I’m not afraid of imaginary things.
Ein wahres Fest für die Augen ist die europäische Produktion «The Secret of Kells». Regisseur Tomm Moore macht sich darin auf die Spuren des Book of Kells, einem um 800 hergestellten irischen Nationalheiligtum, in dem die vier Evangelien niedergeschrieben und mit aufwändigen Illustrationen und Schriftzügen verziert sind. Moore erzählt die Entstehung aus der Perspektive eines Jungen, der sich im Kampf gegen seinen strengen Onkel und einen Dämon bewähren muss.
Brendan lebt bei seinem Onkel, dem Abt des Klosters von Kell. Später soll Brendan auch einmal Abt werden, momentan wird er aber noch vor allem von seinem Onkel herumkommandiert. Der Abt ist mit der Befestigung des Klosters beschäftigt, denn vom Norden her droht die Invasion durch die Wikinger. So vernachlässigt er auch die Niederschrift von sakralen Texten. Diese Tätigkeit rückt aber wieder in den Vordergrund, als Bruder Aidan als Flüchtling von der Insel Iona auftaucht.
Aidan führt Brendan in die Kunst der Buchmalerei ein. Um die zentralen Chi-Rho-Seiten im mysteriösen Buch zu vollenden, muss Brendan Beeren aus dem Wald besorgen. Dort wird er von Wölfen bedroht, wird aber von der geheimnisvollen Aisling beschützt. Sie ist eine Elfe oder in der Sprache der Iren ein Traum. Aisling führt Brendan durch den Wald und hilft ihm schliesslich auch, als er den Dämon Crom Cruach besiegen muss.
In seinem Regiedebüt vermischt Tomm Moore die Erschaffung eines religiösen Manuskripts mit keltischen Mythen. Im Zentrum steht dabei aber der Junge, der sich nicht nur gegen böse Mächte, sondern auch gegen seinen Onkel durchsetzen muss. Um die dekorativen Schriften und Zeichnungen zu vollenden, muss er erst sein Stimme finden. Einige Aspekte der Handlung sind verspielt niedlich, etwa wenn Brendan eine Gans jagt oder von einem Baum fällt. Daneben scheut Moore aber auch nicht vor bedrohlichen Darstellungen von den Angriffen durch die Wikinger oder den Kampf mit Crom Cruach zurück.
Für die Gestaltung orientierte sich der Regisseur an den Formen aus dem Book of Kells und schuf so ein betörendes Kunstwerk mit expressionistischen Farben und Formen. Die Umsetzung erinnert teilweise an die Werke von Michel Ocelot («Azur et Asmar»), zeichnet sich aber auch durch eine eigene Handschrift aus. Wie nur wenige andere Filme lässt «The Secret of Kells» durch die Pracht der Bilder in eine fremde Welt eintauchen.
Fazit: «The Secret of Kells» ist ein fantastisches Abenteuer mit überwältigenden Bilderwelten.
Bewertung:
(Bilder: ©2009 Celluloid Dreams)