrag «How to Shoot Sex: A Docu-Primer», der nicht wirklich erklärt, wie Sexszenen gedreht werden, sondern dabei zusehen lässt. Kommentar einer Darstellerin während den Anweisungen von Mitchell: «If you give me a second, I can come for real.» Antwort des Regisseurs: «Ok, let’s do it.» Und eine dringende Frage der mit einem Vibrator beschäftigten Hauptdarstellerin: «Hey, do we have any more batteries?» Da kommt niemand zu kurz.
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(Bilder: ©Filmcoopi)