Mein Stern lässt mich nicht im Stich.
In diesem Jahr ist ein Schwerpunkt des Neuchâtel International Fantastic Film Festival dem fantastischen Schweizer Film gewidmet. Der einzige Film, den ich mir aus diesem Programm angesehen habe, ist vermutlich nicht das beste Beispiel für die Produktionen in diesem Bereich. «Die ewige Maske» (1935) von Werner Hochbaum ist nämlich eine Co-Produktion mit Österreich, die zwar in Basel spielt, aber vollständig in Studios in Wien entstanden ist und dadurch ziemlich steril wirkt. Faszinierend sind immerhin die fantastischen Elemente, die Ausflüge in die Psyche.
In Basel ist gerade das Zentralkrankenhaus wegen einer Meningitis-Epidemie vollkommen überfüllt. Professor Tscherko (Peter Petersen) ist nahe an der Verzweiflung, weil er den vielen Patienten nicht helfen kann. Die Rettung könnte vom jungen Assistenzarzt Dr. Dumartin (Mathias Wieman) kommen, der ein Serum entwickelt hat, dass die Krankheit stoppen kann. An Menschen hat er das Wundermittel allerdings noch nicht getestet, und Tscherko verbietet aus ethischen Gründen den Einsatz eines nicht einwandfrei geprrüften Mittels an Patienten. Doch Dumartin entscheidet, dass keine Zeit für einen Selbsttest bleibt und injiziert das Mittel dem sterbenden Patienten Negar (Franz Schafheitlin).
Das Mittel scheint zu wirken, doch Negar stirbt trotzdem. Frau Negar (Olga Tschechowa) wirft Dumartin vor, ihren Mann durch ein fahrlässiges Experiment getötet zu haben. Der Arzt leidet schwer am Vorfall und taucht unter. Dabei wird bei der Autopsie festgestellt, dass eine Embolie die Todesursache war. Davon weiss Dumartin nichts und zerbricht immer mehr. Er beginnt Selbstgespräche zu führen und stürzt sch schliesslich von einer Brücke in sein Spiegelbild im Wasser, kann aber noch gerettet werden. Im Spital streiten Tscherko und der junge Arzt Dr. Wendt (Tom Kraa), wie der sich nicht mehr selbst erkennende Dumartin wieder von seinen Ausflügen in die Zwischenwelt geheilt werden kann.
«Die ewige Maske» (am NIFFF war die Kopie mit «Die Schicksalsstunde eines Arztes» übertitelt) ist ein leicht zwiespältiges Werk. Durch die Produktion in einem Studio fehlt es dem Film ein wenig an glaubwürdiger Atmosphäre. Zum etwas sterilen Eindruck tragen ausserdem die ziemlich steifen Schauspieler bei, die sich aber vielleicht auch einfach durch die übermässig melodramatischen Dialoge («Ich fühle… es geht mit mir zu Ende.») nicht wirklich entfalten können. Haben Menschen Mitte der 30er-Jahre wirklich so starr gesprochen? Oder waren die Filmtechniker, Drehbuchautoren und Schauspieler einfach noch vom keine 10 Jahre zuvor eingeführten Tonfilm überfordert?
Auch die Hintergrundgeschichte mit dem Kampf zwischen dem konservativen, vielleicht auf überholte Regeln beharrenden alten Professor und den jungen Wissenschaftlern, die durch ihre mutige Forschung alte Denkstrukturen über den Haufen werfen, ist nicht wirklich ganz überzeugend geschildert. Dieser Generationenkonflikt lenkt auch ein wenig vom eigentlich zentralen Thema der psychischen Erkrankung ab. Das war aber möglicherweise durchaus beabsichtigt, damit die für diese Szenen eingesetzten Tricktechniken nur für einen beschränkten Teil des Films verwendet werden mussten. Für die expressionistische Darstellung der Halluzinationen wurden hauptsächlich Mehrfachbelichtungen verwendet.
Die Betrachtung der gespaltenen Persönlichkeit von Dumartin ist durchwegs fesselnd. Da er nicht mehr weiss, wer er ist, begibt er sich auf die Suche nach sich selbst. Auf den Hinweis von Tscherko, dass er selbst Dumartin sei, kann er nur völlig verwirrt entgegnen: «Wer ist selbst? Ich bin nicht selbst.» In seinem Kopf verirrt er sich in einer Gedankenwelt, in der er verschiedenen Personen aus seinem Leben begegnet, die er je nach Erfahrung als hilfreich oder hinderlich einstuft. Die Ärzte im Krankenhaus bemühen sich derweil mit verschiedenen Überlegungen und Versuchen, Dumartin zu heilen.
Bewertung:
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