02/2010: Gefangener Prophet und gefährlicher Götti

Tahar Rahim in «Un prophète»

Nach dem mit reichlich neuen Filmen befrachteten ersten Donnerstag des Jahres kommen heute immerhin auch noch fünf Streifen zur offiziellen Erstaufführung in den Deutschschweizer Kinos. Empfehlen kann ich die beiden Filme, die ich bereits gesehen habe. Bereits am Zurich Film Festival gab es die unabhängige US-Produktion «Humpday» zu bewundern, eine amüsante und entspannte Betrachtung einer verzwickten Männerfreundschaft. Beklemmend und sehr lehrreich ist das eindrückliche, sorgfältig beobachtete Drama «Un prophète» (Bild). Vorzüglich ist auch die Auswahl im Filmpodium.

Zuerst aber noch ein Blick auf die restlichen drei Debütanten. Für Freunde von Tanz und Performance steht «Breath Made Visible» auf dem Programm, ein Dokumentarfilm über die amerikanische Tanzpionierin Anna Halprin. Cameron Diaz und James Marsden sind die Hauptdarsteller in «The Box», einem Thriller von «Donnie Darko»-Regisseur Richard Kelly. Absichtlich ausgelassen habe ich die Komödie «Old Dogs», in der John Travolta und Robin Williams auf Zwillinge aufpassen müssen. Da hat schon der Trailer erkennen lassen, dass der Humor äusserst plump ist.

Robert Duvall und Al Pacino in «The Godfather»

Zahlreiche Alternativen gibt es im Filmpodium, das eine Retrospektive den Ausnahme-Schauspielern Gene Hackman und Robert Duvall gewidmet hat. Das führt dazu, dass diese Woche gleich mehrere Meisterwerke vorgeführt werden. Nennen möchte ich an dieser Stelle lediglich «Apocalypse Now Redux» von Francis Ford Coppola (Fr 14 Uhr, Sa 17 Uhr) und ebenfalls von Coppola die ersten beiden Teile von «The Godfather» (Teil 1 am Fr 20.30 Uhr, Teil 2 am So 14 Uhr). Und als Rarität der Cinémathèque gibt es am Dienstag eine Vorstellung des einfühlsamen Dramas «Breezy» von Clint Eastwood (Di 18.15 Uhr).

Meine übrigen Empfehlungen: Von den weiterhin gezeigten Filmen sollte man sich auf keinen Fall das Meisterwerk «Bright Star» von Jane Campion entgehen lassen. Das gefühlvolle Drama zeigt die letzten Jahre des Dichters John Keats und seiner Liebe zu Fanny Brawne. Sehenswert ist auch die ausufernde Fantasie von Terry Gilliam in «The Imaginarium of Doctor Parnassus», dem letzten Film mit Heath Ledger. Elegant erzählt Mariana Chenillo in «Cinco días sin Nora» von einer widerspenstigen Leiche. Wer den Humor von Woody Allen schätzt, wird von «Whatever Works» nicht enttäuscht werden. Einen zauberhaften Kinderfilm, der auch für Erwachsene fantastisch ist, gibt es in der Form von «Where the Wild Things Are» von Spike Jonze. Wer sich gute Schweizer Filme ansehen möchte, wählt entweder «Giulias Verschwinden» oder «Der Fürsorger» aus.

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