The world as we know it, will soon come to an end.
Wenn es einen Filmemacher gibt, der durch sein bisheriges Werk dazu vorherbestimmt ist, die Welt zu zerstören, dann ist das ganz bestimmt Roland Emmerich. Auf New York hat er es ganz besonders abgesehen. Schon dreimal hat er die Stadt ordentlich demoliert. Zuerst durch Ausserirdische in «Independence Day», dann durch eine Riesenechse in «Godzilla» und zuletzt durch den Klimawandel in «The Day After Tomorrow». In «2012» inszeniert Emmerich den Weltuntergang. Vor allem Los Angeles muss in diesem Katastrophenfilm leiden – und John Cusack.
Im Jahre 2009 erhält die amerikanische Regierung einen vertraulichen Bericht, der bestätigt, dass die Erde schon in wenigen Jahren dem Untergang geweiht ist. Wegen gewaltigen Eruptionen der Sonne wird das Innere der Erde durch Neutronen aufgeheizt. Die relativ stabilen Erdplatten beginnen sich zu verschieben. Während engagierte Wissenschaftler rund um Adrian Helmsley (Chiwetel Ejiofor, «Children of Men») fieberhaft nach Auswegen aus der Katastrophe suchen, wird an oberster Stelle ein geheimer Katastrophenplan entwickelt, der jedoch nicht die Rettung aller Menschen vorsieht. Die Katastrophe tritt sowieso früher ein, als erwartet.
Der erfolglose Schriftsteller Jackson Curtis (John Cusack, «High Fidelity») und seine zwei Kinder machen gerade einen Familienausflug in den Yellowstone Nationalpark. Dabei stossen sie nicht nur auf eine gigantische militärische Forschungseinrichtung, sondern auch auf den exzentrischen Radiomoderator Charlie Frost (Woody Harrelson, «Seven Pounds»), der alle Anzeichen vom Ende der Welt akribisch festhält. Als bald darauf in Los Angeles die Strassen aufbrechen, weiss Jackson, dass er den Kampf gegen die bevorstehende Naturkatastrophe aufnehmen muss. Vielleicht gibt es ja sogar noch Platz für ihn, seine Kinder und seine Ex-Frau Kate (Amanda Peet) auf den Archen, die in China gebaut wurden.
Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Roland Emmerich lässt sich bestimmt ganz gerne vorwerfen, dass er Gigantismus betreibt. Dieses Mal hat es ihm nicht einfach ausgereicht, dass sich die Menschen nur vor einer Gefahr in Sicherheit bringen müssen. So inszeniert er Erdbeben, Vulkanausbrüche und Tsunamis. Da erstaunt es auch nicht, dass das fertige Produkt wie eine Mischung aus «Earthquake», «Volcano» und «Poseidon» aussieht. «2012» bietet also sozusagen drei Filme zum Preis von einem. Jetzt noch das Popcorn gratis dazu und wir haben schon fast ein Sonderangebot.
Der Anspruch auf minimen Realismus kann gleich an der Kasse abgegeben werden. Grösser, lauter und näher sind die Gefahren in «2012». Jede Minute, in jeder Szene. Die visuellen Effekte sind grundsätzlich ganz anständig, teilweise aber auch ziemlich grotesk. Dazu sind auch die Situationen zu exzessiv. Drei Mal kann ein Flugzeug gerade noch starten, bevor die Startbahn versinkt. Die Protagonisten sind dabei immer genau einen Millimeter oder weniger vom Tod entfernt. Das ist schon so stark übertrieben, dass es wirklich nur noch komisch ist. Gut möglich, dass das von Emmerich auch so beabsichtigt ist. Eine solche Bedrohung ist schliesslich jenseits von jeglicher Glaubwürdigkeit. Selbst wenn sie einmal eintreffen sollte.
Auch sonst ist der Film ordentlich humorvoll. Die Figuren sind von einem den Umständen entsprechenden Sarkasmus geprägt. Enthalten sind ausserdem Seitenhiebe auf die Schwäche des Dollars (die Kosten für einen Platz auf der Arche sind in Euro angegeben), auf Kritiker («What do they know?») und den Gouverneur von Kalifornien («The guy’s an actor, he’s reading a script»). Ansonsten dienen die Dialoge zwischen den Figuren erwartungsgemäss mehr oder weniger als mittelmässige Lückenfüller. Da wird zwar auch noch eine Geschichte von einem Vater erzählt, der wieder zu seiner Familie finden will, aber das stammt geradewegs aus dem Handbuch für sentimentale Rührstücke und ist daher wenig überzeugend.
Mehrmals verabschieden sich ausserdem Väter schwerfällig und pathetisch von ihren Kindern (wo sind bloss die Mütter?). Die Wiederholungen von mehreren solcher Szenen führt dazu, dass der Film über 150 Minuten lang ist. Das ist auch für eine derart gewaltige Ansammlung von Katastrophen zu viel. Da entsteht zwischendurch der Eindruck, dass Emmerich zu viel auf negative Kritiken gehört hat und sich nun eine umfassende Rahmenhandlung leisten wollte. In «The Day After Tomorrow» hat Emmerich noch bewiesen, dass er auf überflüssige Szenen verzichten kann, in «2012» sind nun noch einige zu viel davon vorhanden. Langweilig wird es dennoch selten.
Fazit: «2012» ist ein kolossaler Katastrophenfilm mit meist zügigem Tempo, ausreichend Humor und Selbstironie und einer ein wenig zu umfangreichen Rahmenhandlung.
Bewertung:
(Bilder: ©2009 Sony Pictures Releasing GmbH)