NIFFF-Perle: «Adrift in Tokyo» von Miki Satoshi

«Adrift in Tokyo»

Das Neuchâtel International Fantastic Film Festival ist nicht nur ein Festival des Horrors, sondern vor allem auch des Fantastischen. Die japanische Tragikomödie «Adrift in Tokyo» («Tenten») von Miki Satoshi, die 2008 im Programm «New Cinema from Asia» gezeigt wurde, ist ein schelmischer Spaziergang zu selten gezeigten Orten der Metropole Tokio.

Der hochverschuldete Fumiya (Jô Odagiri) wird eines Abends mit Nachdruck darauf aufmerksam gemacht, dass er seine Schulden begleichen muss. Der kriminelle Fukuhara (Tomokazu Miura) lässt ihm genau drei Tage Zeit. Kurz darauf schlägt er aber eine Alternative vor: wenn ihn Fumiya zu Fuss auf Spaziergänge und bis zum Polizeiposten im Kasumigaseki-Quartier begleitet, soll er eine Million erhalten. Fukuhara hat nämlich seine Frau ermordet und möchte sich nun stellen.

Der Haupbestandteil der Handlung richtet sich auf die Erlebnisse der beiden Spaziergänger, die auf ihren Streifzügen so manches Absurdes und Skurriles erleben. Dabei entwickelt sich eine besondere Beziehung zwischen dem abgeklärten Kriminellen und dem elternlos aufgewachsenen Tunichtsgut. Für ganz bizarre Einschübe sind drei Arbeitskollegen der ermordeten Frau besorgt, die immer wieder abklären wollen, wieso sie nicht zur Arbeit erscheint, aber ständig davon abgehalten werden. Köstlich auch ihr Auftritt am Ende des Abspanns.

Die zarte Tragikomödie bezaubert durch den manchmal stillen, dann wieder sehr schrägen Humor und die geruhsame Inszenierung. Einzig der Auftakt mit dem ersten Kontakt zwischen den Hauptfiguren ist noch ein wenig verzittert. Danach wird Tokio von allen möglichen Seiten in berauschenden Farben gezeigt. Die Erzählung und die Aufnahmen sind so beruhigend, dass ich zwischendurch fast eingenickt, durch das lachende Publikum aber immer wieder aufgeweckt worden bin.

Fazit: «Adrift in Tokyo» ist ein berührender Stadtrundgang durch unbekannte Teile von Tokio.

Bewertung: 5 Sterne

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