I looked at him, and I saw myself.
Nach «Alice in Wonderland» hatte ich bereits genug von Filmen in 3D. Die Verwendung der dritten Dimension durch Tim Burton führt nicht zu ausreichend Mehrwert. Wie förderlich die Technologie jedoch eingesetzt werden kann, ist in «How to Train Your Dragon» zu erkennen. Der Animationsfilm von Dean DeBlois und Chris Sanders verblüfft durch spektakuläre Gestaltung und stimmungsvolle Tiefenwirkung. Einzig die Handlung ist ein wenig vernachlässigbar.
Hiccup (Stimme von Jay Baruchel) ist ein junger Wikinger, der ein wenig schmächtig für einen Vertreter seines Volkes ist. Der von seinem mächtigen Vater Stoick the Vast (Gerard Butler, «300», «Law Abiding Citizen») angeführte Stamm lebt auf der abgelegenen Insel Berk, die ein winziges Problem mit Schädlingen hat: das Dorf der Wikinger wird immer wieder von Drachen angegriffen. Davon gibt es ganz unterschiedliche Sorten, etwa den riesigen Deadly Nadder mit Feuer aus Magnesium und giftigen Stacheln, der rundliche Gronckle mit seinen kleinen Flügeln, die ihn dafür sehr beweglich machen, oder der Hideous Zippleback mit seinen zwei Köpfen, die sich durch das Erzeugen von entzündbarem Gas und den dazu notwendigen Funken ergänzen.
Die mit Abstand gefährlichsten Vertreter der Drachen sind jedoch die Night Furies, die Nachtfurien. Weil sie nur in der Nacht angreifen und einen dunklen Körper haben, hat noch kein Wikinger einen solchen Drachen gesehen, geschweige denn getötet. Bei einem Angriff der Drachen gelingt es allerdings Hiccup, ein solches Exemplar durch eine Wurfwaffe aus der Luft zu schiessen. Als er am nächsten Tag an einem entfernten Ort der Insel sein Opfer findet, bringt er es nicht übers Herz, den verwundeten Drachen zu töten. Stattdessen freundet er sich mit ihm an und lernt Verhaltensmerkmale, die ihm bei seiner Ausbildung zum Drachentöter hilfreich sind. Doch vor allem findet er heraus, dass der Krieg zwischen Wikingern und Drachen unnötig ist. Derweil treibt Stoick die Ausrottung der Drachen voran.
Die Filmemacher begeistern vor allem durch die charmanten Figuren, in erster Linie Hiccup und sein Drache, und den wirkungsvollen Einsatz der 3D-Technologie. Wie die Geschichte vom jungen Wikinger, der seinen Platz in der Gesellschaft finden muss, ausgeht, wird nicht weiter überraschen. Gradlinig treiben die Regisseure und Drehbuchautoren Dean DeBlois und Chris Sanders die Handlung voran und achten dabei auch nicht gerade sonderlich auf die Details. Stechen die kampflustigen Wikinger mit drei Booten in die erste Schlacht, von der fast das ganze Dorf in einem einzigen, arg beschädigten Boot zurückkehrt, füllen sie für den zweiten Feldzug um die 50 Schiffe. Auch einige der humorvollen, augenzwinkernden Momente sind ein wenig zu hastig eingestreut.
DeBlois und Sanders erwarten wohl, dass solche Kleinigkeiten kaum auffallen, wenn sie ausreichend durch die visuellen Eindrücke verzaubern. Das ist ihnen auch meist sehr eindrücklich gelungen. Ziemlich unaufdringlich wird der Raum ausgefüllt und den Menschen, Tieren und Gegenständen eine beinahe fassbare Textur verliehen. Besonders imposant sind der gekräuselte Bart und die Haare von Stoick. Ausserst wirkungsvoll sind natürlich auch die Flüge auf dem Drachen, die so richtig das Eintauchen in den Film ermöglichen. Als visueller Berater wird übrigens Kameramann Roger Deakins («A Serious Man», «The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford», «The Shawshank Redemption») aufgeführt.
Fazit: «How to Train Your Dragon» ist ein feuriges, rasantes und umfassendes Erlebnis für Freunde von Drachen und Wikingern.
Bewertung:
(Bilder: © 2010 DreamWorks Animation L.L.C. All Rights Reserved.)