«Seven Pounds» von Gabriele Muccino

Rosario Dawson und Will Smith in «Seven Pounds»

Über diesen Film lässt sich sehr viel oder auch gar nichts erzählen. Der Verleih hat nämlich ein Embargo für Besprechungen von «Seven Pounds» bis zum Filmstart verhängt. Ein eher ungewohntes Vorgehen. In der «Mittelland Zeitung» sind mir für ein Kurztipp gerade einmal knapp 400 Zeichen zur Verfügung gestanden. Dieser geringe Platz wird dem ambitionierten Drama ganz bestimmt nicht gerecht. Daher freut es mich, dass ich hier ein wenig ausführlicher darüber berichten kann.

Obschon es beinahe nicht zu vermeiden ist, versuche ich Spoiler zu vermeiden. Die grösste Enthüllung erfolgt sowieso gleich in der ersten Minute des Films durch die Hauptfigur selbst: Ein verzweifelter Mann (Will Smith) kündigt dem Notruf seinen Selbstmord an. Da stellen sich augenblicklich zwei Fragen: Wieso will der Mann sein Leben beenden? Und wird er seine Absicht auch umsetzen?

Die Gründe für die Tat werden in der Folge natürlich aufgedeckt – langsam und häppchenweise. Die Filmemacher setzen mehr auf Stimmung als auf Handlung. Auf den Telefonanruf folgt ein Sprung in die Vergangenheit. Der Mann, der sich als Steueragent Ben Thomas ausgibt, hat eine Liste mit sieben Namen vor sich. Dahinter verstecken sich neben einem blinden Mann (Woody Harrelson), einer leberkranken Sozialarbeitern und einem an Leukämie erkrankten Jungen auch die an einer Herzstörung leidende Emily (Rosario Dawson).

Wieso Ben mit diesen Menschen in Kontakt tritt wird nicht gleich verraten. Aber offenbar ist etwa vorgefallen, das Ben schwer auf der Seele lastet. Nun versucht er den leidenden Menschen zu helfen. Dabei kommt er aber vor allem Emily näher, als ihm lieb ist. Dem Schicksal der lebensfrohen Gestalterin kann sich der introvertierte Ben einfach nicht entziehen. So treffen sie sich immer häufiger und verlieben sich trotz der unsicheren Zukunft ineinander. Dadurch lässt sich Ben erst recht nicht von seinem Plan abhalten.

Nach «The Pursuit of Happyness» ist «Seven Pounds» nun bereits die zweite Zusammenarbeit von Regisseur Gabriele Muccino und Will Smith. Der italienische Regisseur hat die Geschichte konsequent und stilsicher inszeniert – und bei weitem nicht so trost- und hoffnungslos wie die Handlung vermuten lässt. Überragend ist vor allem der zwischen Schuld und Sühne zerrissene Smith. Wer sich an «The Pursuit of Happyness» erfreut hat, wird vermutlich auch an «Seven Pounds» Gefallen finden.

«Seven Pounds» ist genau betrachtet ein Rührstück, das sich dem Übel der Welt verweigert und die positive Kraft der Menschheit zelebriert – mit aller Konsezquenz und Widersprüchlichkeit. Besonders die zwiespältige Auflösung ist gleichsam niederschmetternd wie erhebend. Etwas gar übertrieben und unangenehm unheimlich ist einzig die letzte Szene ausgefallen. Eines ist aber schon vorher sowieso klar: das ist ganz bestimmt kein Film für Zyniker.

«Seven Pounds» erinnert stark an «21 Grams». Im Drama von Alejandro González Iñárritu wird ebenfalls die Last einer unwiderruflichen Tat ins Zentrum gestellt und zudem Form und Struktur der Erzählung in den Vordergrund gerückt. In beiden Fällen stellt sich die Frage, ob die verschachtelte Struktur des Films die Wirkung nicht eher einschränkt als verstärkt. Bei «21 Grams» ist das für mich ganz bestimmt der Fall. Die künstliche Zusammenführung der Figuren erscheint arg erzwungen.

«Seven Pounds» arbeitet hingegen weniger mit einer zersplitterten Zeitlinie. Stattdessen werden dezent eingestreute Rückblenden eingesetzt, die den Informationsfluss steuern und die Spannung steigern sollen. Das gelingt aber ebenfalls nur bedingt. Schnell wird die Absicht von Ben durchschaut. Der durch schwebende Kameraarbeit erzeugten Stimmung ist das aber trotzdem nicht wirklich abträglich. Muccino setzt zudem voll auf Emotionen und kann durch diese Zielsicherheit punkten.

Fazit: «Seven Pounds» ist eine intensives Drama mit Nachwirkung.

Bewertung: 5 Sterne

(Bilder: ©Sony)

1 comment

  1. “Wer sich an «The Pursuit of Happyness» erfreut hat, wird vermutlich auch an «Seven Pounds» Gefallen finden.”

    Naja, der unerträgliche Pursuit of Happyness hat bei mir drei Punkte bekommen, Seven Pounds hingegen sieben. Stimmung, Dramaturgie und Tempo beider Filme sind schon sehr verschieden, trotz gleichem Regisseur und Hauptdarsteller.

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