23/2010: Berlusconi, Studiofilme gegen rundes Leder

Silvio Berlusconi in «Videocrazy»

Am Freitag beginnt in Südafrika endlich der Ball zu rollen. Dann richtet sich auch die Aufmerksamkeit der meisten Schweizer auf das Geschehen auf dem Rasen. Trotzdem wagen sich heute vier Filme neu in die Deutschschweizer Kinos. Die richten sich wenig überraschend nicht direkt an das durchschnittliche Publikum und riskieren daher nicht unbedingt ein viel schlechteres Abschneiden als an einem anderen Wochenende des Jahres. Erik Gandini zeigt etwa im seinem Dokumentarfilm «Videocracy», wie Silvio Berlusconi seine Medienkanäle zur Ausdehnung seiner politischen und industriellen Machtstellung missbraucht.

Dann haben deutsche Produzenten zusammen mit irischen einen Kinderfilm gedreht, der je nach belieben «The Race» oder «Das grosse Rennen» heisst und der von einem von Seifenkistenrennen begeisterten Mädchen handelt. Der Vater wird von Colm Meaney («Law Abiding Citizen», «The Damned United») gespielt. Unterschiedliche Titel gibt es auch für die beiden übrigen Filme, zwei serbische Koproduktionen. Im Drama «Medeni mesec» («Hooneymoons») verlassen zwei junge, frisch verliebte Paare – eines aus Serbien, das andere aus Albanien – ihre Heimat auf der Suche nach einem besseren Leben in Westeuropa. In der Tragikomödie «Tamo i ovde» («Here & There») reist ein New Yorker nach Serbien, wo er eine Frau heiraten soll, damit sie die Aufenthaltsbewilligung für die USA erhält.

Meine Empfehlungen: Von den weiterhin gezeigten Filmen sollte man sich auf keinen Fall die langlebigen Meisterwerke «A Serious Man» von Joel und Ethan Coen (21. Woche), «Up in the Air» von Jason Reitman (19. Woche) und «Shutter Island» von Martin Scorsese (15. Woche). Die Coens amüsieren sich in ihrer schwarzen Komödie über Menschen, die immer eine Erklärung brauchen. «Up in the Air» ist eine treffsichere Tragikomödie mit brillanter Inszenierung, bissigen Dialogen und grandiosen Schauspielern. Martin Scorsese hat einen fesselnden psychologischen Thriller über Wahrheit und Wahnsinn inszeniert.

Auf alle Fälle sehenswert sind auch der höchst unterhaltsame Dokumentarfilm «David Wants to Fly» von David Sieveking, der verführerische Thriller «Chloe» von Atom Egoyan und das überwältigende Sozialdrama «Precious». Trotz einigen handwerklichen Schwächen lohnt sich auch «Invictus» von Clint Eastwood.

(Bild: © Filmcoopi)

1 comment

  1. “Videocracy” dürfte auf jeden Fall einen Gang ins Kino lohnen. Ich packe schon mal meinen gesammelten Zynismus ein und freue mich riesig auf ein wenig Häme…

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