There are some things which just have to happen even if you don’t want them to.
Ich besitze zwar eine PlayStation 3, als Spielkonsole habe ich sie bisher allerdings noch nie eingesetzt. Überhaupt bin ich im Bezug auf Computerspiele ziemlich unerfahren. Das letzte Computerspiel, in das ich wirklich Zeit investiert habe, war vor über zehn Jahren «Ripper» von Phil Parmet, in dem Christopher Walken einen Detektiv spielt. So wirklich begeistert war ich davon nicht, vermutlich weil ich an einem Punkt steckenblieb. Daher war ich gespannt, wie mir die Prestige-Produktion «Heavy Rain» von David Cage gefallen würde.
Idyllisch ist der Auftakt zu «Heavy Rain». Der Architekt Ethan Mars (Pascal Langdale) wacht an einem sonnigen Tag in seinem eleganten Haus auf. Als seine Frau von ihren Einkäufen zurückkehrt, spielt er ein wenig mit den beiden Söhnen Justin und Shaun. Anschliessend bricht die Familie zu einem Ausflug in ein Einkaufszentrum auf. Dort verschwindet Justin plötzlich und stirbt schliesslich bei der Kollision mit einem Auto. Zwei Jahre später leben Ethan und seine Frau getrennt, Shaun ist in der Obhut des Vaters. Die Welt ist düster geworden, schwerer Regen fällt beinahe ununterbrochen auf die graue Stadt. Der Regen aus dem Titel hat aber auch noch eine andere Bedeutung.
Hier beginnt nämlich auch die Geschichte des Origami-Mörders. Neben Ethan schlüpft der Spieler auch noch in die Haut von FBI-Kriminologe Norman Jayden (Leon Ockenden), Privatdetektiv Scott Shelby (Sam Douglas) und Fotografin Madison Paige (Jacqui Ainsley). Alle sind irgendwie auf der Spur des Serienkillers, der jeden Herbst ein paar Knaben ertrinken lässt. In der Hand der Leichen platziert er jeweils ein Origami und auf der Brust eine Orchidee. Ethan wird direkt in den Fall verwickelt, weil sein Sohn Shaun entführt wird. Ausserdem ist er sich wegen regelmässigen Blackouts nicht sicher, ob er vielleicht selbst der Origami-Mörder ist. Jayden sucht nach Spuren, Scott befragt die Eltern von früheren Opfern, und Madison kümmert sich um Ethan, der auf der Suche nach seinem Sohn mehrere Aufgaben erfüllen muss.
Das ist die Ausgangslage von «Heavy Rain». Da ich sehr wenig oder besser fast gar keine Spielerfahrung habe, kann ich keine brauchbaren vergleiche anstellen. Spiele wie «Heavy Rain» würde ich aber gerne ab und zu spielen. Die Produktion von Regisseur und Drehbuchautor David Cage erzählt eine sehr filmische Geschichte, in der die Spieler die Geschicke der Figuren leiten. Eine Handlungselemente sind nicht vermeidbar: Der erste Sohn muss sterben, der zweite entführt werden. Danach entscheidet aber die Begabung des Spielers, wie sich die Erzählung weiterentwickelt. In den einzelnen Szenen muss entschieden werden, wie auf eine Situation reagiert wird. Je nachdem muss anschliessend eine Aufgabe durch geschickte Bedienung des Controllers erfüllt werden. Da kann es durchaus vorkommen, dass eine Figur frühzeitig stirbt.
Als unerfahrener Spieler habe ich ungefähr acht Stunden für die nicht vollständig missglückte Lösung des Falls benötigt. Das Spiel ist also auch für Anfänger geeignet. Durch etwas zielstrebigere Steuerung der Figuren lässt sich die Spielzeit bestimmt um ein bis zwei Stunden reduzieren. Einige Handlungselemente benötigen jedoch eine fixe Dauer, die nicht verkürzt werden kann, und durch begabtere Bedienung können womöglich noch einige Bonusaufgaben freigeschaltet werden. Da ich zahlreiche Fehler begangen und falsche Entscheidungen getroffen habe, ist es durchaus reizvoll, die Geschichte noch einmal am Stück durchzuspielen. Ich frage mich vor allem, ob es auch möglich ist, das eine andere Person die Taten begangen hat. Allerdings ist mir auch aufgefallen, dass die Herausforderungen von einer Figur deutlich einfacher zu lösen waren.
Für mich war die Steuerung der Figuren etwas gewöhnungsbedürftig, da die Figuren meist wie in einem Film von vorne betrachtet werden. Dadurch ist die Bewegung seitenverkehrt und erfordert ein gewisses Umdenken. Sonst drehen sich die Figuren ab und zu einfach im Kreis. Angenehm ist die Abwechslung zwischen Gesprächs- und Actionszenen. Allerdings ist selbst bei den etwas gemütlicheren Befragungsszenen manchmal eine rasche Reaktion nötig. Da ist es beinahe schon entspannend, wenn ein Baby gewickelt und gefüttert werden darf. Rätsel müssen nicht wirklich gelöst werden, und daher entwickelt sich die Handlung auch, selbst wenn eine Aufgabe nicht den Anforderungen entsprechend erfüllt wurde. «Heavy Rain» bietet auf jeden Fall ein intensives Erlebnis mit einigen schockierenden Eindrücken.
Stimmung und Handlung von «Heavy Rain» erinnern an Filme wie «Se7en», «The Cell» und «Minority Report». An den letzten Film erinnert vor allem die von Norman Jayden eingesetzte Analyse-Technologie ARI (Added Reality Interface) , die es ihm durch eine Brille erlaubt, die Schauplätze auf versteckte Spuren zu untersuchen. Zudem ist Jayden wie die in «Minority Report» von Tom Cruise gespielte Figur von Drogen abhängig. Besonders innovativ ist die Geschichte also bestimmt nicht. Da sich aber verschiedene Szenarien entwickeln können, ist der Gestaltungsfreiraum vermutlich auch ein wenig eingeschränkt. Schliesslich müssen alle möglichen Handlungsstränge zu einem ähnlichen Ziel führen. Zudem ist ein bestimmter Wiedererkennungseffekt von Motiven für den Spieler bestimmt nicht von Nachteil.
Für die Beurteilung der Inszenierung kann ich nur Animationsfilme heranziehen. Die Spielemacher haben natürlich die zusätzliche Herausforderung, dass sich die Spieler selbst durch die Landschaft navigieren und dadurch nicht jede Einstellung gleich perfektioniert werden kann. So gesehen ist die Gestaltung der Kulissen äusserst eindrücklich und abgesehen von ganz seltenem Flimmern an wenigen Konturen auch tadellos umgesetzt. Die Bewegungen der Figuren sind teilweise ein wenig steif, obschon für die Animation der Figuren wie etwa in «Beowulf» oder «Avatar» das System der Motion Capture verwendet wurde. Ganz so ausgereift ist diese Technologie für Computerspiele offensichtlich noch nicht. Besonders die Bewegungen der Gesichter sind noch nicht immer ganz lebensecht.
Zu der Steifheit der Figuren tragen vielleicht auch ein wenig die Sprecher bei. Einzig Sam Douglas verfügt über einen halbwegs beachtlichen Lebenslauf und vermag seinem Privatdetektiv eine gewisse Persönlichkeit einzuhauchen. Leon Ockenden hingegen ist bei der Variation von Tonfall und der Vermittlung von Emotionen nicht besonders überzeugend und hört sich beinahe identisch an, ob er nun wütend, beruhigend oder entschlossen reagieren soll. Nur die Lautstärke ist unterschiedlich. Daher spielt es wohl keine Rolle, ob das Spiel in einer synchronisierten Version gespielt wird, oder es ist für die Wirkung vielleicht sogar von Vorteil.
Die Tonqualität ist ausgezeichnet, wobei die Umgebungsgeräusche hauptsächlich durch den ständigen Regen dominiert werden. Negativ ist eine Szene in Erinnerung geblieben, in der einer Figur Handschellen angelegt werden, die scheinbar völlig geräuschlos sind. Bei den Einstellungen lässt sich auch die Abmischung von Dialogen, Effekten und Musik verändern. Da empfiehlt es sich, die Lautstärke der Musik ein wenig zu reduzieren, die zwar sehr wirkungsvoll ist, manchmal aber ein wenig zu aufdringlich, teilweise geradezu erdrückend eingesetzt wird. Als Bonusmaterial sind drei kurze Beiträge über die Entstehung (Dreharbeiten, Besetzung und Musik) sowie einige Entwürfe enthalten.
Bewertung:
Bild-/Tonqualität (Blu-ray PS3):
Bonusmaterial (Blu-ray PS3):
(Bilder: © Sony Computer Entertainment/Quantic Dream)