Dis-moi quelque chose de gentil.
Zwei Familiendramen haben gestern den Internationalen Spielfilmwettbewerb des 5. Zurich Film Festival eröffnet. Sehr idyllisch sieht das Familienleben in «Le père de mes enfants» von Mia Hansen-Løve aus. Völlig unspektakulär und dennoch aufwühlend erzählt die Regisseurin vom Leben eines Filmproduzenten, seiner Frau und den drei Töchtern. Der bittere Alltag frisst eine der Figuren innerlich bis zur Tragödie auf.
Grégoire Canvel (Louis-Do de Lencquesaing) führt die Produktionsfirma Moon Films mit dem Anspruch, nicht nur kommerziell, sondern auch künstlerisch erfolgreich zu sein. Knapp 50 Filme hat er bereits produziert, doch die Zeiten sind härter geworden und die neuen Projekte beginnen, die Mittel der kleinen Firma überzustrapazieren. Besonders die Produktion eines anspruchsvollen skandinavischen Wunderregisseurs droht aus dem Ruder zu laufen.
Die Projekte beanspruchen Grégoire zwar übermässig, und dauernd ist er am Telefon. Dennoch versucht er auch möglichst viel Zeit in seine Familie zu investieren. Die Wochenenden verbringt er mit seiner Frau Sylvia (Chiara Caselli) und den drei Töchtern abgeschieden auf dem Land. Trotz der erdrückenden Belastung begleitet er die Familie auch auf Ferien nach Italien. Grégoire zeigt sich immer als einfühlsamer und aufmerksamer Vater. Aber langsam nimmt der Druck immer mehr zu und die Schulden der Firma liegen wie ein dunkler Schatten über der Familie.
Nüchtern folgt Regisseurin und Drehbuchautorin Mia Hansen-Løve ihren Protagonisten. Obschon das Berufsleben von Grégoire viel Dramatik in sich birgt, verzichtet Hansen-Løve auf laut ausgetragene, theatralische Konflikte. Grégoire bleibt in fast allen Szenen ruhig und versucht einfach, seine Aufträge zu erfüllen. So wie sie den Alltag von Grégoire zeigt, kann man sich die Abläufe in einer Produktionsfirma gut vorstellen.
Trotzdem ist in jeder einzelnen Szene eine unheimliche Anspannung zu fühlen. Die Möglichkeit eines unheilvollen Ausgangs der Geschichte ist zu spüren und so wird auch beim friedlichsten Spaziergang der Familie mit einem Unglück gerechnet. Ein tragisches Ereignis trifft dann auch ein, wird aber schon beinahe nebensächlich beobachtet. Die Wirkung ist dennoch erschütternd. Meisterhaft ist es, wie Hansen-Løve danach die Tonart beibehält und die Familie bei der Aufarbeitung der Folgen betrachtet.
Fazit: «Le père de mes enfants» ist ein fesselndes Drama, das durch seine unsentimentale Inszenierung berührt.
Bewertung:
(Bilder: ©2009 Frenetic Films)
Bei mir und meiner Begleitung kam der Film nicht so rüber wie bei dir. Aber das kann ja mal vorkommen. Kunst ist nicht perfekt und ist vor allem individuell.
Kunst ist immer perfekt. Aber da sie eben individuell interpretiert wird, ist nicht jede Kunst für jede Person.
Kunst ist NIE perfekt, gerade weil sie individuell interpretiert wird.