«Mamma Mia!» mit Meryl Streep (Blu-ray)

Amanda Seyfried in «Mamma Mia!»

In Hollywood ist die Blütezeit des Musicals längst vorbei. Es werden zwar jedes Jahr immer noch einige hergestellt, aber nur noch so wenige, dass sich heute keine wirklich fachkundige Regisseure mehr finden. Auch das ABBA-Musical «Mamma Mia!» weist zahlreiche Mängel auf, ist aber immerhin schwungvoll und voller sommerlicher Energie.

Die schwedische Pop-Band ABBA ist ein Phänomen. Die kitschige Musik stösst zwar nicht überall auf Anklang, dennoch ist die Gruppe auch noch weit über 20 Jahre nach ihrer Auflösung ein Erfolg. Die Mythos wird nicht nur durch zahlreiche Coverbands am Leben erhalten, sondern auch durch das Musical «Mamma Mia!», das am 6. April 1999 in London uraufgeführt wurde. Die Verfilmung ist ein spritziger Sommerfilm.

Auf der malerischen griechischen Insel Kalokairi (gefilmt wurde auf Skopelos, Skiathos und Damouchari-Pelion) soll die Hochzeit von Sophia (Amanda Seyfried, «Veronica Mars») stattfinden. Doch bevor sie sich trauen lässt, möchte sie erfahren, wer ihr Vater ist. Im Tagebuch ihrer Mutter Donna (Meryl Streep) ist sie auf drei Kandidaten (Pierce Brosnan, Colin Firth, Stellan Skarsgård) gestossen, die sie zur Hochzeit eingeladen hat. Daran hat ihre Mutter überhaupt keine Freude. Verwirrte Emotionen sorgen für zahlreiche Komplikationen.

Christine Baranski, Meryl Streep und Julie Walters in «Mamma Mia!»

Die Mutter gibt ihrer Tochter gleich zu Beginn des Films eine einfache Anweisung: «Let’s go have fun!» Spass ist auch ganz klar das Ziel des beschwingten Musicals. Die ansteckende Fröhlichkeit springt durch einfallsreichen Humor und Darsteller mit sichtbarer Spielfreude schnell auf das Publikum über. Die Choreografien sind zwar nicht bis ins letzte Detail perfekt, wirken dafür umso authentischer.

Von «Mamma Mia!» (logisch) über «Money, Money, Money» bis hin zu «Dancing Queen» sind alle Hits von ABBA enthalten. Zum Abschluss tragen Donna and the Dynamos noch einmal «Mamma Mia!» vor und dann stellt Meryl Streep die Frage, ob noch mehr gewünscht wird. So wird als Zugabe eine köstliche Version von «Waterloo» angestimmt, in der Pierce Brosnan, Colin Firth, Stellan Skarsgård mit Plateauschuhen auftreten und Benny Andersson und Björn Ulvaeus vom Pop-Olymp herunterstrahlen. Über den Abspann singt dann Amanda Seyfried noch «Thank You for the Music».

Colin Firth, Stellan Skarsgård, Pierce Brosnan in «Mamma Mia!»

Die stark narrativen Lieder von ABBA eignen sich besser für eine kohärente Handlung als Stücke der Beatles («Across the Universe»). Die Leistungen der Darsteller sind meist tadellos. Meryl Streep, die ihr Gesangstalent bereits in «A Prairie Home Companion» und «Postcards From the Edge» unter Beweis stellen durfte, hört sich einzig bei «The Winner Takes it All» ein wenig schrill an. Eine Wucht sind aber vor allem die Musical-erfahrenen Christine Baranski und Julie Walters, die nicht nur durch kräftige Stimmen, sondern auch durch unnachahmliche Präsenz begeistern. Einzig Pierce Brosnan hat für seine Gesangseinlagen eine zu magere Stimme.

Während die Dynamik der Musik und die Energie der Darsteller überzeugen, ist die Machart der Inszenierung eher bieder. Wie schon «Across the Universe», «The Producers» oder «Hairspray» ist auch «Mamma Mia!» von einer Person inszeniert worden, die zwar viel Erfahrung von der Bühne mitbringt, aber wenig Gespür für die Umsetzung von Tanznummern für die Leinwand mitbringt. Die Kameraeinstellungen steigern den Schwung kaum, die Zusammenstellung der Bilder wirkt häufig willkürlich und manche Szenen sind zu grell strahlend ausgeleuchtet.

«Moulin Rouge!» von Baz Luhrmann bleibt somit das einzige moderne Musical, dass sich mit den Kunstwerken von Vincente Minnelli («An American in Paris», «The Band Wagon») oder Stanley Donen («Singin’ in the Rain», «It’s Always Fair Weather») messen kann. Regiedebütantin Phyllida Lloyd versteht es aber wenigstens, die Handlung zügig voran zu treiben und die vorzüglichen Darsteller nicht zu behindern.

Die Blu-ray-Disc bietet optimalen Ton und scharfes Bild. Mangelhaft an der Bildqualität sind einzig die überbelichteten Studioaufnahmen, die aber auch schon im Kino wenig vorteilhaft wirkten. Das Bonusmaterial sprudelt mit der gleichen Energie wie der Film. Entfallene (8 Minuten) und misslungene (1 Minute) Szenen sind seltsamerweise in Standardauflösung enthalten, die restlichen zwischen 3 und 24 Minuten langen Beiträge liegen allesamt hochauflösend vor. Empfehlenswert ist vor allem die entfallene Gesangseinlage «The Name of the Game» von Amanda Seyfried.

Bewertung: 5 Sterne
Bildqualität (Blu-ray): 5 Sterne
Tonqualität (Blu-ray): 6 Sterne
Bonusmaterial (Blu-ray):
5 Sterne

(Bilder: ©Universal)

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