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Stars ziehen die Aufmerksamkeit der Medien und damit der Öffentlichkeit auf sich. Das weiss auch das 5. Zurich Film Festival. Deshalb laufen die Sterne nicht nur über den roten Teppich, sondern sie sind auch in den Filmen zu sehen. Im Internationalen Spielfilmwettbewerb sorgt die dänische Schauspielerin Paprika Steen im Drama «Applaus» mit einer ungeschminkten Darbietung für enthüllende Momente und gleichsam eine Dekonstruktion ihrer Position als Star.
Auf der Bühne spielt die gefeierte dänische Schauspielerin Thea (Paprika Steen) im postmodernen Stück «Who’s Afraid of Virginia Wolf?» die munter trinkende Martha, die sich mit ihrem Mann ein heftiges Gefecht liefert. Ob die beiden auf der Bühne nur ein hässliches Spiel inszenieren oder sich wirklich verletzen wollen, lässt Autor Edward Albee offen. Im wahren Leben gibt es für die Schauspielerin jedoch keine Grenzen zwischen Realität und Illusion. Sie hat sich in den Alkohol geflüchtet und dadurch ihre Familie verloren. Ihr Mann Christian (Michael Falch) liess sich scheiden und erhielt das Sorgerecht für die beiden Söhne.
Achtzehn Monate später hat Thea einen Aufenthalt in einer Entzugsklinik hinter sich. Brav trinkt sie jetzt Wasser und möchte ihre Beziehung zu ihren Söhnen neu beginnen. Michael willigt ein, sie ab und zu mit William (Otto Leonardo Steen Rieks, der Sohn von Paprika Steen) und Matthias (Noel Koch-Søfeldt) zu besuchen. Doch die impulsive Thea will mehr. Sie sehnt sich danach, dass die Söhne auch bei ihr wohnen. Um ihr Ziel zu erreichen, wendet sie sich auch an Maiken (Sara-Marie Maltha), die neue Freundin/Frau von Michael.
Regisseur Martin Zandvliet, der zusammen mit Anders Frithiof August das Drehbuch geschrieben hat, nähert sich seiner Hauptdarstellerin mit einer Handkamera. Dadurch schafft er Intimität und eine beinahe schon unangenehme Nähe. Das liegt aber vor allem an der unbändigen Art der Figur. Die Forderung von Thea nach mehr Kontakten zu ihren Söhnen klingt zwar nachvollziehbar. Doch sie ist so unberechenbar, dass von Beginn weg eine Katastrophe befürchtet werden muss. Dazu kommt es zwar nicht, aber die Geschichte ist dennoch beunruhigend.
Das vorangestellte Zitat stammt nicht aus «Applaus», sondern aus dem Stück «Who’s Afraid of Virginia Wolf?», in dem Albee je nach Betrachtung die menschliche Grausamkeit seziert oder zelebriert. Zandvliet webt Szenen aus einer Aufführung des Stücks mit Paprika Steen in den Film ein und stellt damit einen eigenartigen Kontakt her. Sollen die Ausschnitte einfach den Status von Thea dokumentieren? Oder soll die Fiktion vielmehr die fiktive Realität der Figuren beleuchten? Das Leben imitiert die Kunst? Interpretationen sind zahlreiche möglich, aber irgendwie nicht wirklich fruchtbar.
Vielleicht sollen die Künstlichkeit der Bühnenaufführung auch einfach den Kontrast zur direkten Emotionalität des Films hervorheben. Zudem lässt sich dadurch eine andere Seite von Thea erkennen, das Verhalten vor dem Alkoholentzug. Hinter der Bühne verzweifelt sie an ihrer Hundehaut und erniedrigt ihre Assistentin. Zandvliet zeigt daneben den Alltag der Schauspielerin abseits des Rampenlichts, ein ernüchterndes und einsames Dasein. Irgendwie ein Klischee, durch das Spiel von Steen aber trotzdem berührend.
Fazit: «Applaus» ist eine Plattform für die intensiv auftretende Paprika Steen, die auch einige Platitüden im Drehbuch überdeckt.
Bewertung:
Ok kann ich akzeptieren. 😉