Oh, hell’s bells, they even shot the dog.
Wenn jemand neben einer Leiche einen mit zwei Millionen Dollar gefüllten Koffer findet und zuvor schon über mehrere Leichen und einen mit Heroin beladenen Truck gestolpert ist, dann ist es vermutlich nicht besonders ratsam, den Koffer einfach so an sich zu nehmen. Als Llewelyn Moss (Josh Brolin) sich genau in dieser Situation befindet, kann er der Versuchung allerdings nicht widerstehen. Auf die erste unbedachte Handlung lässt Moss aber gleich noch eine viel dümmere Folgen: er kehrt an den Ort des Verbrechens zurück.
Die Besitzer der Drogen oder des Geldes sind mittlerweile am Tatort eingetroffen. Moss kann mit viel Glück den Verbrechern entkommen, doch sein Auto muss er zurücklassen. Nun ist er gezwungen, die Flucht zu ergreifen. Seine Frau Carla Jean (Kelly Macdonald) schickt er zu seiner Mutter, er selbst schlägt die entgegengesetzte Richtung ein.
Verfolgt wird Moss gleich von mehreren Gruppierungen. Am weitaus gefährlichsten ist der unerbittliche Killer Anton Chigurh (Javier Bardem, «Vicky Cristina Barcelona»), der gerne auch mit der Pest verglichen, als psychopathischer Killer oder als Mann ohne einen Sinn für Humor beschrieben wird. Chigurh lässt nicht locker und räumt alle ihm im Weg stehenden Personen aus dem Weg. Wo Chigurh hintritt, wächst kein Gras mehr.
Dann ist da noch der erfahrene Sheriff Bell (Tommy Lee Jones), der aber für diese Verbrechen und für dieses Land schon viel zu alt ist. Bell ist ein moralischer Anker, der allerdings völlig machtlos gegen den durch Chigurh verursachten Sturm ist. Gegen diese Naturgewalt kann nicht einmal der Sheriff schützen. Obschon er gerne seinen Auftrag als Gesetzeshüter erfüllen würde, ist ihm anzumerken, dass er sich lieber in ein Schneckenloch zurückziehen würde.
Mit «No Country for Old Men» haben Joel Coen und Ethan Coen den gefeierten Roman von Cormac McCarthy für die Leinwand umgesetzt. Das ist ihnen vorzüglich gelungen. Sie haben die Struktur des Romans beibehalten, die nüchternen Dialoge beinahe originalgetreu übernommen und dadurch die packende Stimmung richtiggehend herausdestilliert. Entstanden ist ein moderner Klassiker. Wer die Filme der Brüder Coen mag, wird dieses Werk lieben.
Die Coens betreten mit «No Country for Old Men» vertrautes Terrain. Schon in «Fargo», «Miller’s Crossing» oder auch dem Erstlingswerk «Blood Simple.» drehte sich alles um tödliche Verbrechen. Das Blut fliesst in «No Country for Old Men» aber noch ergiebiger. Und trotzdem ist es weniger die Brutalität, die nachdenklich stimmt, als viel mehr das Verhalten der Figuren. Jenseits von Gut und Böse folgt Chigurh seinen eigenen Richtlinien, so zufällig sie manchmal über Leben und Tod entscheiden. Lakonisch akzeptiert er die Unausweichlichkeit seiner Entscheidungen.
Der staubtrockene Humor von MacCarthy passt hervorragend zum Stil der Brüder Coen, zur eintönigen Landschaft und den kargen Figuren. Als ein Deputy von Sheriff Bell über eine äusserst grauenvolle Geschichte lachen muss, sieht ihn dieser nur mit starrer Miene an. Als sich der Deputy entschuldigt, wird er von Bell beruhigt – manchmal lache er selbst. Man möchte es ihm gerne glauben, seine knochigen Kommentare sind aber sicher nicht so komisch beabsichtigt, wie sie auf den Betrachter wirken.
Abgesehen von leichtem Flimmern an den Konturen ist die Bildqualität der Blu-ray-Disc tadellos. Die Filmemacher haben es den Heimvideo-Produzenten mit ihren ausgebleichten Aufnahmen von monochromen Landschaften auch nicht gerade besonders einfach gemacht. Das nicht gerade berauschende Bonusmaterial auf der Blu-ray-Disc besteht aus einem 24-minütigen Drehbericht (in Standardauflösung) und zwei kürzeren Berichten.
Bewertung:
Bild-/Tonqualität (Blu-ray):
Bonusmaterial (Blu-ray):
(Bilder: ©Paramount)