Fasten your seat belt. I’m taking you for the ride of your life.
Harte Drogen, schneller Sex und bunte Kondome. Das hört sich doch ganz nach den Zutaten für ein sorgenloses Disney-Märchen an. Nicht? Das Ausgangslage für die Pygmalion-Geschichte «Pretty Woman» ist vielleicht ein wenig ungewöhnlich. Doch auch wenn Julia Roberts häufig sehr leicht bekleidet auftritt, so ist dieses Prostituierten-Märchen doch fast ganz jugendfrei. In Zeiten der korrupten Wirtschaft ist vielmehr der von Richard Gere gespielte Finanzmakler moralisch bedenklich.
Finanzinvestor Edward Lewis (Gere) hat sich in Hollywood auf dem Weg zu seinem Luxushotel Regent Beverly Wilshire verirrt. Da eilt ihm die aufreizend gekleidete Vivian (Roberts) zu Hilfe, die ihm für 5 Dollar den Weg zum Hotel beschreiben will und ihn für ein paar Dollar mehr auch gleich begleitet. Vor dem Hotel setzt sich Vivian zunächst an die Bushaltestelle, doch Edward ist schliesslich doch in Stimmung für ein wenig weibliche Gesellschaft.
Nach vollzogener Transaktion macht sich Vivian am nächsten Morgen bereit, das Penthouse von Edward zu verlassen, doch er hat einen weiteren Geschäftsvorschlag für sie. Für 3000 Dollar soll sie ihm die Woche als Begleiterin zur Verfügung stehen. Damit sie auch einen ordentlichen und nicht zu lasterhaften Eindruck auf seine Geschäftspartner hinterlässt, soll sie sich passende Kleider kaufen. Nach einem ersten missglückten Versuch am Rodeo Drive sorgt Edward dafür, dass die modischen Bedürfnisse seiner Angestellten befriedigt werden. Musikeinsatz: «Pretty Woman» von Roy Orbison.
Das Leben der Prostituierten in «Pretty Woman» wird ziemlich schmeichelhaft gezeichnet, fast schon glamourös. Vivian und ihre Freundin Kit (Laura San Giacomo) haben keinen Zuhälter, sind also unabhängig und können sich ihre Kundschaft völlig zwanglos aussuchen. «Pretty Woman» ist eben nicht wirklich die Geschichte über sündigen Sex und schmutziges Geld, sondern eine Fantasie über eine Prinzessin und ihren Retter auf dem weissen Hengst (im Fall von Edward eine weisse Limousine). Völlig weltfremd, eben ein typisches Hollywood-Hochglanzprodukt.
Aber obschon «Pretty Woman» primär als romantische Komödie zu betrachten ist, sind durchaus auch ganz subtil eingestreute sozialkritische Elemente zu erkennen, besonders in der Gestalt des von Hector Elizondo gespielten Hotelmanagers, der je nach Situation in einer Machtposition steht, dann aber auch wieder völlig ignoriert wird. Und als Edward seinen Beruf erklärt, macht Vivian einen Vergleich mit einem Autodieb, der die Teile verkauft. Sehenswert ist «Pretty Woman» wegen den beiden charismatischen Hauptdarstellern. Für Julia Roberts bedeutete ihre erste grosse Hauptrolle nicht nur eine erste Oscar-Nomination als Hauptdarstellerin, sondern auch den eigentlichen Durchbruch als Hollywood-Star.
Auf der Blu-ray-Disc strahlt das Lächeln von Roberts noch unwiderstehlicher. Die Bildqualität ist zwar nicht herausragend, aber doch sehr zufriedenstellend. Das Bonusmaterial in Standardauflösung ist identisch mit den Extras auf der letzten DVD-Ausgabe und besteht aus misslungenen Szenen, drei mittelmässigen Beiträgen, dem Musikvideo «Wild Women Do» von Natalie Cole sowie einem kurzweiligen Audiokommentar von Regisseur Garry Marshall. Der Regisseur ist zwar ein wenig schwatzhaft und beschreibt zu häufig die Szenen, gibt aber auch deutlich zu verstehen, dass er durchaus den Unterschied zwischen Kunst und Kommerz erkennt.
Bewertung:
Bild-/Tonqualität (Blu-ray):
Bonusmaterial (Blu-ray):
(Bilder: ©Walt Disney Studios Home Entertainment)