I don’t want to be arrogant here, but I’m an incredibly attractive man.
In Filmen aus Hollywood sind für gewöhnlich die Männer reich und die Frauen das Objekt der Begierde. Genau umgekehrt ist es zunächst im lockeren Drama «Spread», das für den Hauptdarsteller fast schon autobiografische Elemente enthält. Der früher als Unterwäsche-Model tätige Ashton Kutcher, der in den letzten Jahren vor allem durch seine Ehe mit der 15 Jahre älteren Demi Moore für Schlagzeilen gesorgt hat, spielt einen unwiderstehlichen Gigolo, der sich von älteren Liebhaberinnen aushalten lässt.
Nikki (Ashton Kutcher) ist sich Luxus gewohnt und sieht sich selbst auch als Luxusobjekt. Er ist mit der Vorstellung nach Los Angeles gekommen, dass jeder Tag wie in einem Musikvideo von Van Halen sein wird. Das ist es auch für eine Weile. Der junge Adonis verwöhnt wohlhabende Frauen und verdient sich als Lustobjekt seinen Lebensunterhalt. Auch Samantha (Anne Heche) nimmt seine Dienste in Anspruch. Nikki ist fortan das hübsche Accessoire in ihrem eleganten Haus in den Hügeln von Hollywood. Wo Schein mehr zählt als Sein, sind Nikki und Samantha das ideale Paar. Damit sie auch in den vollen Genuss ihres Liebhabers kommt, unterzieht sich Samantha sogar einer vaginalen Verjüngung.
So lüstern, so sorgenfrei. Unverschämt ungezwungen ist «Spread» aber nur etwa bis zur Hälfte. Wenn Samantha gerade auf Geschäftsreise ist, vergnügt sich Nikki halt mit anderen sexhungrigen Gespielinnen. Doch dann verliebt sich Nikki in Heather (Margarita Levieva). Die lernt er als Kellnerin kennen, doch wie sich herausstellt ist sie sein weibliches Pendant. Die eitle Lebensphilosophie von Nikki wird in der Folge auf eine harte Probe gestellt. Anstatt nach gefühlsfreien Liebesspielen sehnt er sich plötzlich nach sanfter Kuschelei und die Erwiderung von Gefühlen, die er gar nicht so richtig einordnen kann.
Obschon Nikki als vollkommen oberflächlich dargestellt wird, wirkt es eine Weile so, als ob sein Konzept durchaus funktionieren würde. Noch freizügiger und lustvoller als in «Hallam Foe» lässt Regisseur David Mackenzie seine Hauptfiguren kopulieren, so dass in einigen Szenen die Grenze zur Pornografie nur noch dünn ist. Doch dann muss Nikki für sein schamloses Leben bezahlen, kriegt «a taste of his own medicine», wie es so schön heisst. Das führt dann auch zu völlig absurden Szenen. Als Nikki von Samantha auf die Strasse gestellt wird, hat er scheinbar seine Anziehungskraft plötzlich verloren und muss froh sein, wenn er noch von einer deutlich älteren Dame begehrt wird.
Die Sentimentalität und Sittlichkeit fühlt sich dann viel zu puritanisch für einen Film mit so viel nackter Haut an. Was als ungenierte Erotikkomödie mit einer ordentlichen Portion Ironie beginnt, versinkt gegen Ende in einem Morast aus Moral und Tugend. «Spread» ist «Californication» mit einem schlechten Gewissen. Allzu ausgereift sind die Geschichte und die Figuren also nicht wirklich, aber die Reize der Menschen in Los Angeles werden durch Mackenzie eben betörend in Szene gesetzt. Und für Ashton Kutcher ist diese Rolle nun wirklich schon fast massgeschneidert.
Die Bildqualität der Blu-ray-Disc glänzt vor allem bei hellen Standbildern. Wenn das Licht jedoch leicht düster ist oder die Kamera bewegt wird, ist leichtes Flimmern zu erkennen. Es entsteht der Eindruck, dass der Film auf einer nicht ganz ausgereiften Digitalkamera gedreht wurde. Als Bonusmaterial sind lediglich ein kurzes Interview mit Kutcher (3 Minuten) und Aufnahmen von den Dreharbeiten (15 Minuten) enthalten. Negativ fällt auch auf, dass sich die Untertitel bei der englischen Fassung nicht ausblenden lassen. Aber durch das Bildformat von 2,40:1 können sie immerhin meist unterhalb des Bildes platziert werden.
Bewertung:
Bild-/Tonqualität (Blu-ray):
Bonusmaterial (Blu-ray):
(Bilder: © Kinowelt)