I don’t think we have much to say to each other.
Viel zu sagen haben sich der College-Absolvent Ben Braddock (Dustin Hoffman) und die ungefähr doppelt so alte Mrs. Robinson (Anne Bancroft) wirklich nicht. Dennoch lässt die Freundin seiner Eltern den unsicheren jungen Mann einfach nicht gehen, nachdem er sie nach Hause gefahren hat. Da ist sich Ben plötzlich sicher: «Mrs. Robinson, you’re trying to seduce me.» Da kann sie nur lachen, wodurch er wieder verunsichert wird.
Die oben abgebildete Szene und beschriebene aus «The Graduate» hat aber nicht nur wegen dem häufig zitierten Satz Filmgeschichte geschrieben. Das Bild und das Zitat bringen den Film nämlich nur beschränkt auf den Punkt. Die Affäre des Schulabgängers mit der verheirateten Frau bildet zwar ein zentrales Element der Handlung, dient aberin erster Linie zur Darstellung der Orientierungslosigkeit der Gesellschaft Ende der 60er-Jahre. Gelangweilt und ziellos kehrt der ausgezeichnete Student ins Elternhaus zurück.
Rasch rutscht Ben in eine Affäre mit der verheirateten Freundin seiner Eltern. Die erste Stunde des Films behandelt diese Beziehung, der sich die beiden Liebhaber ziemlich leidenschaftslos hingeben. Der Versuch einer Unterhaltung zwischen den beiden Generationen scheitert grandios. Dann taucht plötzlich Elaine (Katharine Ross), die Tochter von Mrs. Robinson. Von seinen Eltern und Mr. Robinson wird Ben gegen den Willen von Mrs. Robinson zu einer Verabredung gedrängt. Obschon sich Ben zunächst abscheulich verhält, verlieben er sich doch in Elaine. Doch dagegen schreitet Mrs. Robinson energisch ein.
Die Inszenierung von Regisseur Mike Nichols verschmilzt mit der Musik von Simon and Garfunkel zu einem zeitlosen Meisterwerk. Das variantenreiche Spiel von Dustin Hoffman, Anne Bancroft und Katharine Ross und die ausgeklügelten Kameraeinstellungen und Schnittfolgen bieten bei jeder neuen Betrachtung ausreichend Raum für Entdeckungen. Kühn ist nicht nur die Inszenierung, sondern auch die verknappte Schilderung der zweiten Beziehung. Die Tochter taucht nämlich erst relativ sehr spät auf. Nach nur einem gemeinsamen Abend soll sich Ben dann unsterblich verliebt haben. Die Wucht, mit der sich Ben in die verbotene Liebe stürzt, muss wohl auch als Teil des Aufstands gegen die Generation der Eltern verstanden werden.
Gross und blond hätte die Titelfigur in «The Graduate» gemäss Vorlage von Charles Webb eigentlich sein sollen. Stattdessen wurde die Rolle des orientierungslosen Jünglings mit Dustin Hoffman besetzt – ohne Zweifel eine der gelungensten Fehlbesetzungen der Filmgeschichte. Mühelos verkörpert der damals bereits 29-jährige Hoffman den eigentlich acht Jahre jüngeren Studenten und vollzieht den von seiner Figur verlangten Wandel der Emotionen von Unsicherheit über Nonchalance bis Zorn mit Bravour. Besondere Beachtung verdient sein leises Winseln, mit dem er gelegentlich sein Unbehagen ausdrückt.
Die wie die «Arthaus Premium»-DVD ausreichend ausgestattete Blu-ray-Disc bietet zwei Retrospektiven (22 und 12 Minuten), ein Interview mit Charles Webb (20 Minuten) sowie Filmanalysen (insgesamt 20 Minuten). Eine Seltenheit für einen Hollywood-Film ist der deutschsprachige Audiokommentar, gesprochen von Filmwissenschaftler Thomas Koebner. Aufmerksam und genüsslich erklärend begleitet der Filmexperte durch die Handlung, beschränkt sich aber ein wenig allzu sehr auf die blosse Beschreibung der Szenen.
Die Blu-ray-Disc von «The Graduate» bietet zudem ebenso wie die DVD sehr gute Bildqualität. Besonders die kalifornische Sonne scheint in blendendem Glanz. In den dunklen Szenen ist leichtes Rauschen vorhanden, das aber vermutlich der Qualität des vorhandenen Filmmaterials entspricht. Die Tonspur in Stereo DTS-HD Master Audio gibt die Dialoge und die Musik klar wieder.
Bewertung:
Bildqualität (Blu-ray):
Tonqualität (Blu-ray):
Bonusmaterial (Blu-ray):
(Bilder: © Kinowelt Home Entertainment)
Hach ja, ein Klassiker. Ich war schon von der Tauchszene an überzeugt, dass das ein super Film ist.
Und wo du von Audiokommentar sprichst: mir fällt gerade auf, dass ich davon gar keine DVD habe. Schockschwerenot.