Toto, I have a feeling we’re not in Kansas anymore.
Eine Vogelscheuche ohne Hirn, ein Blechmann ohne Herz, ein Löwe ohne Mut und ein Mädchen, dass unbedingt nach Hause möchte. Hört sich fast ein wenig nach «Avatar» an. Aber obschon auch fliegende blaue Wesen vorkommen, stammen diese Elemente natürlich aus dem unsterblichen Fantasy-Klassiker «The Wizard of Oz». Zum 70. Jubiläum hat Warner Home Video eine wahrlich magische Box zusammengestellt. Die Bezeichnung «Ultimate Collector’s Edition» ist zutreffend.
Ob man den Film schon gesehen hat oder nicht, Bestandteile aus diesem Film sind dem regelmässigen Kinogänger bestimmt schon begegnet. Besonders der oben zitierte Satz wird gerne häufig in allen möglichen Varianten verwendet, beispielsweise auch in «The Matrix». Nun, in «The Wizard of Oz» steht der Satz an einem zentralen Übergang in der Geschichte. Die Hauptfigur Dorothy (Judy Garland) wurde gerade von einem Wirbelsturm durchgerüttelt. Als sie aufwacht, tritt sie aus dem in Sepia-Farben gefilmten Haus in Kansas in die bunte Technicolor-Welt von Oz.
Dort trifft sie auf die Gute Hexe des Nordens (Billie Burke), die sich im Namen der Munchkins erkundigt, ob Dorothy eine gute oder böse Hexe sei. Das Haus von Dorothy ist nämlich auf der bösen Hexe des Ostens gelandet. Doch Dorothy ist weder gute noch böse Hexe, sondern einfach ein Mädchen, das wieder nach Hause möchte. Da kann ihr vielleicht der Wizard of Oz (Frank Morgan) weiterhelfen, den sie am Ende der Yellow Brick Road in der Emerald City finden kann. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, auf dem sie einer Vogelscheuche ohne Hirn (Ray Bolger), einem Blechmann ohne Herz (Jack Haley) und einem Löwen ohne Mut (Bert Lahr) begegnet. Dann ist da auch noch die böse Hexe des Westens (Margaret Hamilton), die sich für den Tod ihrer Schwester rächen und unbedingt die glitzernden rubinroten Schuhe haben möchte.
1900 hat L. Frank Baum die Geschichte von der verträumten Dorothy und ihren seltsamen Freunden in Oz verfasst. «The Wonderful Wizard of Oz» wurde sofort zu einem beliebten Kinderbuch. Baum selbst machte sich in den 1910er-Jahren an diverse Verfilmungen seiner Erzählung und den diversen Fortsetzungen. Doch die Produktionen seiner Oz Film Manufacturing Company konnten nicht den gleichen Erfolg feiern und so wurde die Herstellung von Oz-Filmen bald wieder eingestellt. Erst die Verfilmung von 1939 durch Victor Fleming sollte beim Publikum auf gleich viel, wenn nicht sogar auf noch mehr Anklang stossen.
Die einzigartige Produktion von Metro-Goldwyn-Mayer ist voller unvergesslicher und zauberhafter Momente, angefangen beim Lied «Over the Rainbow», das Judy Garland mit ihrer unvergleichlichen Stimme singt. Danach führt Victor Fleming mit sicherer Hand durch die extravagante, glitzernde Welt von Oz. Die Munchkins sind für meinen Geschmack schon fast ein wenig zu schrullig. Doch die drei zaghaften Begleiter von Dorothy sind dann aber alleine schon durch die fantastischen Kostüme eine wahre Freude.
Das Fantasy-Märchen enthält auch reichhaltig schalkhaften Humor. Augenzwinkernd werden die Figuren eingeführt, etwa der später immer wieder auftauchende Hellseher, dessen Tricks so durchschaubar sind wie seine Glaskugel. Der köstlichste Moment folgt gegen Ende, wenn der schwindelnde Magier hinter dem Vorhang entdeckt wird und verzweifelt und erfolglos die Anweisung erteilt: «Pay no attention to that man behind the curtain!» Die nachdrücklich vermittelte Botschaft «There’s no place like home» mutet angesichts der Abenteuer ein wenig sehr konservativ an, ist aber für ein Kind wohl durchaus sinnvoll.
Die Bildqualität des Films auf der Blu-ray-Disc ist traumhaft. Manche Szenen sehen zwar ein wenig unscharf aus, was aber mehr auf die Bedingungen bei den Dreharbeiten als auf die Nachbearbeitung zurückzuführen ist. Besonders die in Sepia-Farben gehaltenen Aufnahmen sehen so frisch aus, als ob sie erst gestern gefilmt wurden. Die Tonqualität entspricht den Möglichkeiten der Technik. Die neue Abmischung ist zwar in Dolby Digital TrueHD 5.1, bietet aber natürlich nicht eine ähnlich raumumfassende Wirkung wie moderne Filme. Dialoge und Musik sind aber glasklar und rauschfrei. Eine Tonspur in Mono ist auch enthalten.
Die «Ultimate Collector’s Edition» der Blu-ray-Disc hat ihren Namen verdient. Die luxuriöse Box ist eine wahre Fundgrube. Auf der ersten Disc ist der Film und das bereits äusserst umfangreiche Bonusmaterial der «Special Edition»-DVD von 2005 enthalten, das einen Audiokommentar mit Oz-Experte John Frick sowie zahlreiche Dokumentationen und Kurzbeiträge enthält. Das neue Bonusmaterial ist auf einer zweiten Blu-ray-Disc vorhanden und besteht aus drei Dokumentationen über Regisseur Fleming (34 Minuten), Autor Baum (27 Minuten) und die Einweihung des Sterns auf dem Walk of Fame für die Munchkins (10 Minuten). Vorzüglich ist auch die Box, in der neben einem 52-seitigen Gedenkbuch auch allerlei Nachdrucke von 1939 enthalten sind.
Unverzichtbar ist diese «Ultimate Collector’s Edition» aber vor allem, weil auf der zweiten Blu-ray-Disc auch eine umfassende Auswahl an Kurz- und Stummfilmen versammelt ist. Darunter sind «His Majesty, the Scarecrow of Oz» (59 Minuten), den Baum selbst inszeniert hat, sowie die von der Oz Film Manufacturing Company produzierten «The Patchwork Girl of Oz» (50 Minuten) und «The Magic Cloak of Oz» (43 Minuten). Weitere Versionen sind «The Wonderful Wizard of Oz» von Otis Turner (13 Minuten), «The Wizard of Oz» von Larry Semon (71 Minuten) und der Animationsfilm «The Wizard of Oz» von Ted Eshbaugh (8 Minuten). Etwas zwiespältig ist die Fernseh-Biografie «The Dreamer of Oz» (92 Minuten), in der L. Frank Baum von John Ritter gespielt wird. Sie ist vor allem wegen der miserablen Bildqualität unansehnlich, sieht aber auch sonst eher schwerfällig inszeniert aus. Das lenkt aber nur unwesentlich von den ansonsten grandiosen Extras ab.
Bewertung:
Bildqualität (Blu-ray):
Tonqualität (Blu-ray):
Bonusmaterial (Blu-ray):
(Fotos: ©Warner Home Video)
Oh what a Movie!
Wenn der Filn von Schwarz weiß in Farbe wechselt, das haut mich jedesmal wieder vom Stuhl, einfach unglaublich. Die Türe des Holzhauses in schwarzweiß öffnet sich, dahinter taucht langsam immer mehr Farbe auf und wunderbar schrullige Personen in herrlich bunten Gewändern singen und tanzen, das es eine wahre Freude ist.
Für manchen aber mag es vielleicht naiv wirken, die Handlung, aber das ist wirklich nur nebensächlich, der ganze Film überzeugt durch Austattung, Technik mehr als manch heutiger Film.
Bei eingen Szenen werden Erinnerungen wach an Herr der Ringe, der jedoch sollte erst Jahrzehnte später gedreht werden..