If you’re going to pretend like you don’t care, don’t look up!
In einer nicht allzu fernen Zukunft werden die bereits heute bestehenden Möglichkeiten der Genmanipulation voll ausgeschöpft werden. Krankeiten, Gebrechen und schlechte Angewohnheiten werden der Vergangenheit angehören. Wer noch auf altmodische Weise gezeugt wird, gilt als «in-valid» (un-gültig). So sah es auf jeden Fall Drehbuchautor und Regisseur Andrew Niccol 1997 in seiner betörenden Zukunftsvision «Gattaca» voraus.
Selbstverständlich werden die unerlässlichen Genmanipulationen nicht für jederman erschwinglich sein oder zumindest nicht von allen Menschen genutzt werden. Vincent (Ethan Hawke), das erstgeborene Kind des jungen Ehepaares Marie (Jayne Brook) und Antonio (Elias Koteas), ist ein sogenanntes «Godchild», ein «Kind Gottes». Gleich bei der Geburt werden ihm durch eine Blutentnahme eine Lebenserwartung von 30.2 Jahren und eine 99-prozentige Wahrscheinlichkeit auf einen Herzfehler prognostiziert.
Bei der Familienplanung entscheiden sich seine Eltern dazu, ihr nächstes Kind im Genlabor zu entwerfen. Durch die scheinbare körperliche Überlegenheit seines jüngeren Bruders Anton entschliesst sich Vincent bald einmal dazu, sein Glück ausserhalb der perfekten Familie zu suchen. Obschon in die Voraussagen bei der Geburt bei der Berufswahl einschränken, gibt Vincents seinen Traum, eines Tages in den Weltraum zu reisen, nicht auf. Die Anstellung bei der Raumfahrtgesellschaft wird ihm aber natürlich verwehrt: «We now have discrimination down to a science. »
Vincent lässt sich stattdessen als Putzmann bei der Raumfahrtgesellschaft anstellen, bis er von einem zwielichtigen DNS-Vermittler (Tony Shalhoub) das Angebot erhält, seine Identität mit der eines genetisch perfekten Menschen zu tauschen. Jerome (Jude Law) verfügt über eine tadellose genetische Zusammensetzung, doch ist er durch einen Unfall an den Rollstuhl gebunden («There’s no gene for fate»). Um seinen luxuriösen Lebensstil weiterhin aufrecht zu erhalten, benötigt Jerome eine Person, die für ihn Geld verdient. Vincent seinerseits ist auf Jerome angewiesen, da er nur durch seinen genetischen Code ins Raumfahrtprogramm aufgenommen wird.
Durch Blut-, Urin- und Hautproben täuscht Vincent von nun an eine falsche Identität vor. Alles verläuft problemlos, bis bei der Raumfahrtgesellschaft der Direktor ermordet wird, und die Polizei bei der Spurensuche auf eine nicht-identifizierbare Wimper stösst. Vincent, der nicht nur kurz vor einer Mission steht, sondern sich auch noch in eine Mitarbeiterin (Uma Thurman) verliebt hat, muss aufpassen, dass er seine wahre Identität nicht durch eine unbedachte Handlung preisgibt.
Andrew Niccol realisierte einen faszinierenden Film, der durch die kontroverse Thematik und die für einen Oscar nominierte visuelle Gestaltung besticht. Für den visuellen Teil konnte sich Niccol auf erfahrene Künstler verlassen, die schon für zahlreiche bekannte Regisseure ihre Talente unter Beweis stellten. Hinter der Kamera stand der polnische Kameramann Slawomir Idziak («La double vie de Véronique», «Trois Couleurs: Bleu» von Krzysztof Kieslowski), und um das Produktionsdesign kümmerte sich Jan Roelfs (Filme von Peter Greenaway). Die Themen im Film werden auch auf der bildlichen Ebene eindrücklich aufgegriffen, wie etwa durch die Treppe im Haus von Jerome.
In der Nachbearbeitung standen die Cutterin Lisa Zeno Chrugin («Dead Man Walking», «Bob Roberts» von Tim Robbins) sowie Komponist Michael Nyman («The Piano» von Jane Campion und verschiedene Greenaway-Filme) in Niccols Diensten. Da konnte fast nichts schiefgehen. «Gattaca» ist ein formal überragendes Werk. Beim Verfassen des Drehbuchs gab sich Niccol hingegen nicht ganz soviel Mühe wie beim Zusammenstellen seiner Crew. Die Anlehnung an den Film noir verleiht dem Drama zwar eine gewisse Zeitlosigkeit, aber die Kriminalgeschichte könnte auch in jedem beliebigen Film vorkommen. Die Techniken zur Verdeckung von Vincents Identität, insbesondere die Hautsäuberung, sind zudem nicht durchwegs überzeugend eingesetzt. Trotzdem ist der Film aber allemal sehenswert.
Die Bildqualität der Blu-ray-Disc ist tadellos, wie es sich für einen solch formal einzigartigen Film gehört. Angesichts der zahlreichen Farbverfremdungen dürfte das keine einfache Aufgabe gewesen sein. Die Tonspur in Dolby TrueHD 5.1 ist sauber, aber auch weitgehend völlig Unauffällig. Wenn zwischendurch nicht das Flitzen eines Autos auf den hinteren Lautsprechern zu hören gewesen wäre, hätte ich vermutet, dass gar keine Surround-Abmischung erstellt wurde.
Die Blu-ray-Disc wird als «Deluxe Edition» angepriesen. Das Bonusmaterial ist allerdings lediglich durchschnittlich. Auf den ursprünglichen Promo-Drehbericht (7 Minuten) hätte ganz verzichtet werden können. Besser sind die beiden neuen Beiträge. Auffällig am Rückblick «Welcome to Gattaca» (22 Minuten in HD) ist aber vor allem die Abwesenheit von Andrew Niccol. Das ist einer «Deluxe Edition» nicht würdig. Im Beitrag «Do Not Alter?» (15 Minuten, SD) führt Gore Vidal durch die wissenschaftlichen Aspekte von DNS-Tests. Zusätzlich sind auch noch entfallene Szenen (10 Minuten, SD) und eine kurze Scherz-Szene von Xander Berkeley enthalten.
Bewertung:
Bildqualität (Blu-ray):
Tonqualität (Blu-ray):
Bonusmaterial (Blu-ray):
(Fotos: ©Sony Pictures Home Entertainment)