«I Love You Phillip Morris» von Ficarra und Requa

Rodrigo Santoro und Jim Carrey in «I Love You Phillip Morris»

Oh, did I forget to mention that I’m gay?

Das Leben bietet die kuriosesten Geschichten. Eine davon ist die Biografie von Steven Jay Russell, der wegen Betrügereien immer wieder im Gefängnis landete und sich dort während eines Aufenthalts unsterblich in einen anderen Häftling verliebte. Das hielt in später nicht vor weiteren Straftaten zurück. Hört sich zunächst wie eine Tragödie an. In «I Love You Phillip Morris» wird die unglaubliche, aber wahre Geschichte («This really happened. It really did.») allerdings als meist heitere Komödie mit einigen ernsten Zwischentönen erzählt.

Steven Russell (Jim Carrey, «The Truman Show», «Yes Man») wurde von einer frommen Familie in den Südstaaten der USA adoptiert und heiratete später die noch frommere Debbie (Leslie Mann, «Knocked Up»). Dabei wusste er schon als Kind, dass er schwul ist. Eines Tages hält er die Lügen nicht mehr aus und verlässt seine Familie. Zusammen mit seinem Freund Jimmy (Rodrigo Santoro) pflegt er fortan einen ausgeprägt schwulen Lebensstil. Einziges Problem: «Being gay is really expensive». Um sich den Luxus leisten zu können, bessert Steven sein Gehalt als Trickbetrüger auf. Doch irgendwann fliegen seine krummen Dinger auf, und er landet im Gefängnis.

Dort fühlt er sich nicht einmal so unwohl, obwohl er als ehemaliger Polizist nie im Leben auch nur einen Tag im Gefängnis verbringen wollte. Eines Tages lernt er zudem Phillip Morris (Ewan McGregor, «Angels & Demons», «The Island») kennen und verliebt sich sofort in ihn. Steven organisiert, dass sie zusammen in einer Zelle wohnen dürfen. Doch irgendwann wird Steven verlegt. Kaum wieder in Freiheit, gibt sich Steven als Anwalt aus, um die Strafe von Phillip zu verringern. Für ein gemeinsames Leben in Saus und Braus lässt sich Steven anschliessend als Finanzchef bei einer Versicherung anstellen – obschon er eigentlich keine Ahnung von Buchhaltung hat.

Ewan McGregor und Jim Carrey in «I Love You Phillip Morris»

Ganz unverschämt, aber ebenso charmant lügt sich Steven Russell so von einer Stelle zur nächsten, nutzt ungeniert die Naivität seiner Mitmenschen aus und lässt sich auch so manche höchst unkonventionelle Methode zur Flucht aus dem Gefängnis einfallen. Jim Carrey bringt in dieser Hauptrolle sein volles Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten zur Entfaltung, von ziemlich albernen Gesichtsverrenkungen bis hin zum eher verstörenden Körpereinsatz. Als angenehmer Kontrast dazu sorgt Ewan McGregor einfühlsam und zurückhaltend als Liebhaber für die nötigen Sympathien.

Mit ihrem Regiedebüt balancieren die Drehbuchautoren Glenn Ficarra und John Requa («Bad Santa», «Bad News Bears») stets auf einem schmalen Grat zwischen Lächerlichkeit und Mitgefühl. Durch den schonungslosen Humor und die treffsicher platzierte Portion Pathos gelingt ihnen dieser Hochseilakt. Einmal steht Steven beim Golfspielen im Sandhindernis und flucht fürchterlich, weil er den Ball nicht trifft. «Fuck me with a flaming fist!» ist noch ein halbwegs anständiges Beispiel. Mit dem lockeren Kommentar «Pardon my French, my mother smoked during pregnancy» steigt er aus der Grube. Später möchte er sich bei Phillip für seine Lügen entschuldigen, doch der öffnet ihm nicht einmal die Tür. Komödie und Tragödie sind dabei stets nahe beieinander.

Fazit: «I Love You Phillip Morris» ist ein aussergewöhnliches Biopic, dass durch herrlich unanständigen und manchmal absurden Humor hervorragend unterhält.

Bewertung: 5 Sterne

(Bilder: © 2010 Frenetic Films)

2 comments

  1. Kam diese Woche bei uns in der Sneak. Jim Carrey hat mich irgendwie nicht überzeugt. MMN bisschen zu viel Kasper für den Film. Das kann er besser, denke ich.

  2. Dieser Film ist allenfalls ein C-Movie.
    Wer sich mit willfaehrigen Klischees und uralten Homo-Witzen vergnügen will, der wird platten und dümmlichen Spaß finden und haben.
    Dieser Film ist ein absolutes No Go.

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