NIFFF 09: «Vampyrer» von Peter Pontikis

Jenny Lampa in «Vampyrer»

Wie lebt es sich eigentlich als Vampir in der modernen Gesellschaft? Der schwedische Regisseur und Drehbuchautor Peter Pontikis gibt in «Vampyrer» eine Antwort auf diese Frage. Er begleitet die ungleichen Vampirschwestern Vera (Jenny Lampa) und Vanja (Ruth Vega Fernandez) durch eine Nacht in Stockholm.

Die einzige wirklich blutige Szene kommt gleich zu Beginn. Ein Nazi-Biker macht sich in einer Bar an die allein tanzende Vera heran. Sie lockt ihn in die Toilette, wo sie ihm mit einem kleinen Messer zielsicher eine Ader aufschlitzt und zu speisen beginnt. Hier kommen also keine spitzen Eckzähne zum Einsatz. Vielmehr konzentriert sich das Drama auf die Beziehung der beiden Schwestern.

Vanja hat genug vom Leben als Nachtgestalt. Sie versucht daher auch Menschennahrung, obschon es ihr dabei übel wird. In dieser Nacht gesteht sie Vera, dass sie ihr Leben als Vampir aufgeben möchte, dass sie einen Freund hat. Vera reagiert gereizt darauf. Diese Beziehung mit einem Menschen habe sowieso keine Zukunft, denn die Menschen hassen ihre Art. Viel Zeit für eine Vertiefung der Diskussion bleibt den Schwestern jedoch nicht, denn die Kollegen des getöteten Bikers sind ihnen auf der Spur.

Diese Verfolgung durch vier Biker ist eindeutig der Schwachpunkt von diesem Thriller, der ansonsten ein faszinierendes Drama über Randgestalten ist. Ohne allzu viele blutige Szenen könnte «Vampyrer» genauso gut ein Sozialdrama über Aussenseiter sein. Der Charme liegt eindeutig in der Auseinandersetzung mit dem Leben als Vampir. Wenn die beiden Schwestern darüber streiten, ob sich die Ernährung von Vera auf ihre Figur auswirken wird, dann ergänzt Pontikis das Genre um neue Aspekte.

Damit der Film aber ein Thriller ist und bleibt, tauchen immer wieder die ratternden Motorräder auf. Dabei kann ich nicht ganz nachvollziehen, wieso es den beiden Schwestern in einer Metropole wie Stockholm nicht gelingen will, ein Versteck zu finden. Schliesslich werden sie sich auch sonst nicht selten vor Personen in Schutz bringen müssen. Als dann die Biker einmal ihre Opfer in die Enge getrieben haben, stellen sie ihre Motorräder in grosser Distanz zu den Schwestern ab und begeben sich so gemächlich zu den Vampiren, dass ihnen genügend Zeit bleibt, um über eine Mauer zu klettern. Ohne solche Momente wäre die Wirkung noch deutlich überzeugender.

Entstanden ist der Film gemäss dem am NIFFF anwesenden Produzenten Patrick Sobieski innerhalb eines Jahres. Pontikis und er seien über die Verzögerung bei einem anderen Projekt frustriert gewesen und haben sich daher überlegt, was für einen Film sie schnell realisieren könnten. Gedreht wurde dann auf Super-16-mm, wodurch der Film eine eigene leicht schmutzige Optik erhält, die der Thematik durchaus entgegenkommt.

Fazit: «Vampyrer» ist ein nette Ergänzung des Genres ohne sich wirklich zur Pflichtlektüre aufzudrängen.

Bewertung: 3 Sterne

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