«Bolt» von Byron Howard und Chris Williams

«Bolt»

Was kommt heraus, wenn der Einfallsreichtum von Pixar mit der Tradition von Disney gekreuzt wird? Natürlich eine Mischung aus «Toy Story» und «The Incredible Journey». So lässt sich zumindest die Abenteuerkomödie «Bolt» aus den Walt Disney Animation Studios beschreiben. Sie ist unter der Produktion von John Lasseter entstanden, dem Regisseur von «Toy Story» und künstlerischen Leiter von Pixar.

Bolt (Stimme von John Travolta) ist ein Superhund. Meint er wenigstens. Als Welpe hat ihn Penny (Miley Cyrus) als Haustier ausgewählt. Nun muss er sie fast jeden Tag vor dem üblen Bösewicht Dr. Calico (Malcolm McDowell) retten, der ausserdem ihren Vater entführt hat. In Wirklichkeit ist Bolt jedoch ein ganz gewöhnlicher Hund, der einfach in einer Fernsehserie mitspielt. Das weiss er allerdings nicht.

«Bolt»Als nun plötzlich ein Tag damit endet, dass Penny in Gefahr schwebt (die Zielgruppe der Fernsehserie sehnt sich angeblich nach einem dramatischen Cliffhanger), ergreift Bolt die Flucht aus seinem Wohnwagen, um seinen Menschen zu retten. Dabei landet er jedoch in einer Kiste, aus der er erst in New York wieder entkommt – am anderen Ende des Landes. Nun macht er sich zusammen mit der Katze Mittens (Susie Essman) auf den Weg nach Hollywood. Unterwegs stösst auch noch der wagemutige Hamster Rhino (Mark Walton) dazu.

Eine völlig realitätsfremd an eigene Superkräfte glaubende Hauptfigur ist aus «Toy Story» bekannt. Ein Trio von Tieren, dass sich den Weg nach Hause sucht, kam in den 60er-Jahren schon im Disney-Film «The Incredible Journey» vor, der in den 90er-Jahren die Remakes «Homeward Bound» und «Homeward Bound II: Lost in San Francisco» nach sich zog. Nein, besonders einfallsreich waren die Drehbuchautoren von «Bolt» also ganz bestimmt nicht. Wozu auch etwas Neues erfinden, wenn die Erfolgsrezepte sozusagen schon patentiert sind.

Nicht nur für Handlung, auch die für die einzelnen Szenen bedienten sich die Drehbuchautoren häufig bei altgedienten Mustern. Die Tauben in New York werden von Mittens in der Art eines Mafia-Paten ausgebeutet (natürlich zu entsprechender Musik), in Hollywood treten die Tauben hingegen als zickige Drehbuchautoren mit klaren Hierarchiestufen auf. Handelt es sich hier um Selbstironie oder doch nur um platte Parodie? Auf jeden Fall ist der Humor zwischendurch nur leidlich amüsant. Das liegt sicher auch daran, dass sich die Gespräche zwischen Bolt und Mittens eben allzu häufig wie die Auseinandersetzungen zwischen Woody und Buzz Lightyear anhören.

Keine Vorwürfe müssen sich hingegen die ausführenden Animatoren machen. Die Umsetzung ist bis ins letzte Detail erstklassig. Vor allem die Figuren, aber auch die Hintergründe sind vorzüglich gestaltet. Die digitalen Tiere übertreffen dabei die animierten Menschen um einiges an Ausdrucksstärke. Die vielen temporeichen Szenen müssen den Vergleich mit Actionszenen in Realfilmen nicht scheuen (womöglich nicht nur, weil «Realfilme» immer digitaler werden). Bei den rasanten Verfolgungen sprühen die Funken und die Explosionen glänzen und schimmern in wunderbarsten Farbtönen.

Fazit: «Bolt» ist eine nicht besonders einfallsreiche, aber durchaus muntere und amüsante Tierreise.

Bewertung: 4 Sterne

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