Is this all pigeon shit?
Ein wenig zu bedauern ist der von Matt Damon («Invictus») gespielte Offizier Roy Miller ja schon. Da wird er in den Irak geschickt, um Massenvernichtungswaffen zu finden. Und was entdeckt er tatsächlich? Jede Menge Taubenscheisse und Einheimische, die nicht wirklich über die Einmischung der USA erfreut sind. Wirklich überraschend sind die Erkenntnisse aus dem Kriegsfilm «Green Zone» höchstens noch für die ganz blinden Anhänger von George W. Bush und seinen Komplizen. Das ist vermutlich der Grund, weshalb Regisseur Paul Greengrass («The Bourne Ultimatum») die an und für sich politische Geschichte in einen banalen Action-Thriller mit einem völlig hirnverbrannten Schlussgefecht verpackt hat.
Am 20. März 2003 sind die USA und einige Verbündete in den Irak einmarschiert. Grund dafür sei gewesen, dass Saddam Hussein über Massenvernichtungswaffen (WMD) verfügt hat. Dabei war schon damals klar, dass US-Aussenminister Colin Powell bei seinem Auftritt vor dem Sicherheitsrat der UNO im Februar 2003 wahrscheinlich im Besitz von mehr Anthrax war, als sich im Irak zu diesem Zeitpunkt hätten finden lassen. Nach dem Einmarsch bestand eine Aufgabe der US-Truppen darin, die angeblichen WMD zu finden. Im fiktionalen Thriller «Green Zone» führt Offizier Roy Miller (Matt Damon) eine Einheit, die solche WMD aufspüren soll. Dabei stossen sie zwar noch auf Widerstand von vereinzelten Scharfschützen, aber chemische oder biologische Waffen entdecken sie natürlich nicht.
Miller ist langsam frustiert über die Informationen die er von seinen Vorgesetzten erhält: «There is a problem with the intelligence, Sir!» Bei diesem Briefing wird der lokale CIA-Leiter Martin Brown (Brendan Gleeson, «Troy») auf den impulsiven Miller aufmerksam und spannt ihn für seine Dienste ein. Ein wenig verzweifelt möchte auch Lawrie Dayne (Amy Ryan, «Gone Baby Gone»), eine Journalistin des Wall Street Journal, Beweise für den Kriegsgrund sehen. Schliesslich waren die Medien dafür verantwortlich, dass die Politiker und Bürger der USA von der Notwendigkeit des Kriegs überzeugt wurden. Doch vor Ort wird sie von Clark Poundstone (Greg Kinnear, «Little Miss Sunshine»), einem Agenten des militärischen Nachrichtendienstes, immer nur vertröstet. Miller stösst schliesslich auf einen Bein-amputierten Iraker (Khalid Abdalla), der ihn bei seinen Untersuchungen hilft.
An der handwerklichen Umsetzung lässt sich nicht viel aussetzen. Ausser man stört sich an der zu nervösen Handkamera oder ganz allgemein dem aus «The Bourne Ultimatum» bekannten Stil. Die Aufnahmen stammen vom Kriegsfilm-erprobten und für «The Hurt Locker» für einen Oscar nominierten Kameramann Barry Ackroyd. Für den kompakten Schnitt war der für «The Bourne Ultimatum» mit einem Oscar ausgezeichnete Christopher Rouse verantwortlich. Auch die Nachbildung des kriegsverwüsteten Bagdad ist – zumindest den aus dem Fernsehen bekannten Aufnahmen nach zu urteilen – auch täuschend echt gelungen. Die Schauspieler lassen ebenfalls keine Wünsche offen.
Aber «Green Zone» ist eben nicht einfach ein oberflächlicher Kriegsthriller, sondern versucht gleichzeitig auch noch Aufklärung und Verarbeitung zu betreiben. Das führt dazu, dass das Drehbuch von Brian Helgeland («Payback») voller schwerfälliger Dialogszenen ist, in denen der Hintergrund des Kriegs erklärt wird. Für diese einschläfernden Schulstunden sollen dann vermutlich die rasant inszenierten Schiessereien entschädigen. Dazwischen werden noch ganz uneindeutig die Botschaften vermittelt, dass im Irak keine WMD hergestellt wurden und die anschliessende politische Einmischung zu massiven internen Spannungen geführt hat. Die Folgen davon sind regelmässig in den Nachrichten zu erfahren.
Als Vertreter für die irakische Bevölkerung darf der kriegsversehrte Iraker («call me Freddy») den ahnungslosen Miller über seine Interessen am eigenen Land aufklären («Whatever you want here, I want more than you want») und ihm am Schluss eine deutliche Lektion in Selbstbestimmung erteilen. Brown und Poundstone dienen derweil als Schablonen für die Differenzen zwischen den einzelnen Abteilungen innerhalb der verschiedenen Geheim- und Nachrichtendienste der USA. Miller: «I thought we were on the same side.» Poundstone: «Don’t be naive.» Matt Damon schliesslich spielt den durchschnittlichen Soldaten, der fest an seine eigene und die Ehrenhaftigkeit der Armee glaubt: «The reason we go to war always matters.» Wenigstens ist die Propaganda in «Green Zone» so verwurstet, dass sie kaum mehr erkennbar ist.
Fazit: «Green Zone» ist ein eine professionell inszenierte, aber durch den einfältig vermittelten Inhalt überflüssige Untersuchung der Folgen einer politischen Lüge.
Bewertung:
(Bilder: © 2010 Universal Pictures International Switzerland)