[Erschienen am 8. August 2008, 17.41] Letztes Jahr war Mijke de Jong mit dem Familiendrama «Tussenstand» in der Sektion «Cinéastes du présent». Dieses Jahr hat die Holländerin mit «Het zusje van Katia» den Sprung in den Internationalen Wettbewerb geschafft. Auch dieses Mal dreht sich alles um eine zerbrochene Familie, in der die Erwachsenen für die Kinder keine Vorbilder sein können.
Sie ist 13 Jahre alt und hat ein einfaches Leben. Sie ist die Schwester von Katia (het zusje van Katia). So stellt sie sich überall vor. Mehr möchte sie nicht sein. Sie hat ein schwieriges Leben. Denn Katia ist Stripperin. Die Mutter der beiden Schwestern arbeitet als Prostituierte. Die Schwester von Katia ist zu alt für Puppen, zu jung für die Welt ihrer Schwester und Mutter. So zieht sie sich in ihre eigene Welt zurück, sucht Geborgenheit in einer beunruhigenden Abgeschiedenheit.
Wie schon die bisherigen Werke in den Wettbewerbs-Reihen stellt auch «Het zusje van Katia» hohe Anforderungen an das Publikum. Die Kamera nimmt meist die Perspektive von Katia ein, begleitet sie ruhig auf ihren Streifzügen durch die Stadt und beobachtet in der Wohnung die zerbröckelnde Beziehung zwischen ihrer Schwester und ihrer Mutter. Mijke de Jong nähert sich sehr behutsam dieser mal zarten, oftmals aber sehr harschen Realität des Mädchens.
Neugierig erkundet das Mädchen ihre Umgebung, sucht nach einem Anker in ihrem Leben. Dabei kommt es auch zu Begegnungen mit einem gutmütig missionierenden Christen. Doch die Welt mit Kreuzen und Geboten kann dem Mädchen ebenso wenig Halt bieten wie die Perücken und Hüftschwünge von Mutter und Schwester. Nüchtern und ohne Mitleid zeigt de Jong den instabilen Mikrokosmos in einer modernen Gesellschaft.
Fazit: «Het zusje van Katia» ist ein intimes Porträt einer Jugendlichen in einer orientierungslosen Welt.
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