ZFF 08: «Sell Out!» von Yeo Joon Han

Peter Davis in «Sell Out!»

Zurücklehnen, entspannen und die Erwartungen senken. Das ist nicht meine Empfehlung. Diese Worte richtete der Regisseur von «Sell Out!» letztes Jahr am 4. Zurich Film Festival vor der Vorstellung an das Publikum. Das ist eine gesunde Voraussetzung für den Genuss von jedem Film. Yeo Joon Han hat auch noch erwähnt, dass ein Kritiker seinem Film erzwungenen Humor, formlose Inszenierung und eine Überlänge von 20 Minuten vorgeworfen hat. Da konnten die Erwartungen nicht mehr viel tiefer sinken.

Dabei ist der Film aus Malaysia ist eine vergnügliche Gesellschaftssatire. Die ehrgeizige Rafflesia Pong (Jerrica Lai) moderiert das TV-Kulturmagazin «For Art’s Sake». Da die Zuschauerzahlen nicht berauschend sind, wollen die Bosse des Fony-Konzerns (eine Mischung aus Sony und «phony», englisch für Schwindler), dem der Fernsehsender gehört, die Sendung absetzen. Als ihr schwerkranker Ex-Freund stirbt, während er für die Sendung ein Gedicht vorliest, kommt sie auf die Idee für ein neues Format: Weisheiten der (vor der Kamera) Sterbenden.

Beim Fony-Konzern ist auch der Produktentwickler Eric Tan (Peter Davis) angestellt. Er hat eine wunderbare Maschine gebaut, die aus Sojabohnen acht verschiedene Produkte herstellt. Wenig Freude daran haben wiederum die Bosse von Fony. Sie wünschen sich, dass das Gerät ein Tag nach Ablauf der Garantiefrist eine Panne hat. Da sie den Idealisten Eric nicht von ihren Vorstellungen überzeugen können, schicken sie ihn zu einem Exorzisten, der den Träumer vom Entwickler trennen soll.

Der Humor in «Sell Out!» ist ganz bestimmt nicht erzwungen, sondern vielmehr verspielt und zum Teil recht surreal. Dieser Effekt wird noch dadurch verstärkt, dass die beiden Hauptfiguren ab und zu von ihren Gefühlen singen. Die Komödie deshalb als Musical zu bezeichnen, wäre allerdings falsch. «Sell Out!» ist vielmehr eine liebevolle Satire über die konzernisierte Welt, in der Profitdenken jede Entscheidung beeinflusst. Das ist in Malaysia offensichtlich überhaupt nicht anders als in der westlichen Welt.

Formlosigkeit kann dem Film hingegen durchaus vorgeworfen werden, und einige Szenen hätten sicher noch ein wenig gestrafft werden können. Doch diese Ungeschliffenheit macht auch den besonderen Charme von dieser gewitzten Fantasie aus. Nebenbei macht sich «Sell Out!» gleich noch über die Unzahl an Festivals lustig. Dabei hat der Film in Venedig in der Kategorie «Altre Visioni» den Premio Arca Cinema Giovani gewonnen. Da überholt das Leben die Kunst.

Fazit: «Sell Out!» ist eine muntere Komödie über die Hürden der lokalen Globalisierung.

Bewertung: 4 Sterne

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