Rache hat ihren Preis.
Wenn ein Regisseur nach der Kinoauswertung einen Film noch einmal verändert, wird er für gewöhnlich länger. Nicht so im Fall von «Ashes of Time», dem philosophischen Martial-Arts-Meisterwerk von Wong Kar Wai («My Blueberry Nights»). Für seine «Redux»-Version musste der Regisseur das Drama regelrecht vor dem Zerfall retten und frischte es für die Wiederaufführung am Filmfestival von Cannes 2008 durch eine neue Struktur und überarbeitete Musik von Yo-Yo Ma auf.
Liebe, Eifersucht, Neid und Enthaltsamkeit sind die dominierenden Themen in der bildstarken Meditation über einen Schwertkämpfer (Leslie Cheung), der sich in die Wüste zurüchgezogen hat. Er erklärt zuerst einem Kunden, dass töten ganz leicht sei, um sich dann gleich zu widersprechen. Sonst würde er schliesslich nicht seine Dienste als Auftragsmörder anbieten. Danach verliert er sich in seine Gedanken über die Liebe seines Lebens, die er gerne vergessen würde. Die Ursache für alle Probleme sei sowieso das Gedächtnis.
Die ziemlich verschlungene Handlung mit Doppelgängern und einer stark verstückelten Struktur lässt sich nicht wirklich logisch nacherzählen. «Ashes of Time Redux» ist eine eigentlich Dekonstruktion des Martial-Arts-Genres und ein stilisiertes, bildstarkes Verwirrspiel, dass mehr auf einer emotionalen Ebene seine Wirkung entfaltet. Wong und sein Kameramann Christopher Doyle verfremden die Eindrücke durch Farbfilter und verstärken das poetische Erscheinungsbild durch zwischen zärtlich und betörend schwebender Musik. «Ashes of Time Redux» ist ein nur mit uneingeschränkter Aufmerksamkeit entschlüsselbares Puzzle, das sich ideal für wiederholte Betrachtung eignet.
Als Bonusmaterial sind auf der Blu-ray-Disc 86 Minuten Interviews mit Wong, Christopher Doyle und den Hauptdarstellern Tony Leung Chiu Wai, Carina Lau und Charlie Young enthalten sowie ein daraus angefertiger, 14-minütiger Beitrag über die neue Fassung. Eine kleine Qual sind zwei vermutlich französische Interviewer, die Wong für 25 Minuten befragen und keine einzige Frage sauber oder wenigstens verständlich formulieren können. Der Regisseur zeigt sich allerdings sehr geduldig und gibt gibt aufschlussreiche Antworten über die Restauration, die neue Filmmusik, die Restrukturierung und besonders die Dreharbeiten und die Themen im Film.
Die Blu-ray-Disc besticht sowohl hinsichtlich Bild- und Tonqualität. Die Aufnahmen des Kamera-Virtuosen Doyle werden bezüglich Schärfe, Kontrast und Farbwerten tadellos wiedergegeben. Die Tonspur in DTS-HD 5.1 begeistert durch eine wunderbare Abmischung der Effekte und eine traumhafte Wiedergabe der Filmmusik. Einzig die Dialoge sind ab und zu ein wenig dumpf.
Bewertung:
Bild-/Tonqualität (Blu-ray):
Bonusmaterial (Blu-ray):
(Bilder: © Splendid Film)