«Brüno» von Larry Charles mit Sacha Baron Cohen

Sacha Baron Cohen als «Brüno»

It was worse than cancer.

Ich habe bisher zwei Filme mit Sacha Baron Cohen gesehen, «Sweeney Todd: The Demon Barber of Fleet Street» und «Borat» («Madagascar» und die Fortsetzung zähle ich hier einmal nicht dazu). In viel mehr Kinofilmen hat der britische Komiker auch nicht mitgespielt. Umso erstaunlicher, was für ein Kult um seine Person entstanden ist. Mit «Brüno» bringt er noch die letzte Figur aus seiner «Da Ali G Show» auf die Grossleinwand, den exzentrischen österreichischen Schwulen Brüno, der so gerne berühmt wäre. An «Borat» kommt diese Komödie nicht heran, amüsant ist sie trotzdem.

Brüno ist der Moderator der schrillen österreichischen Sendung «Funkytime», der wichtigsten Schwulensendung im deutschsprachigen Raum – mit Ausnahme von Deutschland. Doch die Sendung wird abgesetzt, und Brüno wird zudem der Zutritt zu seinen geliebten Modeshows verweigert. So entschliesst sich der naive Sonderling dazu, der grösste schwule Filmstar seit Arnold Schwarzenegger zu werden und bricht nach Kalifornien auf. Dort erregt aber die Testversion einer Fernsehsendung bloss Entsetzen. Ob es am sprechenden Penis liegt?

Auch weitere Projekte (Interviews mit Prominenten, Frieden im Mittleren Osten, Entführung durch Terroristen, Adoption eines schwarzen Babys: «Madonna’s got one, Brangelina’s got one, now Brüno’s got one.») schlagen fehl. Da sieht Brüno am Fernsehen Tom Cruise und ihm wird endlich klar, dass ihm der Durchbruch nur als Heterosexueller gelingen wird. So lässt er sich von einem evangelikalen Konversionstherapeuten beraten und beteiligt sich an typisch heterosexuellen Tätigkeiten: der Grundausbildung beim Militär, der Jagd, einer Swinger-Party.

Wie schon in «Borat» nimmt Sacha Baron Cohen auch in «Brüno» keine Rücksicht auf irgendwelche Befindlichkeiten, weder in Bezug auf Religion oder Geschmack. Er entlarvt dabei einmal mehr allerlei Klischees. Es stellt sich einzig die Frage, ob seine Gesprächspartner wirklich den Durschschnitt der Bevölkerung vertreten oder einfach ausserordentliche beschränkte Personen sind. Paradebeispiel sind in dieser Hinsicht die beiden blonden PR-Beraterinnen für Wohltätigkeitszwecke, die Dafar sagen, wenn sie Darfur meinen und der Ansicht sind, dass es sich dabei um eine Gegend in Irak handelt. Nachvollziehbar sind hingegen die Reaktionen auf seine geplante Fernsehsendung. Die ist einfach nur grausam schlecht.

«Brüno» zeigt auch auf, wie es Regisseur Larry Charles formuliert, dass Menschen zu allem bereit sind, wenn man sie vor eine Kamera setzt und ihnen 15 Minuten Ruhm verspricht. Die entsetzendste Episode ist diesbezüglich ganz klar die Befragung von Eltern von Kleinkindern, die in alle möglichen Schreckensdarstellungen einwilligen, damit ihr Kind für eine Fotoshooting verwendet wird. Verschwiegen wird natürlich, wie viele Eltern sich nicht auf diese Absurditäten eingelassen und entsetzt das Studio verlassen haben.

Ganz so viel gelacht wie bei «Borat» habe ich bei «Brüno» allerdings nicht. Das mag einerseits daran liegen, dass das Konzept nun nicht mehr wirklich neu ist. Andererseits liegt das sicher auch an der Figur von Brüno, die durch ihr Auftreten einfach nicht über das gleiche Humorpotanzial verfügt. Die Naivität der Figur ist bedeutend weniger überzeugend, und anstatt den Reaktionen der Gesprächspartner steht oftmals Brüno selbst im Zentrum der Szenen. Weniger gelungen ist auch die eingefügte Handlung mit dem verliebten Assistenten. Ausreichend witzige Szenen sind trotzdem enthalten. Und im Gegensatz zu anderen Schwulenfilmen kommt hier auch die Kopulation nicht zu kurz – wenn auch meist reichlich bizarr.

Fazit: «Brüno» ist eine heitere und provokative Komödie über Vorurteile.

Bewertung: 4 Sterne

(Bild: ©Ascot Elite)

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