Wer der Ansicht ist, dass Musicals immer bunt und kitschig sind, täuscht sich gewaltig. 2007 spritzte bereits in «Sweeney Todd» vom Tim Burton ordentlich das Blut. Regisseur Darren Lynn Bousman schneidet im Horror-Musical «Repo! The Genetic Opera» noch ein wenig tiefer. Entstanden ist eine druckvolle, visuell gleichermassen betörende und erschreckende Rockoper.
«Repo! The Genetic Opera» spielt in der nicht allzu fernen Zukunft. Eine Epidemie hat die Menschheit dezimiert. Die Firma GeneCo bietet rettende Organtransplante und passende Finanzierungsmodelle an. Wenn jedoch die Schulden nicht beglichen werden können, kommt der Repo Man und holt sich die Organe mit scharfen Instrumenten zurück. Dies die Ausgangslage für ein verschachteltes Drama mit zahlreichen Figuren.
Als Repo Man ist der Arzt Nathan (Anthony Stewart Head) unterwegs. Er gibt sich die Schuld am Tod seiner Frau, die vor 17 Jahren bei der Geburt ihrer Tochter an einer seltenen Krankheit verstorben ist. Seine Tochter Shilo (Alexa Vega) leidet an der gleichen Krankheit wie die Mutter und wird von Nathan in ihrem Zimmer eingesperrt, bis er endlich ein Heilmittel gefunden hat.
Als Auftraggeber und Leiter von GeneCo waltet derweil Rotti Largo (Paul Sorvino). Er war in die Frau von Nathan verliebt, wurde dann aber von ihr wegen Nathan versetzt. Nun sinnt er immer noch auf Rache. Dabei helfen ihm seine drei verzogenen Kinder Amber Sweet (Paris Hilton), Luigi (Bill Moseley) und Pavi (Ogre). Teil des Plans ist auch die Sängerin Blind Mag (Sarah Brightman), die wegen einer Augentransplantation für Rotti Largo auftreten muss. Erzählend beobachtet wird die Handlung von von einem Grabräuber (Terrance Zdunich).
Darren Lynn Bousman, der Regisseur von «Saw II» bis «Saw IV», kehrt mit «Repo! The Genetic Opera» sozusagen zu seinen Wurzeln zurück. Ende der 90er-Jahre haben Darren Smith und Terrance Zdunich, die sich in einer Schauspielschule begegneten, einige kurze Rockopern aufgeführt. 2002 bauten sie eine davon in die abendfüllende Rockoper «Repo! The Genetic Opera» aus. Bousman wurde damals als Regisseur engagiert.
«Repo! The Genetic Opera» ist ein wenig eine Vermengung von «The Rocky Horror Picture Show» und «Sweeney Todd» mit der expliziten Gewaltdarstellung aus der «Saw»-Reihe. Der Film ist aber keineswegs einfach eine billige Kopie, sondern erhält durch die raffinierte Geschichte und die visuell kunstvolle Umsetzung ausreichend Eigenständigkeit. Die Schlitzereien sind hier so überhöht, dass sie meist mehr erheitern als erschrecken – sofern ein Sinn für Makaberes vorhanden ist. Für allzu romantische Musical-Liebhaber ist die Blutoper daher nicht zu empfehlen.
Trotz der mörderischen Handlung steht die Musik ganz klar im Vordergrund. Die Mischung aus Punk, Gothic und melodischem Metal wird klangvoll und mit viel Elan vorgetragen. Herausragend ist natürlich Sarah Brightman, aber auch die übrigen Darsteller müssen sich mit ihren Stimmen nicht verstecken. Stellt sich letztlich nur noch die Frage, wie viel Gesang ein Horror-Fan und wie viel Blut ein Musical-Fan verträgt?
Bild- und Tonqualität der Blu-ray-Disc sind tadellos. Das Bonusmaterial ist leider nur in Standardauflösung enthalten. Ansonsten ist es aber qualitativ hochwertig. Es besteht aus zwei Audiokommentaren mit Darren Lynn Bousman, der einmal von den Schauspielern Bill Moseley, Alexa Vega and Ogre, das andere Mal von Darren Smith, Terrance Zdunich und Musikproduzent Joseph Bishara unterstützt wird. Sehenswert sind auch die entfallene Szenen, besonders die sehr sinnliche Gesangseinlage «Come Up and Try My New Parts» mit Paris Hilton. Auch die vier Beiträge über die Entstehung sind nicht zu verachten.
Bewertung:
Bild-/Tonqualität (Blu-ray):
Bonusmaterial (Blu-ray):
(Bilder: ©Kinowelt)