12/2010: Rituale sprengen und Drachen zähmen

«Zwerge sprengen»

Da soll noch jemand die Übersicht behalten. Gleich sieben Filme kommen heute neu in die Deutschschweizer Kinos. Davon habe ich gerade einmal zwei gesehen. Die kann ich dafür vorbehaltlos empfehlen. Für eine köstliche Dekonstruktion der vermeintlich aufgeschlossenen Vorstadt-Beschaulichkeit sorgt Christof Schertenleib in «Zwerge sprengen». Bedeutend weniger tiefgründig, dafür eindrücklich dreidimensional zähmt ein kleiner Wikinger in «How to Train Your Dragon» einen gar nicht so fürchterlichen Drachen.

Was gibt es sonst noch? Doris Dörrie bietet mit «Die Friseuse» eine Komödie über Schönheitsideale. John Travolta jagt in «From Paris with Love» mit schnellen Autos durch Paris. Der wievielte Auto-Fetisch-Film von Luc Besson ist das ëigentlich schon? Um körperliche Leidenschaften dreht sich das französische Drama «Partir» mit Kristin Scott Thomas, in dem Sergi Lopez wieder einmal den Liebhaber spielen darf. In «Remember Me» ist Robert Pattinson («Twilight») als rebellischer junger Mann mit angespannter Beziehung zu seinem Vater zu sehen. Ansehen werde ich mir bestimmt noch «The Blind Side». Nicht unbedingt wegen Sandra Bullock, sondern eher weil viel zu wenige Football-Filme in den Schweizer Kinos zu sehen sind.

Meine weiteren Empfehlungen: Von den weiterhin gezeigten Filmen sollte man sich auf keinen Fall die Meisterwerke «A Serious Man» von Joel und Ethan Coen, «Up in the Air» von Jason Reitman, «Shutter Island» von Martin Scorsese und «An Education» von Lone Scherfig entgehen lassen. Die Coens amüsieren sich in ihrer schwarzen Komödie über Menschen, die immer eine Erklärung brauchen. «Up in the Air» ist eine treffsichere Tragikomödie mit brillanter Inszenierung, bissigen Dialogen und grandiosen Schauspielern. Martin Scorsese hat einen fesselnden psychologischen Thriller über Wahrheit und Wahnsinn inszeniert. Das gefühlvolle Drama von Scherfig und Drehbuchautor Nick Hornby wagt sich in die zerbrechliche Gefühlswelt einer jungen Britin in den 60er-Jahren. Auf alle Fälle sehenswert ist auch das überwältigende Sozialdrama «Precious» mit starken Leistungen der beiden Hauptdarstellerinnen Gabourey Sidibe und Mo’Nique. Trotz einigen handwerklichen Schwächen lohnt sich auch «Invictus» von Clint Eastwood.

(Bild: © Filmcoopi)

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