We’ve been sharing our culture with you all morning.
Ein Fest für die Augen oder einfach nur verabscheuungswürdige Kriegspropaganda? Diese Frage stellt sich bei der Comic-Verfilmung «300» von Zack Snyder («Watchmen»). Es gibt nur wenige Kriegsfilme, in denen auf den Schlachtfeldern so lustvoll geschlachtet wird. Erzählt wird die erfolgreiche Hinauszögerung des Vormarsches der persischen Armee durch 300 Spartaner. Das faschistoide Chippendales-Gemetzel ist aber nicht nur ungeheuer stumpfsinnig, sondern auch herrlich kurzweilig. Auf Blu-ray-Disc gibt es nun «The Ultimate Experience».
Die Umwandlung von Frank Millers brutalem Comic für die Leinwand stammt von Zack Snyder, dessen Remake von «Dawn of the Dead» einen guten Vorgeschmack auf das Blutbad der Spartaner liefert. Die Perser sind sozusagen die antiken Turbo-Zombies (die Unsterblichen!). Von der Machart her ist «300» fast bis ins letzte grobkörnige Bild brillant. Allerdings entspricht die blutrünstige Inszenierung der Schlachten – die eher an Splatterfilme wie «Saw» als an ein Sandalenepos erinnert – und die Computerspiel-Ästhetik sicher nicht jedem Geschmack.
Auch die Zeitlupenaufnahmen werden bisweilen bis über ein erträgliches Mass ausgereizt. Die aus «Gladiator» entlehnte Musik und die Kornfelder, in denen die Frau wartet (Elysian Fields), weisen zudem eher auf wenig Innovationskraft hin. Die Vorlage wurde zudem durch ein aufgesetztes Intrigenspiel hinter der Front verwässert, das nicht so recht in den Erzählfluss hineinpasst.
Abscheulich ist vor allem der Inhalt. Die Heldenverehrung von Frank Miller und Zack Snyder stellt die Spartaner als blutrünstige, kriegsgeile und gewaltverherrlichende Kampfmaschinen dar, deren einzige Kultur der Krieg ist. Im Gegensatz zum Historiker Herodot, der mit seinen «Historien» das Gedenken an «grosse und wunderbare Taten der Griechen und der Barbaren» (alle Zitate aus «Historien», herausgegeben und übersetzt von Josef Feix, Artemis & Winkler, 2004) erhalten wollte, bringt Miller den Gegnern der Spartaner überhaupt keinen Respekt entgegen.
Bezeichnend dafür auch die Darstellung des Verräters Ephialtes, der als hässlich deformierter Krüppel dargestellt wird. Der ebenfalls Filme für seine Propaganda einsetzende Reichsführer Hitler hätte seine Freude an diesem rassenreinen Werk gehabt, aus dem selbst die Verbündeten der Spartaner beinahe vollständig getilgt worden sind. Herodot hingegen beschreibt, wie auf der Seite der Spartaner auch die Bundesgenossen der Thespier (freudigen Herzens) und Thebaner (widerwillig als Geiseln) kämpften.
Ansonsten entspricht die Schlachtbeschreibung in einigen Elementen allerdings ziemlich treu der Vorlage von Herodot und enthält etwa den Spruch von Dienekes, der sich über die die Sonne verdunkelnden Pfeile der Perser amüsiert, weil die Griechen dadurch im kühlen Schatten kämpfen können. Während Herodot vorgibt, die Namen aller 300 zu kennen, bleiben jedoch die meisten Kämpfer in «300» gestählte Namenlose.
Der Film regt zumindest zu angeregten Diskussionen an. Ein kleiner Gedankenanstoss aus Glenn Kennys Blog auf «Premiere»: «You’d have to be mighty dense not to see 300 as an exemplary example of fascist aesthetics. The grandiosity, the worship of combat, the worship of death in combat.» Man müsse schon gewaltig beschränkt sein, um «300» nicht als beispielhaftes Beispiel faschistischer Ästhetik zu erkennen. Der Prunk, die Verehrung der Schlacht, die Verehrung des Tods in der Schlacht.
Wer sich lieber über die fragwürdige Übertragung von westlichen Stereotypen auf die persische Kultur unterhält, wird von dem in Kanada wohnhaften Archäologen Hamed Vahdati Nasab mit Argumenten beliefert. Er äusserte gegenüber «Variety» folgende Vorbehalte: «What would people say if they made a film about Martin Luther King (Jr.), showed him as a monster, and tried to defend it as a fiction? You can’t do that. It’s unethical.» Wie Xerxes als Bösewicht und Freak dargestellt wird, der sich von dekadenten und missgestalteten Sex-Sklaven umgibt, ist purer Rassismus.
Dem Andrang an den Kinokassen haben die Kontroversen nicht geschadet. Am ersten Wochenende hat «300» in Nordamerika über 70 Millionen Dollar eingespielt und bereits nach acht Tagen war die 100-Millionen-Dollar-Grenze durchbrochen. In Nordamerika wurde schliesslich das Einspielergebnis von «Gladiator» (187 Millionen Dollar) und «Troy» (133 Millionen Dollar) übertroffen. Weltweit blieb allerdings «Troy» (497 Millionen Dollar) vor «Gladiator» (457 Millionen Dollar) und «300» (456 Millionen Dollar).
Bild- und Tonqualität der Blu-ray-Disc sind hervorragend. Die fleissig nachbearbeiteten Bilder entfalten ihre volle Pracht, und die in Dolby TrueHD abgemischte Tonspur ist eine Wucht. Nicht nur technisch ist die Blu-ray-Disc mehr als vorbildlich, auch das Bonusmaterial ist umfangreich und durchaus sehenswert. Mehrere 10- bis 15-minütige Beiträge und die schon im Internet veröffentlichten Kurzepisoden schildern die Entstehung von diesem Sandalenepos.
Etwas fragwürdiger ist die Dokumentation «The 300 – Fact or Fiction?» ausgefallen. Darin verstickt sich etwa die «Historikerin, Autorin» Bettany Hughes in sehr widersprüchliche Theorien. So soll Leonidas seinen Namen («von den Löwen abstammend»), erhalten haben, weil die Eltern schon Grosses ahnten und die Spartaner ihre Herkunft vom Löwentöter Herkules herleiteten. Ein Nachkomme des Löwentöters stammt also von den Löwen ab? Diese Argumentation funktioniert so verkürzt ganz bestimmt nicht.
Was ist nun an dieser neuen Blu-ray-Disc das ultimative Erlebnis? Auf drei Pfaden lassen sich Hintergrundinformationen zum Film abrufen, die entweder als Bild-in-Bild-Einspielung eingeblendet oder als kurze Wortmeldung eingespielt werden. Die Beiträge entstammen allerdings zu einem grossen Teil aus dem restlichen Bonusmaterial. Wer sich also bereits die übrigen Berichte angeschaut hat, wird schnell einmal gelangweilt sein.
Wie auf der HD-DVD ist auch die «In-Movie Experience» über die Spezialeffekte enthalten. Snyder führt durch den Film und erklärt anhand eines eingeblendeten Fensters, in dem die Blue-Screen-Aufnahmen zu sehen sind, wie der Film entstanden ist. Das auf der HD-DVD vorhandene Strategiespiel «Vengeance and Valor» ist hingegen nicht zu finden. Verpackt ist die Blu-ray-Disc mit einem 42-seitigen Hochglanz-Beiheft, in dem die Funktionen des neuen Bonusmaterials erklärt und wortgewaltig die Einzigartigkeit und Grossartigkeit des Films beschrieben wird.
Bewertung:
Bild-/Tonqualität (Blu-ray):
Bonusmaterial (Blu-ray):
(Bilder: ©Warner Home Video)
ja ist ein guter film, und auf blu ray kommt er fast rüber wie im kino.
Ist von der qualität einer der besten blu rays.
Ich finde den Film grauenhaft! Aus folgenden Gründen:
Die “Perser” tragen ASIATISCHE RÜSTUNGEN und KANTANA(japanische Schwerter) statt Shamshirha oder Shimitarha.
Der Anfang des Film spielt offenbar zur Eiszeit.
Der aus abgehackten Körperteilen geformete “Baum” ist offenbar von den “Albae” aus der Zwergen tetralogie von Markus Heitz geklaut.
Die ECHTEN Spartaner trugen Rüstungen (statt nur einer art “Unterhose”)