Her feminine susceptibilities simply turned traitor on her and she would have given ten years of her life for him to kiss her as he had kissed Miss LaFosse.
Manche Schauspielerin kann in jeder Rolle überzeugen. Oscar-Gewinnerin Frances McDormand («Blood Simple.», «Burn After Reading») zählt sicher zu dieser Gruppe von Darstellerinnen. Doch ihr Talent reicht nicht aus, um der altmodisch inszenierten und erzählten Sittenkomödie «Miss Pettigrew Lives for a Day», die kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in London spielt, Leben einzuhauchen. Da hilft auch die Spritzigkeit von Newcomerin Amy Adams («Enchanted», «Doubt») nicht weiter.
McDormand spielt das ebenso strikte wie schüttere Kindermädchen Guinevere Pettigrew, die schon mehrmals von ihren Arbeitgebern entlassen worden ist. Durch einen Trick und ein Missverständnis landet sie vor der Türe der Sängerin Delysia LaFosse (Adams), die gerade den jungen Liebhaber und Theaterproduzenten Phil Goldman (Tom Payne) aus dem Bett befördern muss, weil sie in wenigen Minuten den Cabaret-Besitzer Nick (Mark Strong, «Body of Lies») erwartet, dem die Nobelwohnung gehört. Durch die rhetorischen Künste von Miss Pettigrew sind bald beide Männer zufrieden, und sie hat eine Stelle als Privatsekretärin.
Zu dem aus sieben Personen bestehenden Figurenkabinett gehört auch noch der Klavierspieler Michael (Lee Pace, «The Fall»), der Delysia heiraten und mit ihr nach New York reisen möchte. Ausserdem ist da noch die lebenslustige Unternehmerin Edythe (Shirley Henderson), deren Verlobung mit dem Dessous-Designer Joe Blumfield (Ciarán Hinds, «There Will Be Blood») wegen einer Affäre auf der Kippe steht. Innerhalb von 24 Stunden sorgt Miss Pettigrew durch ihre unverblümte Art für neue Konstellationen.
Das Drehbuch zu «Miss Pettigrew Lives for a Day» basiert auf den gleichnamigen Roman von Winifred Watson aus dem Jahr 1938. Damals war der unanständige Blick ins Liebesleben der gehobenen Geschellschaft vermutlich noch leicht skandalös, als Film wirkt diese Geschichte aber äusserst keusch. Grund dafür dürfte die einfach gestrickte Erzählweise und die biedere Inszenierung sein. Unterhält der Roman von Watson durch sarkastische Beobachtungen, sind die Dialoge von Drehbuchautor Simon Beaufoy selten besonders geistreich. Einzig das erstklassige Produktionsdesign und die Ausstattung vermögen Authentizität auszustrahlen.
Die verführerisch spritzige Amy Adams und die köstlich spröde Frances McDormand werden von Regisseur Bharat Nalluri gleichermassen wirkungslos in Szene gesetzt. Selbst die wunderbar schrille Shirley Henderson (Moaning Myrtle aus «Harry Potter») verblasst in dieser Kulisse. Durch die einfallslose und träge Kameraarbeit verlieren sich die Schauspieler in ihren Kostümen. So erstaunt es nicht weiter, dass die vorhersehbaren Emotionen aufgesetzt erscheinen.
Fazit: «Miss Pettigrew Lives for a Day» ist brave Sittenkomödie, die anstatt bissigem Humor vor allem gehobene Langweile bietet.
Bewertung:
(Bilder: ©Ascot Elite)